Preview: Sólstafir auf Visite in Hamburg (2023)

Ein Vierteljahrhundert, nachdem Sänger/Gitarrist Aðalbjörn „Addi“ Tryggvason das atmosphärische isländische Metal-Quartett Sólstafir mitbegründet hat, halten sie sich immer noch an ihre Kardinalregel – dass es keine Regeln gibt. Für sie ist es ganz natürlich, einen epischen 10-Minuten-Song ohne den traditionellen Wechsel zwischen Strophe und Refrain zu schreiben. Obwohl sie zwei Alben in englischer Sprache aufgenommen haben, singt Tryggvason hauptsächlich in seiner Muttersprache, und sein Gesang ist ebenso sehr ein Instrument wie ein Gefäß für Worte. Ihre Videos zeigen die Band und die isländische Welt, in der sie sich bewegen.

Sólstafir (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

In der Welt von Sólstafir schwirren so unterschiedliche Künstler*innen wie die Beatles, Kraftwerk, Darkthrone, Ennio Morricone und Billy Corgan herum, und solche Einflüsse sickern in ihren musikalischen Äther. Witzigerweise erinnert das Cover des aktuellen Albums „Endless Twilight of Codependent Love“ an ein berühmtes Albumcover der Smashing Pumpkins. Das 1864 von Johann Baptist Zwecker gemalte Aquarell „The Lady of the Mountain“ ist die weibliche Verkörperung Islands.

Sólstafir (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Während sich die frühen Texte von Sólstafir mit der nordischen Mythologie und der Kritik an der organisierten Religion befassten, erforschen neuere Songs ihre spirituelle Verbindung mit der Natur und in letzter Zeit auch schwere Themen wie Depressionen, Alkoholismus und die Tatsache, dass vor allem Männer kaum über diese Dinge sprechen, weil sie fürchten, als schwach angesehen zu werden.

Obwohl die Texte der Band überwiegend auf Isländisch sind, hindert das die Zuhörer*innen nicht daran, die emotionale Kraft ihrer Musik zu spüren. Es heißt, dass viele Fans den Schmerz nachempfinden können, auch wenn sie nicht unbedingt die Inhalte der Lieder verstehen. Zwar ist die Veröffentlichung des letzten Sólstafir-Albums „Endless Twilight of Codependent Love“ schon drei Jahre her, durch bekannte Schwierigkeiten gibt es jedoch erst jetzt die Chance, das jüngste Material in Europa zu betouren.

Die Dates:

  • 19.11.2023, Hamburg, Uebel und Gefährlich

Veranstalter:
Karsten Jahnke Konzertdirektion

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Preview: Das Reeperbahn Festival geht in die 19. Runde (18.-21.09.2024, Hamburg)

Vom 18. bis 21. September 2024 ist es wieder...

Preview: Mein Album, Mein Film, Mein Buch – Gianna Nannini live (2024)

Wenn Frau lange keine medialen Spuren hinterlassen hat und...

Preview: Kovacs lockt mit verruchter Anziehungskraft [2024]

Sharon Kovacs ist ein rätselhaftes Phänomen. Die aus den...

Preview: Liebe ist geiler scheiß – Idles auf Tour (2024)

Idles haben sich im Laufe der letzten Jahre weltweit...