Mannomann, das ist ganz schön kalt draußen. Das neue Jahr 2017 startet mit Kälte, Schnee, Glatteis, Matsch, Temperaturen, die gefühlt noch kälter sind und Erlebnissen in der Welt, die mensch wirklich nicht braucht. Kurzum: ganz schön holprig.
2017, gieb dir mehr Mühe!
Doch die Retter der menschlichen Hoffnung und der hoffnungsvollen Menschheit nahen. Zwei Bands, die in grauen und stürmischen Zeiten ein Licht erblicken lassen. Meine Lieblingshelden und Retter in der Not von Lacrimas Profundere haben sich ihre Freunde von A Life Divided mit ins Boot geholt und touren seit Mitte Januar im Doppelpaket. Ziel: Spread the word! Spread the music. Spread the hope. Spread the human hope.
❤ Hope Is Human ❤
Das Tourmotto “Hope Is Human” vereint ganz geschickt die Titel der aktuellen Alben beider Bands. So wurde aus dem Lacrimasprofunderischem “Hope Is Here” und dem Alifedividischem “Human” ein Motto, das es in sich hat: Hope Is Human. Daran ist alles richtig und gerade in schweren Zeiten sind Hoffnung und Menschlichkeit manchmal das Einzige, was dazu anhält, nach vorn zu blicken. Die Hoffnung ist eben menschlich.
An dem frostig nassen Samstag des 28. Januars machen beide Hoffnungsträger in einem der beiden ostdeutschen Haltepunkte Station: Leipzig. Der hier ansässige Hellraiser bekommt heute keinen Trash Metal um die Ohren, sondern etwas andere Musik. In welche Sparte man A Life Divided und Lacrimas Profundere stecken will, bleibt einem selbst überlassen. Im Fratzebuch liest man Metal/Gothic/Electro beziehungsweise Gothic Rock Metal. Für mich ist es, und so wird es auch immer bleiben, nur eins:
Musik, die bewegt.
Doch genug “Vorspann”. Trotz eisigster Temperaturen sammeln sich bereits Stunden vor Einlass allerhand frierende Menschlein, vorwiegend Weiblein, aber auch allerhand Männlein, die die Stangen des Metalltores zum Leipziger Hellraiser am liebsten durchnagen würden. Die Umgebung wirkt etwas grau. Ein paar Wohnhäuser, ein e.V., eine Haltestelle. Das war’s. Dafür kann mensch mühelos parken und noch einen heißen Tee trinken, den der mitdenkende Mitfahrer mitgebracht hat. Kurz vor 19.30 Uhr wird dann das heavy metal Tor geöffnet und mensch wartet ungeduldig an der nächsten Tür. Kurz weggeschaut und wieder zum Tor geschaut. Huch! Die Menschenschlange windet sich mittlerweile bis zur Straße.
Es wird definitiv voll.
Was heißt hier voll: Ausverkauft. Leipzig ist als erste Station der Hope Is Human Tour ausverkauft. Ausverkauft.
Ausverkauft!!!
Dementsprechend zügig ist der Saal des Hellraiser voll mit allerhand erfreuten ZuschauerInnen. Wer hier noch mal schnell ein Bier holen will, muss sich etwas gedulden. Denn auch hier unsere alte Bekannte vom Eingang: die Schlange. Dafür wird auf Nachfrage frischer Kaffee gekocht. Alles prima.
Here we come to reform you
Cutting down your size
We have come to destroy your selfish and narcissistic crimes
Gegen 20:30 Uhr startet dann der erste Headliner des Abends: Jürgen, Korl, Toby, Tony und Erik von A Life Divided. Gitarrist Tony Berger übernimmt somit seine erste ‚Schicht‘ des Abends. Als Herr der Saiten von A Life Divided und Lacrimas Profundere hat zwar doppelt zu tun, aber auch doppelt so viel Spaß.
Im Publikum stehen allerhand A-Life-Divided-T-Shirt-TrägerInnen neben denen mit Lacrimas-Profundere-Aufdruck. Optisch ist man hier parteiisch, doch wenn es um gute Musik geht, halten alle zusammen und feiern gemeinsam. Bereits bei den ersten Takten von “Lost” sind vor allem die ersten Reihen auf 180. Jede Liedzeile wird akribisch mitgesungen. Vor lauter Gesinge, Geklatsche, Gehopse und Geheyheys kann einem ganz schön schwindelig werden. Doch was soll ’s. Die Stimmung ist seit der Sekunde bombastisch. Leipzig, und auch alle die, die nicht aus Leipzig sind, aber heute nach Leipzig gefahren sind, wissen wie man den Hellraiser rockt.
