Review: The Rasmus lebendig wie nie im Täubchenthal (14.10.2022, Leipzig)

Ein paar Jahre ist es her, dass die Finnische Band The Rasmus auf Tour war. Viel zu lange also und umso schöner, dass sich das sympathische Quartett, das 2003 mit  “In The Shadows” internationalen Durchbruch feierte, an diesem Freitagabend in Leipzig Halt macht. Beim genauen Nachdenken ist das fast 20 Jahre her, aber an Anziehungskraft – insbesondere auf den weiblichen Teil der Fans – hat die Band um Sänger Lauri Ylönen nicht verloren. Mit der neuen Gitarristin Emilia “Emppu” Suhonen kam Anfang 2022 ein gewaltiger frischer Wind dazu. Vor wenigen Wochen ist außerdem das neue Album “Rise” erschienen – noch ein Grund mehr, um endlich wieder auf Tour zu gehen. 

Mit ihrer Single “Jezebel” konnten The Rasmus zwar nicht den Eurovision Song Contest gewinnen, doch das interessiert die ungeduldig wartenden Fans vor den noch geschlossenen Türen des Täubchenthals nicht im Geringsten. Mehrere Stunden bevor sich die Türen überhaupt öffnen, harren bereits einige Fans in der Schlange aus, um sich später die besten Plätze zu sichern.

Eine Stunde nach Einlass ist das Täubchenthal bereits fast komplett ausgefüllt. Mehr als 850 Karten haben im Vorverkauf und an der Abendkasse einen glücklichen Besitzer gefunden. Bei einer Gesamtkapazität von 1000 Zuschauern dürfen Band und Veranstalter in diesen schwierigen Zeiten sehr zufrieden sein.

Icon For Hire (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

Zum Aufwärmen ist heute die amerikanische Alternative-Rock-Band Icon For Hire am Start. Ohne Umweg startet das Duo um Sängerin Ariel und Gitarrist Shawan mit Live-Schlagzeuger mit voller Dröhnung in den Abend. Sängerin Ariel überzeugt mit Stimmgewalt und einer enormen Bühnenpräsenz. Getreu dem Motto “Hallo, hier sind wir” wirbeln Icon For Hire ohne Pause über die Bühne. Dem Publikum gefällt es, bereitwillig lässt es sich ohne große Mühe vom Mitmachen animieren. Der Lichttechniker meint es mit der Band leider nicht so gut. Stellenweise ist so viel grauer Nebel auf und vor der Bühne, dass man leider nicht mehr etwas vom Geschehen darauf wahrnehmen kann. Zum Schluss verlosen Icon For Hire noch ein T-Shirt für den Fan des Moments und alle sind zufrieden.

Zeit für das beste Konzert der Tour!

The Rasmus (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)
The Rasmus (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

Nach einer kurzen Umbaupause gehen 21 Uhr pünktlich die Umbaulichter im Täubchenthal aus. Es ist Zeit für The Rasmus! Der Kreischpegel steigt sofort und Lauri, Eero, Aki und Emppu wirbeln auf die Bühne. Mit “First Day Of My Life” geht es in geballter Ladung los. Der Kampf “um das beste Konzert der Tour” geht los. Die Band ist super drauf und strotzt nur so vor Energie, die sich sofort auf die Zuschauer überträgt. Genauso schwungvoll geht’s songtechnisch weiter. Sänger Lauri überzeugt mit ausgezeichneter Stimme und scheint keinen Tag gealtert, während Neuzugang Emppu keine Sekunde mit ihrer Gitarre stillstehen kann. Wie zwei Wirbelwinde ziehen die beiden über die Bühne, während Schlagzeuger Aki und Bassist Eero eher den ausgeglichenen Part übernehmen. Mit ihrer Songauswahl aus über 20 Jahren Bandgeschichte gehen The Rasmus in den ersten 40 Minuten voll aufs Gaspedal. 

Die erste Entspannung gibt das eingeschobene Akustik-Set. Auf Seiten der Band gibt es etwas Verwirrung was die Setlist angeht. Bassist Eero scherzt mit kühlem finnischem Humor, dass sie jetzt “Something different but not that different” probieren. Während der Applaus nach dem ersten akustisch dargebotenen Lied “Still Standing” bereits überaus frenetisch war, lässt sich kaum in Worte fassen, wie sehr die Fans austicken als Emppu den weiblichen Gesangspart bei “October And April” übernimmt. Sorry, aber Anette Olzon kann einpacken.

Who you gonna call? Ghostbusters!

Weiter auf der Welle der beschwingten Euphorie ist das schöne Set im Set mit “Sophia” leider vorbei. Doch kein Grund, traurig zu sein. Mit “Playboys” und dem Cover “Ghostbusters” hüpft und springt die ganze Halle. Alle brüllen “Ghostbusters” und hätten es noch weitere zwei, drei Stunden mühelos durchgehalten. Das Täubchenthal ist super drauf, die Band ist super drauf. Kann es schöner sein?

The Rasmus (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)
The Rasmus (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

The Song Is Good!

Sein 20. Song-Jubiläum konnte “F-F-F-Falling” vom Album “Into” bereits 2021 feiern. Kaum zu glauben, aber wahr. An Dynamik hat der Song auf keinen Fall verloren, auch wenn die Textzeile “I don’t go to school every monday” mit den Jahrzehnten Abstand vielleicht ein klein wenig putzig wird. Doch The Rasmus scheuen ihre Vergangenheit nicht und warum sollten sie auch? Der Song hat bereits vor dem internationalen Erfolg von “In The Shadows” eine breite neue Fanbase erreicht, die der Band bis heute treu geblieben ist. Natürlich darf gerade erwähnter Song im Set auch nicht fehlen. Dazu tanzt und wirbelt das Publikum und genießt jede Sekunde dieses großen Hits. Oder wie scherzte Bassist Pauli bei der Anmoderation wieder? “The Song Is Good.” Zum Abschluss darf auch der  Eurovision Song “Jezebel” nicht fehlen. Mit “Sail Away” verabschiedet sich die Band unter tobendem Applaus von > 850 mehr als zufriedenen Gesichtern im Publikum. 

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2022):

The Rasmus (Foto: Kristin Hofmann bs! 2022)

Setlist The Rasmus:

  1. First Day Of My Life
  2. Guilty
  3. In My Life
  4. No Fear
  5. Paradise
  6. Fireflies
  7. Time To Burn
  8. Live And Never Die
  9. Wonderman
  10. Still Standing (akustisch)
  11. October and April (akustisch)
  12. Sophia (akustisch)
  13. Playboys
  14. Ghostbusters
  15. Liquid
  16. Rise
  17. Immortal
  18. Livin’ In A World Without You
  19. F-F-F-Falling
  20. In The Shadows
    Encore:
  21. Jezebel
  22. Sail Away

Links:
The Rasmus
Icon For Hire
Semmel Concerts (Veranstalter)

Kristin Hofmann
Kristin Hofmannhttp://www.fotokatz.de/
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!

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