Preview: Phillip Boa & the Voodooclub zerschlagen Spiegel, töten Ideale (04.11.2016, Hannover)

Mit der Zeile „I just wanna smash the mirrors“ rief Phillip Boa schon in seiner 1988 veröffentlichten Antipop-Hymne „Kill Your Ideals“ zum Sturm gegen persönliche und gesellschaftliche Dogmen auf. Zum Hinterfragen der alten Ordnung und zur ständigen Neubewertung dessen, was zwischen Mikro-und Makrokosmos vor sich geht. Und auch fast dreißig Jahre später ist dieser Schlachtruf aktueller denn je. Irgendwelche prunkverzierten Spiegel oder der schöne Schein interessieren den Indierocker und seinen berühmten Voodooclub bis heute nicht. Viel lieber hat der überzeugte Alternative-Anarchist schon immer vertonte Bilder aus seiner eigenen Welt geschickt. Nach 30 intensiven Jahren und mehr als zwei Millionen verkauften Tonträgern blickt Phillip Boa nun mit seiner ultimativen Werkschau „Blank Expression“ einerseits auf seine wichtigsten Singles zurück, und legt mit „Fresco“ ein neues Album mit zwölf unveröffentlichten Songs vor.

„I just wanna smash the mirrors“

Seit der Gründung des Voodooclubs im Jahr 1985 entwickelten Phillip Boa mit dem ihn umgebenden Musikerkollektiv seinen eigenen Sound ständig weiter und schaffte es immer wieder, sich neu zu erfinden, ohne sich irgendwelchen schnelllebigen Trends anzubiedern. Neben seinem Kultstatus innerhalb der deutschen Rock-und Popwelt hat sich der Voodooclub auch einen hervorragenden Namen im Rest Europas, Großbritannien und sogar bis hin nach Japan erspielt. Bis heute stellt er die deutsche Formation mit den meisten „Album und Single der Woche“-Auszeichnungen in der britischen Musikpresse dar (8 x „Single der Woche“- und 5 x „Album der Woche“-Prädikat im NME, Melody Maker und Sounds). Die Bühne teilte sich der Voodooclub mit den verschiedensten internationalen Superstars von David Bowie bis Bob Dylan, von Nick Cave bis Sonic Youth, von Björk und den Residents bis Gun Club und Iggy Pop.

Für die Produktion seiner Alben zeichnen weltbekannte Studioikonen wie Tony Visconti (David Bowie), John Leckie (Morrissey, New Order), Gareth Jones (Interpol, Depeche Mode), Gordon Raphael (The Strokes), Ian Grimble (Manic Street Preachers, Bauhaus, Mumford & Sons) verantwortlich, während man heute auf in der Musikszene wie auch im Feuilleton hoch gelobte Zusammenarbeiten mit unzähligen renommierten Geistesverwandten wie Aphex Twin, LFO, Schneider TM, The Notwist, CanDrummer Jaki Liebezeit oder Brian Viglione (Dresden Dolls, Nine Inch Nails) zurückblicken kann.

„Blank Expression“

„Blank Expression“ – ein archetypisch zweideutiger Phillip Boa And The Voodooclub Albumtitel, wie er im Buche bzw. auf dem Cover steht. Ein Name, der sich in vielerlei Hinsicht interpretieren lässt: Die Entscheidung, ob es sich bei „Blank Expression“ um „völlige Ausdruckslosigkeit“ oder eben „den puren, unverfälschten Ausdruck“ handelt, überlässt der Voodooclub-Mastermind einmal mehr seinen treuen Hörern.

Ich bin immer in Bewegung.

..Mein Antrieb ist meine Sucht, Songs zu schreiben. Die Welt verändert sich heute so schnell und so gravierend; ich habejeden Tag neue Inspirationen für neue Stücke. Mein Hirn ist voll mit Ideen. Langeweile und künstlerischer Stillstand sind Dinge, die ich nicht akzeptiere.“

Für „Blank Expression“ wurden in monatelanger Feinarbeit alte Originaltapes aus den Archiven des damaligen Producers Eroc sorgfältig restauriert, erstmalig im aktuellen HighEnd-Sound remastert und in nach Phillip Boas ganz eigener Logik angeordnet: So finden sich neben frühen Indie-Hits wie dem Lovesong „I Dedicate My Soul To You“ oder „Annie Flies The Lovebomber“ klangtechnisch überarbeitete Boa-Classics wie „This Is Michael“, „Container Love“, „Albert Is A Headbanger“ oder „And Then She Kissed Her“ auch Singleauskopplungen jüngeren Datums („Diamonds Fall“, „Loyalty“, „Standing Blinded On The Rooftops“). Abgerundet wird die Best Of von dem bis dato unveröffentlichten Track „Twisted Star“, auf dem sich Phillip Boa tief vor von uns gegangenen Legenden wie David Bowie, Lou Reed oder anderen verneigt.

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https://www.youtube.com/watch?v=an1Y86n-Vko

Gleich einer Fresko-Wandmalerei gestalten sich die Songs auf „Fresco“ einerseits roh und ungehobelt, schließen in ihrer kopfkinohaften, surrealen Verträumtheit aber andererseits nahtlos an Boas letzte beiden Longplayer „Loyalty“ (2012) und „Bleach House“ (2014) an.

„Blank Expression – A History Of Singles 1986-2016“ erscheint in vier unterschiedlichen Formaten. Als Standard-CD und als Doppel-LP mit 19 Tracks inkl. der neuen Single „Twisted Star“ sowie in zwei weiteren limitierten Versionen: Auf der 2-CD-Deluxe-Edition befindet sich neben der Best Of auch das „Fresco“-Album mit den zwölf neuen Songs. Das volle Rundum-Sorglos-Paket hingegen gibt es mit der limitierten Collector‘s Edition (1.500 Exemplare) inklusive der Best Of, dem „Fresco“-Album sowie einer besonderen Live-CD mit 14 intimen Konzert-Mitschnitten aus den Jahren 2013 bis 2015 und einer 10“-Vinyl-Scheibe mit vier Neuaufnahmen beliebter Boa-Klassiker. Vervollständigt wird die aufwändig gestaltete Fan-Box durch ein 54-seitiges Buch mit ausgewählten Boa-Tagebucheinträgen und interessanten Linernotes und einem handsignierten Fotodruck

Die Dates:

  • 28.10.2016 Rosenhof, Osnabrück
  • 29.10.2016 Music Hall, Worpswede
  • 04.11.2016 Capitol, Hannover
  • 05.11.2016 Alte Brauerei, Annaberg
  • 18.11.2016 Philipp Scheidemann Haus, Kassel
  • 19.11.2016 Substage, Karlsruhe
  • 02.12.2016 Beatclub, Dessau
  • 03.12.2016 Alter Schlachthof, Dresden
  • 10.12.2016 Zeche, Bochum

Links:
www.phillipboa.de

Veranstalter:

Hannover Concerts

Isabelle Hannemann
Isabelle Hannemannhttp://www.isabellehannemann.net
Die missratene Hypotaktikerin wird als Redakteurin Schrägstrich Fotografin bei be subjective! geduldet, hat versucht sich als freie Autorin und Herausgeberin verschiedener Artikel und Bände im Bereich der kritischen Sozialwissenschaft für Suchmaschinen selbst zu optimieren und will – wenn sie groß ist – mal sehen. Künstlerisch als Autorin und Fotografin mit diversen Bands und AutorInnen zusammenarbeitend, Texte zu Papier, Gehör und auf die Bühne bringend. Na dann Prost Mahlzeit!

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