For some reasons it’s not how it’s supposed to be
feels like searching for the way in a one way street
Mit Liedern vom neuen Album “Human” wie “Right Where I Belong”, “Drive” oder auch “My Apology” mischen die gut gelaunten Musiker ihr Publikum auf. Regelrecht erfrischt vergeht so Lied um Lied (leider) wie im Flug. Besonders das weibliche Publikum schaut leicht verliebt in Richtung Bühne. Verliebt in die Musik, die Stimmung, den Abend. Sänger Jürgen Plangger stampft charismatisch über die Bühne und hat das willige und musikhungrige Publikum fest im Griff. So animieren sich Band und Fans gegenseitig und schaukeln sich in eine fantastische fast 90-minütige Show rein.
Find it in you, raise your eyes
Look beyond the place you stand
Towards the furthest reaches
And to the smallest of things
With a head full of dreaming
I don’t care what they say
You don’t want me to leave?
I stay awake
Kurze Zeit später reißen dich die bis ins Knochenmark vordringenden Gitarren von “Awake” in die nächste musikalische Traumwelt. Zeit für Lacrimas Profundere! Zeit für Rob, Oli, Clemens, Christoph und Tony. Zeit für Hope Is Here. Das sympathische Quintett rockt professionell und energisch über die Bühne. Mit einer Setlist, die neben vielen aktuellen Stücken eine Reise quer durch alle möglichen Vorgängeralben macht, bleibt so (kaum1) ein Wunsch offen.
If you get hurt just go and tell someone else
Wer denkt, dass Lacrimas Profundere nur typische “Gothic Rock Metal” Klischees bedienen, der/die irrt. Mit ihrer ganz eigenen Mischung aus einer geballten Ladung an Emotionen, Melancholie, Hoffnung und der Sicherheit, dass nicht alles “laut” sein muss, fahren die Fünf ihre ganz eigene Schiene. So hören alle gespannt und gerührt hin, als Bassist Clemens und Sänger Rob akustisch und auch ganz leise “Black Moon”, das letzte Lied vom aktuellen Album “Hope Is Here”, vortragen. Leise geht unter die Haut. Lacrimas Profundere gehen noch weiter. (Wer die beiden als akustisches Doppelpack erleben will, sollte sich die Veranstaltungsreise “Rock Meets Silence” gut merken)
I’m just a moment in time
Yesterday is black, tomorrow is blind
Doch natürlich darf auch der Titeltrack “Hope Is Here” nicht fehlen. Hier taucht das Licht am Ende des dunklen Tunnels auf. Alle Sorgen scheinen lösbar. Die Hoffnung ist (wieder) da.
In der zweiten Hälfte schlagen sich die alten “Gassenhauer” in die Hände. “Again It’s Over”, “Amber Girl”, “My Mescaline” und, und, und. Mit “Pageant” gibt es noch einmal frischen Wind vom aktuellen Album – Ein cooles, rotziges Lied mit absolutem Hitpotential.
It’s so fascinating
Our fake parade
The need to know
It’s all the same
Das Publikum tanzt, rockt, singt und klatscht sich zu jeder Sekunde die Seele aus dem Leib. Man könnte meinen, dass es zu einigen Stücken noch mehr eskaliert. Aber das ist ja zum Glück Geschmackssache. Stellt Euch vor, es gäbe nur ein Lieblingslied … schrecklich.
Mit “Ave End” verabschieden sich die Helden vom Leipziger Publikum. Von den Stirnen fließt der Schweiß, die T-Shirts sind nass, die Arme fühlen sich auf einmal schwer an und die Stimme ist heiser als vorher. Aber eins ist sicher: Geil war’s. 2017 gibt Hoffnung.
Setlist A Life Divided:
- Lost
- Drive
- Change
- Right Where I Belong
- Walking
- On The Edge
- My Apology
- Own Mistake
- Burst
- Other Side
- Doesn’t Count
- Perpetual
- Inside Me
- Words
- Space (akustisch)
- Heart On Fire
- Last Dance
- Lay Me Down
Setlist Lacrimas Profundere:
- Awake
- Antiadore
- Her Occasion Of Sin
- The Worship Of Counting Down
- My Halo Ground
- Velvet Little Darkness
- Remembrance Song
- A Sigh
- Hope Is Here
- Black Moon
- Again It’s Over
- Amber Girl
- My Mescaline
- My Release In Pain
- Pageant
- Dead To Me
- Dear Amy
- A Pearl
- Ave End
Galerien (by Kristin Hofmann bs!):
Links:
A Life Divided
Lacrimas Profundere
Liedzitate:
“The Lost”, “Heart On Fire”, “Perpetual” – A Life Divided
“Awake”, “Her Occasion Of Sin”, “Hope Is Here”, “Pageant” – Lacrimas Profundere
Anmerkungen:
1 Fehlendes Wunschlied: „Head Held High“