Review: Respekt für diesen ASPekt – ASP live (30.01.2020, Hannover)

Wenn eine Band sich tatsächlich ASP nennt, stellt sich durchaus die Frage nach dem Warum? ASP lässt sich zum einen schwer aussprechen und die Bedeutung des Namens erschließt sich auch nicht, zumindest nicht auf den ersten Blick, und auf den zweiten auch noch nicht.

Two Minds Collide (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

Vielleicht wollte sich die Band nach einem großen Softwareanbieter benennen, durfte das aber nicht und musste daraufhin die Reihenfolge der Buchstaben ändern. Aah, das ist doch eine Theorie aus der Märchenwelt. Oder vielleicht steht ASP auch für eine Partei, die Alternative Soziale Partei. Das ist auch nicht glaubhaft, denn etwas mit „Alternative“ gibt es in Deutschland schon. Und das ist nicht bei allen beliebt. ASP könnte auch ein Medikament, ein Computerspiel oder der Name eines Automodells sein. Ist es aber nicht. Die Lösung ist so simpel wie einfach. ASP ist ein Spitzname.

Aber bevor die Spitznamen-Band auftritt, machen „Two Minds Collide“ den Support. Two Minds Collide ist eine dreiköpfige Dark Rock Band aus Saarbrücken. Bei Ihnen trifft Rockmusik auf einen Hauch von Elektro. Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, den Empathieverlust in der Gesellschaft zu thematisieren. In ihren Texten spielen echte Emotionen eine wichtige Rolle.

Sänger und Frontmann Lias Schwarz verarbeitet in seinen englischen Texten Selbsterlebtes. Das gibt der Band Authentizität. Ganz wichtig und der richtige Weg im Haifischbecken Showgeschäft.

Two Minds Collide (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

ASP sind da schon einiges weiter. Die Band um Mastermind Alexander „ASP“ Frank Spreng (Aha, deswegen also der Bandname) gibt es bereits seit 1999 und sie haben sich (verdientermaßen!!) einen Platz im deutschen Olymp der schwarzen Szene erarbeitet. Und schwarze Szene ist auch nicht gleich schwarze Szene. ASP gehören zum Bereich Gothic Novel, das ist Gothic mit Anspruch, Texten mit Inhalt und Niveau, wo mensch erstmal reinhören muss und es dann beim zweiten oder auch vielleicht erst dritten Mal komplett versteht. Der AHA-Effekt ist hier der ASP-Effekt.

Respekt für diesen ASPekt.

Wer als Neuling auf ein ASP-Konzert geht, sollte vorbereitet sein. Die Alben der Band bauen aufeinander auf. Es gibt den Liederzyklus des „Schwarzen Schmetterlings“ (1-5), „Verfallen“ (Folge 1 + 2), sowie den „Fremder“-Zyklus. Hier sind ASP ganz aktuell bei Teil 5 angekommen und mit „Kosmonautilus“ auf Tour. Aber es gibt natürlich nicht nur Werke aus dem neuen Album, sondern ein Best of aus 20 Jahren.

ASP (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

Die Show ist ganz auf Alex Spreng zugeschnitten. Er ist der Mittelpunkt, als Einziger markant geschminkt. Die vier anderen Protagonisten Lutz Demmler (Gitarre, Keyboard & Co.), Sören Jordan (Gitarre), Andreas „Tossi“ Gross (Bass) und Stefan Günther am Schlagzeug sind nur Staffage. Nein natürlich nicht!! Sie liefern das Korsett für den Soundteppich energetisch-rockiger Klänge, in der sich ASP auslebt.

ASP (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

Das I-Tüpfelchen, das Besondere, die Kirsche auf der Sahne, sind die Texte. Das muss mensch sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Kosmonautilus. Ein Wort, das in ein anderes Wort fließend übergeht. Zwei Bedeutungen, eine für dem Himmel, eine für das Meer. Gegensätze in einem Wort vereint. Respekt. Oder GeistErfahrer. Genauso verschlungen bedeutungsschwanger. Hier spielt einer mit der deutschen Sprache. Aber sowas von gekonnt, das es kein Wunder ist, das „Maskenhaft – Ein Versinken in elf Bildern“ Platz 2 der deutschen Album-Charts erreicht hat. Qualität setzt sich halt durch.

Sie versuchen noch zu schwimmen,
Zuckende Leiber, so weit das Auge reicht.
Schon verstummen die ersten Stimmen,
Bis das Schreien endlich Totenstille weicht.

Die 1000 Gothic-Gans im Pavillon Hannover wissen was sie an Ihren ASPianern haben. Lieder mit Tiefgang und Emotion, lyrisch-erzählert. Bei Gothic-Novel-Konzerten bedarf es keiner grossen Security. Ein Experte sagt: die tun nix. Doch, die Fans geniessen und Alex Spreng kann ihnen sogar ein Armwedeln entlocken. Warum nicht?

ASP (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

Aber auf eins achtet Alex Spreng ganz genau: Leute, macht nicht soviel Fotos oder Filme. Lauscht lieber der Musik und den Texten, das hebt die Stimmung, die Atmosphäre, das Gemeinschaftsgefühl. Klappt auch. Gothic-Fans sind fügsam. Jetzt kann alles auf das Finale zusteuern. „Ich will brennen“ will hier jeder und ganz zum Schluss steigt der „Schwarze Schmetterling“ auf. Was für ein Lied, was für ein Text. Grossartig.

ASP (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2020):

Ich bin unendlich, wie ein Ring.
Ich bin der Schwarze Schmetterling.
Und mein Gefühl, das keiner kennt,
Glüht kurz auf

Und verbrennt.

Two Minds Collide (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)

Setlist Two Minds Collide:

  1. An Unknown Identy (Intro)
  2. Person X
  3. The Misery and the Man
  4. Dead Lines
  5. Keep Up the Pace
  6. The Loneliness of a Dying Sun
  7. Of Mistakes and Dreams

Setlist ASP:

ASP (Foto: Torsten Volkmer bs! 2020)
  1. Rückfall
  2. Morgengrauen irgendwo
  3. Krabat
  4. Eisige Wirklichkeit
  5. Phragmokontrolle
  6. Und wir tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe
  7. Souvenir, Souvenir
  8. Werben
  9. Abyssus II (Musik)
  10. Demon Love
  11. Tintakel
  12. Lykanthropie (Es tobt ein Krieg in mir)
  13. Wanderer
  14. GeistErfahrer
  15. Ich bin ein wahrer Satan
  16. Kosmonautilus
  17. Schwarzes Blut
  18. Schatten eilen uns voraus
    Encore:
  19. 20.000 Meilen / SonARTa / BernsteinmeerengeL / Zutiefst
  20. Ich will brennen
  21. Kurzversion: Fortsetzung folgt…1
    Encore 2:
  22. Schwarzer Schmetterling

Links:
www.aspswelten.de
www.2mindscollide.de

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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