Phillip Boa & The Voodooclub: Decadence and Isolation (2005) Book Cover Phillip Boa & The Voodooclub: Decadence and Isolation (2005)
Manuela Wawrzyszko
Motor
29.08.2005
www.phillipboa.de

Tracklist:

  1. Have you ever been afraid
  2. Decadence and isolation
  3. Making noise since 85
  4. Burn all the flags
  5. The people I saw were no angels
  6. The songs of life 1234
  7. Two white moths & a black cat
  8. 21 years of insomnia
  9. And when the magic fades
  10. God`s train
  11. Intrigue & romance

Gleich nach den ersten Klängen wird die Vermutung eindrucksvoll bestätigt. Die Dortmunder Ikone Phillip Boa legt mit seiner mittlerweile 13. Platte das Comeback diesen Jahres hin und scheint zu seiner alten Schlagfertigkeit stärker den je zurückgefunden zu haben. Deutlich hörbar wurden gewisse Berührungsängste über Bord geworfen, so dass die Präsenz von Pia Lund, die wieder mit von der Partie ist, einer neu erwachten Hassliebe zwischen den beiden weichen muss. „Decadence and Isolation“ strotzt nahezu nur so vor Selbstvertrauen und versprüht eine unsagbare jugendliche Energie, die rauen Charme verbreitet.

Die Texte, welche auf die Bandgeschichte, sowie die Person Phillip Boa zurückblicken, was sogar deutlich in den Songs „21 years of insomnia“ und „Making the noise since 85“ zur Geltung kommt, die sich mit dem bisherigen Verlauf von The Voodooclub beschäftigen mit dem der Künstler seit einem fast 1/4 Jahrhundert zusammenarbeitet, werden an einigen Stellen ungewöhnlich autobiografisch konkret und verleihen der Platte durch die viel intensiver ausgeprägte Direktheit, als auf den Vorgängern, eine ganz eigene spezielle Note.

Das verspielte Intro von „Have you ever been afraid“, welches gnadenlos vorwärts geht, dürfte ebenso wie die ausgekoppelte Single „Burn all the flags“ zu einem Live-Klassiker der allerersten Güte werden, der genauso wie die restlichen Songs geradeaus ins Gesicht schlägt und klarer, sowie weniger kompliziert seinen Weg ins Ohr der Hörer findet.

Die so charakteristischen Ecken und Kanten von Boas Stil wurden auch auf dieser Platte beibehalten und bilden zusammen mit den großen, einprägsamen Melodien, dem laut abgestimmten Gesang, der neuerdings gut zu verstehen ist und nicht mehr im Hintergrund steht, dem ausgesprochen lässigen Gitarrenspiel, direkten Drumming und der Basslänge von alten The Cure Songs, ein unverwechselbares Meisterwerk bei dem ganz auf unnötige Spielereien verzichtet wurde. Selbst die angedeuteten Anklänge erinnern an die Zeiten des Punk oder auch an frühere Wavebands wie „Joy Division“ und „Bauhaus“ und ziehen sich ebenso wie das exzellente Zusammenspiel von Emotion und Wahrheit, wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Nicht zuletzt aufgrund der zum mitsingen animierenden, hymnischen Melodien und den hin und wieder aggressiv aufkommenden Momenten laden die Songs zum abschalten und träumen, aber auch nachdenken ein.

Fazit:
Ein sagenhaftes Album, dessen Songs aus dem Bauch ins Herz gelangen und es zutiefst berühren!

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.