Review: Sphärischer Abend mit This Will Destroy You & The Ocean (21.10.2023, Münster)

Der alte Fabrikhallencharme der Sputnikhalle ist die perfekte Kulisse für einen Abend dieses Kalibers. Post-Rock von This Will Destroy You und Spurv und drückender Post-Metal vom Berliner The Ocean Collective werden die Gäste gänzlich in den Bann ziehen – sollte man meinen. Aber ein paar Quatschköpfe in den hinteren Reihen gibt es ja immer.

Spurv (Foto: Thea Drexhage bs! 2023)

Spurv aus Norwegen machen den Support und müssen in ihrer Jugend durchaus viel Zeit vor der Nintendokonsole verbracht haben – sechs Leute samt Instrumenten auf dieser kleinen Bühne unterzubringen erfordert fortgeschrittene Tetris-Skills. Und obwohl der Bewegungsspielraum der Musiker deutlich eingeschränkt ist, liefern sie eine gute Show ab. Während es anfangs scheint, als hätten Spurv das Post-Rock-Rad nicht neu erfunden, sind es schlussendlich die Blasinstrumente, die ihren Sound doch irgendwie einzigartig machen. Spielfreude und Dankbarkeit runden das schöne Set ab.

This Will Destroy You (Foto: Thea Drexhage bs! 2023)

Nach dem gelungenen Auftakt schleichen sich This Will Destroy You auf die Bühne und beginnen ganz ohne große Worte ihr Set. Dadurch, dass es sich an diesem Abend um eine Co-Headline Show handelt, ist die Setlist auf 10 Songs begrenzt – zum Glück sind die Nummern der Band immer recht lang. Es ist schon eine ganze Weile her, seit die Post-Rocker aus Texas zuletzt bei uns getourt sind, umso schöner, dass die Setlist gut durchdacht einen breiten Teil der Diskographie abdeckt. So wird der Auftritt mit „The Mighty Rio Grande“ vom selbstbetitelten Debütalbum eröffnet bevor es mit Stücken von „Another Language“ und „Tunnel Blanket“ weitergeht. Lediglich Stücke des Jüngsten Albums „Vespertine“ bleiben an diesem Abend außen vor. Nahezu stoisch arbeiten sich die vier Musiker durch ihr Set, der Kontakt zum Publikum wird gemieden. Das fühlt sich in diesem Moment aber keineswegs arrogant oder überheblich, sondern ganz organisch an.

The Ocean (Foto: Thea Drexhage bs! 2023)

Anders sieht das bei The Ocean aus. Die Menge wird ab dem ersten Ton angestachelt und lässt sich gänzlich darauf ein. Man merkt, dass das Kollektiv aus Berlin für die meisten Gäste der Grund gewesen sein dürfte, dieses Konzert zu besuchen. Mit ihrem Sound, der nicht selten an Tool oder A Perfect Circle erinnert, hüllen sie die Sputnikhalle in fette Klangwände. Von der Bescheidenheit der vorangegangenen Bands ist nicht mehr viel übrig. The Ocean wissen, was sie können und lassen das die Menge auch spüren. Badend im Jubel laufen sie zu Hochtouren auf und beenden ihr Set erst nach zwei ausufernden Zugaben – doch vorbei ist dieser noch lange nicht, tummeln sich im Anschluss Musiker und Gäste am und rund um den Merchbereich, um den Abend bei spannenden Gesprächen ausklingen zu lassen.

Galerien (By Thea Drexhage bs! 2023)
Spurv
This Will Destroy You
The Ocean Collective

Setlist: This Will Destroy You:

This Will Destroy You (Foto: Thea Drexhage bs! 2023)
  1. The Mighty Rio Grande
  2. Clubs
  3. 4.03.21
  4. Dustism
  5. Weeping Widow
  6. Quiet
  7. Threads
  8. New Topia
  9. A Three-Legged Workhorse
  10. Little Smoke
The Ocean (Foto: Thea Drexhage bs! 2023)

Setlist: The Ocean

  1. Preboreal
  2. Boreal
  3. Sea of Reeds
  4. Atlantic
  5. Subboreal
  6. Permian: The Great Dying
  7. Statherian
  8. Miocene I Pilocene
  9. Abyssopelagic I: Boundless Vasts
    Encore:
  10. Pleistocene
  11. Jurassic I Cretaceous
    Encore:
  12. The Cambrian Explosion
  13. Cambrian II: Eternal Recurrence

Links:
Spurv
The Ocean
This Will Destroy You

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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