Review: Das Firebeast geht ab – Firewind und Beast In Black (01.03.2023, Hannover)

Eine chemische Reaktion ist ein Vorgang, bei dem eine oder meist mehrere chemische Verbindungen in andere umgewandelt werden und Energie freigesetzt oder aufgenommen wird. Wenn zwei Bands gemeinsam auf Tour gehen, dann sollte auch hier die Chemie stimmen, damit die Reaktion Energien freimacht. Man hockt schließlich 24/7 zusammen und da kann es schon mal zu zwischenmenschlichen Problemen kommen. Aber bei diesen beiden Bands ist das überhaupt kein Problem. Zum einen sind sie beide im Power-Metal-Bereich unterwegs und verstehen sich daher allein schon musikalisch und sprachlich gesehen hat jede Band zumindest ein Mitglied mit der gleichen Muttersprache. Und das ist überraschenderweise nicht Englisch, sondern Griechisch. Griechischer Power Metal. Was es nicht alles gibt. Rein in den Abend.

Das Firebeast geht ab

Firewind (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Firewind ist die besagte Band aus Griechenland und in ihren Reihen haben sie mit Kostas Karamitroudis einen begnadeten Gitarristen. Da dieser Name etwas lang ist und wahrscheinlich auch nicht so leicht zu merken, nennt der Typ sich Gus G. Hört sich auch cooler an. Das Quartett wird komplettiert von Bassist Petros Christodoylidis, Schlagzeuger Johan Nunez und Sänger Herbie Langhans. Wie jetzt Herbie? Das hört sich nicht Griechisch an. Herr Langhans hat 2020 bei Firewind angeheuert und kommt tatsächlich aus Hannover. Yesss. Heimspiel. Der Feuerwind bläst zum Sturm. Mit seiner charismatischen Stimme drückt Herbie Langhans jedem Song seinen persönlichen Stempel auf. Der Melodic Metal geht direkt vorwärts mit Songs wie „Welcome to the Empire“, „Destination Forever“ oder „Rising Fire“. Für Gitarren-Soli entschwindet er jeweils von der Bühne, überlässt Gus G. dieselbige. Und Soli kommen reichlich. Und gekonnt. Und flink. Und auch mit Licht an der Gitarre, die zu glühen scheint. Ob der Typ ein Maniac ist, also eine Person mit einer besonders starken, zuweilen krankhaft übersteigerten Leidenschaft für eine Sache, lässt sich nicht sagen (den Eindruck macht er aber auch nicht), aber das Cover „Maniac“ von Michael Sembello ist der letzte Song der Band, die danach von den 500 Fans im Capitol abgefeiert wird.

Firewind (Foto: Michael Lange bs! 2023)

God, I miss you like hell
I was wrong, I can tell
For the heart can be blind and frozen
Now I live with the pain
Every night, every day
As I read those letters you wrote me

Beast In Black (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Beim Hauptact des Abends stellt sich die Frage, was die Band da Rechts und Links auf der Bühne aufgebaut hat. Sind das Duschkabinen? Kurz vor Beginn des Konzerts werden diese abgehängt und siehe das es sind??… keine, sondern Vitrinen in denen weibliche Puppentorsos mit bunten Perücken an Ketten hängen. Was will uns diese Performance sagen, was ist die Botschaft? Werden hier gleich die Puppen tanzen? Um es vorwegzunehmen, diese Puppen tanzen heute nicht. Das bleibt aber auch die einzige und verschmerzbare Enttäuschung an diesem Abend. Da lassen Beast in Black doch lieber die Fans tanzen, Grölen, Singen, Abgehen. Die Finnen, die in Ihren Reihen mit Sänger Yannis Papadopoulos, auch einen Griechen haben legen mit „Blade Runner“ gleich noch zwei Schippen drauf. An den Drums sitzt der Potter-Hagrid, also von Weitem sieht er so aus, aber er hört aber auch auf den Namen Atte Palokangas. Er breitet den stampfenden Beat aus, der von den Herren Anton Kabanen (Gitarrist und Bandgründer), Kasperi Heikkinen (Gitarre) und Mate Molnar am Bass aufgenommen und veredelt wird. Bei manchen Songs klingen Synthesizer durch, hört sich dann und wann nach Eurobeat und Italo Disco an, sind aber nur Stilmittel für den powernden Metal in Songs wie „Revengeance Machine“,„Unlimited Sin“ oder “Crazy, Mad, Insane”. Nur bei der Ballade “Oceandeep” wird mal kurz auf die Bremse gelatscht, aber so tief kann kein Ozean sein, dass die Biester nicht schnell wieder auftauchen und das Capitol zum Kochen bringen. Zum Schluss geht’s noch mal nach Japan mit „One Night in Tokyo“, sehr tanzbar, und dann ist das „End of the World“ erreicht. Efcharistó, Kiitos, vielen Dank für diesen rockigen Abend.

Beast In Black (Foto: Michael Lange bs! 2023)

Galerien (by bs! Michael Lange 2023):

Setlist Firewind:

  1. Welcome to the Empire
  2. I Am the Anger
  3. Head Up High
  4. Destination Forever
  5. The Fire and the Fury
  6. Ode to Leonidas
  7. Destiny Is Calling
  8. Rising Fire
  9. Maniac (Michael Sembello cover)

Setlist Beast In Black:

Beast In Black (Foto: Michael Lange bs! 2023)
  1. Shock to the System (Billy Idol song)
  2. Blade Runner
  3. Eternal Fire
  4. Die by the Blade
  5. Revengeance Machine
  6. Unlimited Sin
  7. The Fifth Angel
  8. Moonlight Rendezvous
  9. Crazy, Mad, Insane
  10. Sweet True Lies
  11. To the Last Drop of Blood
  12. Oceandeep
  13. Dark New World
  14. Beast in Black
  15. Hardcore
  16. Born Again
  17. Blind and Frozen
  18. Cry Out for a Hero
  19. One Night in Tokyo
  20. End of the World

Links:
www.firewind.gr
www.beastinblack.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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