Review: Wenig Neues bei The National (13.06.2022, Hamburg)

Als The National das letzte Mal 2019 beim Stadtpark open Air in Hamburg aufgetreten sind, hatten sie ihr jüngstes Werk „I Am Easy To Find“ dabei, dementsprechend frisch gestaltete sich auch die Setlist. Kaum zu vergleichen der Abend des 13.6.22. Eine Setlist, die jeden langjährigen The National Fan zu Tränen gerührt haben dürfte, denn es geht vor allem durch die älteren Klassiker der Bands.

Courtney Barnett (Foto: Thea Drexhage bs! 2022)

Bevor es soweit ist übernimmt jedoch erstmal die wundervolle Courtney Bartnett die Open Air Bühne mit einem knapp 30-minütigen Set. Die australische Musikerin performt unter anderem Stücke wie „Avant Gardener“. Während die Musik von Courtney Barnett sehr unaufgeregt daher kommt, liegt ihre Stärke vor allem in den Texten. Trocken, humorvoll und realitätsnah erfordern sie gutes Zuhören, um die Brillanz ihrer Musik gänzlich wertschätzen zu können. Das Stadtparkpublikum kann das und ist mehr als zufrieden.

The National (Foto: Thea Drexhage bs! 2022)

Nur eine halbe Stunde später geht es mit The National weiter. Ein seliger Matt Berninger betritt die Bühne und sinniert erst einmal über die speziellen Bierbecher der Location. „Not sure if these are cool or dorky, but I’ll take a bunch of them home”, freut er sich. Und dann geht es los. Mit “Don’t Swallow The Cap”, einem der vermutlich großartigsten Songs der Band startet das Set und die Gäste sind sofort bei der Sache. Während Berninger schon immer ein sehr spezieller Performer war, der nicht immer zu wissen scheint, was genau er auf der Bühne eigentlich treiben soll, wirkt er an diesem Abend gesammelter als sonst, was die Show in einem weiteren Punkt zu einer sehr Besonderen macht. Schon an dritter Stelle der Setlist steht „Bloodbuzz Ohio“ und erste Interaktionen mit dem Publikum entstehen. Hit jagt Hit. Lediglich 2 Songs entstammen den letzten beiden Alben. Dafür gibt es neben all den Klassikern auch brandneues Material. „Haversham“ und „Ice Machines“ werden live präsentiert und vor allem der zweite schafft es, durch seinen mitreißendem Drive, die Menge zu überzeugen.

„The next one is a creepy one“ – „Not if you are the stalker. Then it’s perfectly normal!“

Es folgt Green Gloves. Die Ansagen an diesem Abend bleiben kurz und knackig. Viele Songs werden Freunden der Band in Deutschland gewidmet. Um 22 Uhr ist Schicht im Schacht im Stadtpark, daher gibt es kaum Zeit zu vertrödeln.Die Dessner-Brüder und der Rest der Band machen wie gewohnt einen wahnsinnig guten Job. Einziges Manko im Stadtpark ist wie immer die Lautstärke. Bedingt durch die Lage sind die Abende in der sonst wunderschönen Location immer sehr leise. Dadurch kann der schiefe Mitgesang des Nachbarn schonmal Berningers Bariton überschatten und auch die Gespräche der umstehenden Leute sind störender, als sie sein müssten. Ansonsten gibt es am Sound allerdings nichts zu beanstanden.

The National (Foto: Thea Drexhage bs! 2022)

Ungewöhnlich an diesem Abend ist, dass das Set der Amerikaner nicht mit „Vanderlyle Crybaby Geeks“ und dem damit einhergehenden Publikumschor beendet wird. Dafür besteht die Zugabe aus dem energetischen „Mr. November“ und dem emotionalen „Terrible Love“ bevor das Set mit dem melancholischen „About Today“, dessen erste zarte Gitarrentöne der Menge bereits lauten Jubel entlocken, ein Ende findet.

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2022):

Courtney Barnett (Foto: Thea Drexhage bs! 2022)

Setlist Courtney Barnett:

  1. Rae Street
  2. Avant Gardener
  3. Need A Little Time
  4. Small Poppies
  5. Turning Green
  6. Elevator Operator
  7. Pedestrian At Best
  8. Write A List Of Things To Look Forward To

Setlist The National:

The National (Foto: Thea Drexhage bs! 2022)
  1. Don’t Swallow the Cap
  2. Mistaken For Strangers
  3. Bloodbuzz Ohio
  4. The System Only Dreams in total Darkness
  5. I Need My Girl
  6. This is the last Time
  7. Slow Show
  8. Birdie
  9. Green Gloves
  10. Lemonworld
  11. Conversation 16
  12. Appartment Story
  13. Haversham
  14. Light Years
  15. Pink Rabbits
  16. England
  17. Graceless
  18. Fake Empire
    Encore
  19. Ice Machines
  20. Mr. November
  21. Terrible Love
  22. About Today

Links:
Courtney Barnett
The National

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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