Review: Alle guten Dinge sind drei?! – The Dark Tenor (02.02.2019, Erfurt)

Zweimal haben wir bereits über Konzerte des Dark Tenors berichtet. Beide Male aus der Alten Oper in Erfurt. Am 02.02.2019 bietet sich nun die dritte Gelegenheit, denn The Dark Tenor ist aktuell wieder auf den Bühnen Deutschlands unterwegs. Aber sind alle guten Dinge wirklich drei? Wir werden sehen. Übrigens handelt es sich um die Tour zu seinem dritten Album „Symphony of Ghosts“, welches am 28.09.2018 das Licht der Welt erblickte. Und wie viele Bands werden nun an diesem Samstagabend in der ausverkauften Alten Oper in Erfurt auftreten? Ihr ahnt es vielleicht – drei.

On My Isle (Foto: Janina Lindner bs! 2019)

Den Anfang machen On My Isle. Sänger Hendrik Beye aus Braunschweig und sein Live-Pianist dürften den meisten im Publikum bisher eher unbekannt sein. Aber genau das ist das Schöne an Konzerten – man entdeckt die eine oder andere Band neu für sich und vielleicht wird daraus eine musikalische Liebe auf Lebenszeit. On My Isle schaffen es mit ihrem Mix aus deutschen („Du bist weg“) und englischen Songs („When Illusions Fail“) recht schnell, die Anwesenden zu überzeugen. Sogar an einen hochkarätigen Coversong, nämlich „Join Me in Death“ von HIM, traut sich Hendrik Beye erfolgreich heran. Da dürfte es nicht überraschen, wenn sein Debüt-Album „A Travelled Soul“ an diesem Abend bei dem einen oder anderen ein neues Zuhause finden wird. Unter lautem Klatschen von über 900 Händepaaren verabschieden sich On my Isle von der Bühne.

On My Isle (Foto: Janina Lindner bs! 2019)
Anna Lux (Foto: Janina Lindner bs! 2019)

Mit AnnA Lux aus der Schweiz steht nun eine weitere junge Band vor der Aufgabe, dass Erfurter Publikum zu unterhalten und auf den Hauptact vorzubereiten. Das Trio (ja, hier finden wir unsere drei wieder) hat sich vorrangig dem deutschen Dark-Rock verschrieben. Mit ihren dargebotenen Songs „Eifersucht“ und „Spiel der Gier“ finden sie schnell Zugang zu den Anwesenden vor der Bühne.

Dass die Musik für sie auch eine Art Therapie zum Wut-Abbau ist erklärt uns Sängerin Anna vor „Kleiner Mann“. Jedoch hält sie sich mit derartigen negativen Gefühlen nicht lange auf, denn „wo Wut und Hass ist, muss auch Vergebung stattfinden“. So ist es. Mit dem emotionalen „Wunderland“ dürften AnnA Lux auch den letzten Zweifler überzeugt haben.

Anna Lux (Foto: Janina Lindner bs! 2019)

Nun wird es Zeit für Band Nummer drei des Abends – The Dark Tenor. Mit Gesichtsmaske erscheint er im Nebel auf der Bühne, um sie sich nur Augenblicke später theatralisch herunter zu reißen. Seine zahlreichen Fans springen enthusiastisch von ihren Sitzen und sind vom ersten Song an voll dabei. Es ist faszinierend, dass The Dark Tenor nach wie vor alle Altersgruppen begeistert. Hier steht ein Kind mit glänzenden Augen – dort ein mitsingender älterer Herr mit Fan-Schal um den Hals.

The Dark Tenor (Foto: Janina Lindner bs! 2019)

Bekanntermaßen ist der Dark Tenor ja sehr kommunikativ. Wir erfahren also, dass dies seine erste ausverkaufte Show in der Alten Oper ist und alles aufgezeichnet wird. Gut, der Kameramann war auch nur schwer zu übersehen. Und schrecklich warm ist dem Dark Tenor. Seinen Vorschlag, wir sollen doch mal an unserem Nachbarn riechen, haben die meisten aber – hoffentlich – ignoriert.

