Review: Steve Hackett in Hannover – Spaziergang durch die 70er (29.09.2015, Hannover)

HANNOVER. Steve Hackett ist jetzt seit fast zwei Jahren ununterbrochen auf Tour. Im vergangenen Jahr war „Genesis revisited“ das Motto. Knapp drei Stunden lang spielten er und seine Band nur das Material der Gruppe, denen der Gitarrist von 1971 bis 1977 angehörte. Da gab es das 23-Minuten-Sück „Supper`s ready“ zum Beispiel noch einmal in voller Länge live zu hören.
In diesem Jahr setzt der geniale Songwriter auch wieder auf sein eigenes Werk. Als er im Theater am Aegi in Hannover auf die Bühne kommt, startet er mit „Spectral Mornings“ aus dem gleichnamigen Album von 1979 – und bei den ersten Tönen lief den Fans schon der erste wohlige Schauer über den Rücken.

Foto: © Jürgen Wilde bs!
Foto: © Jürgen Wilde bs!

Er und seine Mitstreiter Roger King (Keyboards), Gary O´Toole (Drums, Vocals), Rob Townsend (Woodwinds) und „Ehrengast“ Roine Stolt, der ansonsten mit Supergruppen wie „Transatlantic“ unterwegs ist, als Bassist und Gitarrist, zeigten sich schon da in glänzender Spiellaune. Die sie im Übrigen auch über den gesamten Abend beibehielten. Und so ganz nebenbei bewies der inzwischen 65-jährige Brite, dass er durchaus auch als Sänger eine gute Figur macht.

„Es wird heute ein Konzert von zwei Bands für das Geld von einer geben“, erklärte Hackett. Denn der Abend begann mit seinem Material, in Hälfte zwei dann griff er erneut auf seine „Genesis“-Epoche zurück. Und hatte da einige Überraschungen parat.

Zunächst aber ging der Streifzug durch das eigene Werk. Da gab es dann Stücke wie „Star of Sirius“ vom ersten Solo-Album „Voyage oft he Acolyte“, mittlerweile 40 Jahre alt, oder auch „Wolflight“ oder „Love Song to a Vampire“ vom aktuellen Werk. Ein Höhepunkt war sicherlich „Loving Sea“ mit lediglich zwei Akustik-Gitarren und dreistimmigem Gesang – sensationell. Ebenso wie das Instrumentalstück „Hands oft he Priestess“ aus dem Jahr 1975, mit der erste Teil beendet wurde.

Foto: © Jürgen Wilde bs!
Foto: © Jürgen Wilde bs!

Nach der Pause ging es dann auf Genesis-Zeitreise – nun auch mit Sänger Nad Sylvan, der im ersten Teil nur sporadisch mit auf der Bühne stand. „Get´em out by Friday“ aus dem 72er-Album “Foxtrott” war der Opener zu anderthalb Stunden erstklassiger Musik. Da tauchten dann auch so kleine Perlen wie „Can-Utility and the Coastliners“, ebenfalls von „Foxtrot“, oder das eindrucksvolle Instrumentalstück „After the Ordeal“ vom Album „Selling England by the pound“ (1973) mit dem anschließenden „Cinema Show“ auf. Der Titeltrack des legendären Doppelalbums „The Lamb lies down on Broadway“ war dieses Mal das einzige Stück aus dem letzten Album, das mit Sänger Peter Gabriel eingespielt wurde.

Die Zugabe wurde ebenfalls in zwei Blöcke geteilt. Es begann mit „Clocks – The Angel of Mons“ und endete mit „Firth of Fifth“. Und wer danach nicht begeistert war, dem war dann aber auch wirklich nicht mehr zu helfen. Es war ein Abend, an dem zwar zumeist Musik aus den 70er Jahren zu hören war, aber es war auch ein Konzert, das einmal mehr gezeigt hat, dass diese Musik auch heute noch nichts von ihrer Intensität verloren hat. Und für die Fans, für die Gabriel-Ära von Genesis ohnehin die Beste war, war das sowieso ein Fest.

Links:

www.hackettsongs.com
www.theater-am-aegi.de

Jürgen Wilde
Jürgen Wildehttps://www.be-subjective.de/
… die wilde Hilde, den hat noch nie einer in der Redaktion gesehen. Man sagt, er fährt mit einer Limo vor, trägt Schlangenlederboots zu zwei brünetten Blondinen, hat zum Ausgleich eine Baumpatenschaft und ein Komposttoilette, um irgendwie seine CO2 Bilanz in den Griff zu bekommen und bastelt leidenschaftlich gern Kastanientiere.

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