Review: Andrea Bignasca – eine goldenen Prise Wüstensand (01.04.2017, Einsiedeln CH)

Samstagabend, das Mauz in Einsiedeln lädt zu seinem zweiten Streich. Aufgetischt wird ein weiterer Leckerbissen aus der Schweizer Musiklandschaft, genauer gesagt aus dem sonnigen Tessin: Andrea Bignasca, der mit seiner Band den gut gefüllten Saal in Glück baden lässt.

Andrea Bignasca (Foto: Judith Sander bs! 2017)

Musikalisch gesehen ist Andrea Bignasca kein unbeschriebenes Blatt; so begleitet ihn die Leidenschaft zur Musik fast sein gesamtes Leben: Aufgewachsen mit der Musik von Bruce Springsteen, Tom Petty, Tom Waits oder auch Stephen Stills (an dieser Stelle ein Dank an die Eltern an die exzellente musikalische Einflussnahme) beginnt er mit sieben Jahren Schlagzeug zu spielen. Zehn Jahre später tauscht er das Schlagzeug gegen eine Gitarre und beginnt seine Stimme autodidaktisch zu entfalten. Nach einigen musikalischen Zwischenstationen entschließt sich Andrea Bignasca 2012 von nun an Solopfade zu beschreiten und von der Musik zu leben.

Eine Entscheidung,
für die wir sehr dankbar sind,

denn sie bescherte allen BesucherInnen einen unvergesslichen Abend im Mauz. Andrea Bignasca, das steht für authentischen Blues-Rock, dazu eine Prise Songwriter Einfluss, zusammengebraut mit einer gehörigen Portion Leidenschaft, Emotionen und verdammt viel Herzblut. Auf der Bühne stehen vier Musiker, die ihre Instrumente perfekt beherrschen, die Freude am Spielen ausstrahlen und auf ganz verschiedene Arten transportieren. Während Andrea Bignasca die Musik mit vollem Körpereinsatz lebt, bilden seine drei Bandkollegen gleichsam den ruhigen Gegenpol auf der Bühne.

Andrea Bignasca (Foto: Judith Sander bs! 2017)
An dem Abend im Mauz spielt die Band die gesamte Bandbreite: von eher rockig-bluesigen Songs, die mitreißen, kein Bein stillstehen lassen und jedem ein dickes Grinsen ins Gesicht zaubern bis hin zu ruhigen Balladen, die nachdenklich stimmen und es im Saal ganz ruhig werden lassen. Beherrscht wird die Musik von der unglaublich wandlungsfähigen und mitreißenden Stimme Andrea Bignascas: Es ist diese kraftvoll-rau-knarzige Stimme mit einer goldenen Prise Wüstensand auf den Stimmbändern, die die Musik unverwechselbar macht. Und diese Stimme verfügt über ein gigantisches Spektrum: von machtvoll-dynamisch aus den Tiefen der Seele kommend springt sie von unten quer durch die Brust ins Herz der ZuhörerInnen. Beim nächsten Song schleicht die Stimme leise sanft umschmeichelnd fragil von der Bühne, umgarnt die Zuhörenden und nimmt sie mit auf eine Reise in ruhige, berührende Gewässer.
Andrea Bignasca (Foto: Judith Sander bs! 2017)

Zusammen mit der charakteristischen Bühnenpräsenz Andrea Bignascas, der Spielfreude der Band und der eindrucksvollen Stimme, entsteht so eine explosiv-emotionale Mischung. Gefühle werden vermusikalisiert, werden gleichsam als Einheit von der Bühne ins Publikum geschleudert und so für jede/n einzelne/n plastisch erleb- und spürbar. Und das spiegelt sich in den Gesichtern der ZuschauerInnen: Überall zufriedene Gesichter mit einem Lächeln, das die Lippen umspielt.

Mission in Einsiedeln erfüllt!

Galerien (by Judith Sander bs!):

Andrea Bignasca (Foto: Judith Sander bs! 2017)

Setlist:

  1. The Waiting
  2. The Burning And The Flood
  3. Dance Senorita
  4. Knockin‘ ‘Em Eown
  5. More Than Kisses
  6. Tom Waits
  7. Gone
  8. Graced
  9. Plunged
  10. Trouble
  11. Roll Out Mama
  12. Lump In Your Throat
  13. Medley

Links:
www.bignascaandrea.com
www.facebook.com/bignascaandrea

 

Judith Sander
Judith Sanderhttps://www.be-subjective.de
Es gibt Sucht-Charaktere, die entsagen und es gibt andere, die setzen sich ins Epizentrum ihres Verlangens. Nein, Judith ist keine Schweizer Taschenmesserwerferin, sie ist bekennend schokoladensüchtig und metzelt ohne zu zucken für ‘ne Toblerone oder Eiscreme oder Tobleroneeiscreme oder.. na jedenfalls: Die Frau ist echt Zucker, echt hart drauf, hat ein feines Näschen, legt sich für die richtigen Dinge ins Zeug, in die Kurve und nascht am allerliebsten an kleinen, unbekannten Bands in ruhiger Atmosphäre. Wer die olle Genießerin dennoch ans Messer liefern will, sperrt sie – in einen rosa Rüschen-Alptraum gehüllt – mit stinkenden Dränglern ins Musikantenstadl und nimmt ihr das letzte Milkyway weg.

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