Review: Das war nix – The Sisters of Mercy enttäuschen beim ersten Deutschland Konzert (29.09.2023, Münster)

Über 30 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum sind The Sisters of Mercy wieder auf Tour und beim ersten Deutschland Konzert zu Gast im ausverkauften Jovel in Münster. Den Abend eröffnen The Virginmarys, das Duo aus UK bietet mit seinem Rock Sound einen ordentlichen Kontrast zu dem was uns bei The Sisters of Mercy erwartet. Oftmals funktioniert es ganz gut eine Vorband eines anderen Genres zu haben, dieses Konzept geht heute leider nicht so recht auf. Das Publikum gibt sich vom Set des Duo doch recht unbeeindruckt und so werden The Virginmarys vom Publikum auch nicht mit mehr als dem Anstandsapplaus am Ende eines jeden Songs bedacht. Etwas schade denn, Achtung Spoiler, besser wird es heute nicht mehr. Die Bühne ist dabei das ganze Set über in rotes und blaues Licht getaucht, dieser Minimalismus wird uns noch den Rest des Abends begleiten.

The Virgin Marys (Foto: Daphne Dlugai bs! 2023)

Um kurz vor neun geht es dann los, das Licht wird gedimmt und die Bühne noch mal ordentlich eingenebelt. Es folgt ein gefühlt nicht enden wollendes Intro. Auf kurze Unsicherheit ob dieses „Intro“ wirklich ein Intro ist folgt die Gewissheit als kurze Zeit später um viertel nach neun The Sisters of Mercy endlich die in nun dichten Nebel gehüllte Bühne betreten. Das einfarbige Licht, in welches die Bühne getaucht ist, trägt nicht gerade dazu bei ein auch nur ansatzweise ansprechendes Bühnenbild zu gestalten. Bis auf die Farbe ändert sich an diesem Lichtkonzept auch über den Abend hinweg nichts weiter. Mehr als schemenhaft sind die Musiker so nur selten zu erkennen. Nicht nur visuell wird hier so eine Distanz zum Publikum erzeugt, auch die Band selbst um Frontmann Andrew Eldritch gibt sich sehr distanziert, Interaktion mit dem Publikum findet so gut wie gar nicht statt. Gitarrist Ben Christo der immer wieder zwischen seinen beiden Mikrofonen die jeweils links und rechts auf der Bühne stehen hin und her wandert gibt sich ebenfalls recht unnahbar, sein poserhaftes hinknien an der Bühnenkannte trägt auch nicht zum Gegenteil bei. Was die ersten ein bis zwei Male noch ganz cool lässig wirkt verliert mit jedem weiteren Mal den gewünschten Effekt. The Sisters of Mercy spulen ihr Programm stur runter, Ansagen zwischen den Songs sind ebenfalls Mangelwahre.

The Sisters Of Mercy (Foto: Daphne Dlugai bs! 2023)

Diese Distanz überträgt sich dann auch schnell auf das Publikum im Jovel. Hier springt heute kein Funke über, dass ist schnell klar, fast schon gelangweilt verfolgen viele die Show. Nicht nur optisch und in punkto Interaktion ist das Konzert alles andere als ein Hochgenuss, noch viel schwerer wiegt jedoch der schlecht ausbalancierte Sound. Insbesondere die Vocals, sowohl die von Andrew Eldritch wie auch die Backing Vocals von Ben Christo sind die meiste Zeit quasi nicht existent, nicht nur sind die viel zu leise und dünn abgemischt, in Verbindung mit den Drums und dem Bass ist es oft gar nicht mal so klar ob da gerade wer singt oder nicht. Hier alles auf die Technik zu schieben wäre aber auch etwas unfair denn schon stimmlich bleibt besonders Eldritch hinter den Erwartungen zurück, da ist dann auch von Seiten der Technik nicht mehr drin. Alles in allem ein sehr unterwältigendes Erlebnis.

The Sisters Of Mercy (Foto: Michael Lange bs! 2023)

So heißt es durchhalten, wir hangeln uns von Song zu Song und irgendwann ist es dann auch geschafft. Mit ganz viel Wohlwollen könnte man von einem maximal durchschnittlichen Auftritt sprechen aber seien wir mal ehrlich, das war nix.

Galerien (by Daphne Dlugai bs! 2023):

Setlist: The Sisters of Mercy

  1. I Will Call You
  2. Ribbons
  3. Don’t Drive on Ice
  4. Alice
  5. But Genevieve
  6. Dominion / Mother Russia
  7. Summer
  8. Marian
  9. More
  10. Giving Ground
  11. Doctor Jeep / Detonation Boulevard
  12. Eyes of Caligula
  13. Something Fast
  14. Crash and Burn
  15. Vision Thing
  16. On the Beach
  17. When I’m on Fire
    Encore:
  18. Lucretia My Reflection
  19. Temple of Love
  20. This Corrosion

Links:
The Sisters of Mercy

Rune Fleiter
Rune Fleiterhttp://www.rune-fleiter.de/
be subjective! music webzine est. 2001 Live-Berichte und Konzertfotos stehen bei uns im Fokus. Die richtigen Wort für neue Töne, musikalische Experimente, Stimmungen in Bildern gebannt, Mega Shows in neuen Farben. Der Atem in deinem Nacken, die Gänsehaut auf Deiner Haut, der Schweiß durchtanzter Nächte zum Miterleben und Nachbeben. Interviews mit Bands und MusikerInnen.  be subjective! aus der Musikszene für mehr Musikkultur. 

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