Review: Entwine (Helsinki 08.01.2011)

Foto: Iris Kessin

Foto: Iris Kessin

Fast zwei Jahre nach ihrem letzten Auftritt im Tavastia, Helsinki beendeten Entwine am 8. Januar 2011 ihre Painstained-Tour, um bis zum Sommer eine wohlverdiente Pause einzulegen, und an neuem Material zu arbeiten. Seit dem Release ihres sechsten Albums "Painstained" am 28.1.2009 haben die fünf Goth-Metaller aus Lahti zwei turbulente Jahre hinter sich gebracht.

Im April 2009 brannte ihr Tourbus aufgrund eines Defektes restlos nieder, und damit auch das gesamte Bandequipment. Verletzt wurde zum Glück niemand. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichten sie ein "Rough N' Stripped", ein Doppel-Compilation Album  mit originalen, Akustik- und Remixversionen ihrer besten Songs, sowie zwei brandneuen Stücken.

Schon beim Betreten des Clubs schallte den Fans in der Vorhalle der Soundcheck entgegen, der noch in vollem Gange war. Die energiegeladen Keyboardklänge zu "Out Of You" vom Album "Fatal Design" (2006) hörten sich bereits mehr als vielversprechend an, und ließen auf einen großartigen Gig hoffen. Eine Vorband gab es an diesem Abend keine, und überhaupt musste die Band einen für sie eher ungewöhnlichen frühen gig spielen, da die Bühne ab 23 Uhr bereits für die wöchentliche "Samstagsdisco" freigegeben sein musste. Dann würden die Metalfans das Feld für die aufgeputzten Teenagermädchen räumen, damit letztere das Tanzbein schwingen konnten.

Kurz nach halb zehn ging's los zu einer 90-minütigen Powershow. Gleich vom ersten Song an zeigten Entwine, dass sie auch am letzten Tag einer ausgedehnten Tour noch immer in Topform performen können. Zwischen den Songs spielte Frontmann Mika Tauriainen mit dem Publikum, antwortete auf Zurufe, und feuerte die Menge immer wieder zum Mitsingen an. Das fiel den Fans auch nicht weiter schwer, denn gespielt wurden neben "Another Life" und "Save Your Sins", den zwei neuen Songs des "Rough N' Stripped "-Albums auch sämtliche Entwine Hits, die natürlich auf keiner Setlist fehlen dürfen, allen voran natürlich "Out Of You", "Strife" und "Surrender".

Foto: Iris Kessin

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Und wie so oft, wenn Entwine live auf Tour sind, gibt es Überraschungsgäste. Vor zwei Jahren unterstützte Profane Omen-Sänger Jules Näveri die Band beim Song "Twisted". An diesem Abend jedoch gab's eine Stimme live zu hören, die man sonst nur von den Entwine-Alben kennt: Saara Hellström, bereits seit über zehn Jahren die weibliche Sessionvokalistin bei Entwine und auf CDs wie "Treasures Within Hearts" (1999), "Gone" (2001) und "Time Of Despair" (2002) zu hören, hatte sich bereiterklärt auf dieser Tour das düster-melancholische Duett "Until The End" vom Album "Time Of Despair" zusammen mit Leadsänger Mika vorzutragen. Das Ergebnis konnte sich hören lassen: Zeit für Feuerzeuge war angesagt!

Als sich Entwine gegen halb elf zum ersten Mal vom Publikum verabschiedeten, wurde – wen wundert's – natürlich prompt und lautstark nach einer Zugabe verlangt. Die Band ließ sich auch nicht lange bitten, sondern gab noch einmal richtig Gas, bis sie pünktlich zum Discobeginn um 23 Uhr ihr letztes Konzert der Painstained-Tour beendeten. Fest steht: Entwine sind bereits seit 12 Jahren im Geschäft, und auch wenn sie es bisher nicht geschafft haben an den Erfolgs- und Bekanntheitsgrad finnischer Exportbands wie HIM, Apocalyptica, oder The Rasmus anzuknüpfen, so müssen sie sich definitiv nicht hinter diesen verstecken. Diese Band macht guten, soliden Metal/Gothic-Rock mit Songs, von denen auf jedem Album weit über die Hälfte Ohrwurmpotential haben, und die live mit einer Power daherkommen, die so richtig durchrockt. Da heißt es jetzt nur noch: Auf den Sommer warten, und hoffen, dass Entwine bald wieder mit einem weiteren Erfolgsalbum im Gepäck eine neue Tour starten.

 

Link:
www.entwine.org

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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