Nach ein bisschen „Mondscheinsonate“ ist wieder Zeit für das übliche Geplänkel mit Keyboarder Eric – der hauptberuflich genderkorrekt als „Dozierender“ arbeitet. Klingt komisch – ist aber so. Die wichtigen Themen heute: Beethoven (2019 ist Beethoven Jahr), fehlende Allgemeinbildung, Wikipedia, Frauen, Gender, Widder und Jungfrauen. Wie das alles zusammenpasst? Viel Spaß mit eurer Phantasie…
Es folgt das einzige italienische Lied, das der Dark Tenor – nach eigener Aussage – drauf hat: „Parla Piu Piano“ aus dem Film „Der Pate“. Ja, damit kann er seine Fans immer wieder sehr begeistern.

The Dark Tenor (Foto: Janina Lindner bs! 2019)

Falls Jemand – ich zum Beispiel – gehofft hat, an diesem Abend um das Heidenröslein herum zu kommen – nix da. Es steht zwar tatsächlich nicht auf der Setlist, aber Mann ist ja spontan. Also darf der ganze Saal wieder voller Inbrunst das „Heidenröslein“ singen. Unser Lieblings-Dozierender ist darüber so erfreut, dass er eine Volkslieder-Tour vorschlägt. Die Chancen stehen wohl eher schlecht. Zum Glück.
Weiter geht’s mit älteren und neueren Rocksongs, darunter auch „In the Shadows“ (The Rasmus Cover) sowie „I miss you“ – eine Hommage an den viel zu früh gestorbenen Robert Miles. Langeweile kann bei einem Dark Tenor Konzert jedenfalls nicht aufkommen.

Mit der an diesem Abend häufiger gestellten Frage „Was ist eigentlich Klassik?“ und einem Medley aus „Ode an die Freude“, „Enjoy the Silence“ (Depeche Mode) und „Larger than Life“ (Backstreet Boys) verabschiedet sich The Dark Tenor von seinen Erfurter Fans.
Unser Fazit: Alle guten Dinge SIND drei. Oder vier… Oder fünf…

Galerien (by Janina Lindner bs! 2019):

Setlist The Dark Tenor:

The Dark Tenor (Foto: Janina Lindner bs! 2019)
  1. What if we love
  2. Hurricane
  3. Invincible
  4. The Hunger
  5. Dies Irae
  6. You just saved me
  7. Wild Horses
  8. Mondscheinsonate
  9. Parla Piu Piano
  10. Heidenröslein
  11. River flows on the edge
  12. Wicked Game
  13. Change
  14. Dance without the music
  15. Renegades
  16. Written in the scars
  17. In the Shadows
  18. I miss you
  19. Fade
  20. Ode an die Freude / Enjoy the Silence / Larger than Life

Links:
www.thedarktenor.com
www.annaluxmusic.com
www.facebook.com/onmyisle

Janina Lindner
Janina Lindnerhttp://www.kleine-fotowelt.de/
Janina haben wir in der Mitte Deutschlands ausgesetzt, dort wohnt sie nun, wenn sie nicht gerade auf Festivals rumstreunt, bei einem Kater, der ihr gelegentlich Obdach gewährt. Sie hat als erste unser Bootcamp für Musiksüchtige mit “unbelehrbar” abgeschlossen und gilt als gemeingefährliches 80s Radar. Wir konnten die Frau nicht mal vom Singen im Auto abbringen, damit steht sie sich und ihrer Karriere als Taxifahrerin mit mindestens drei Halbtonschritten im Weg. Immerhin spricht sie fließend Ironisch und amüsiert sich auf Konzerten köstlich über die neidvollen Blicke Umstehender, wenn sie ihr "großes Rohr" auspackt. Janina liiiiebt ihr 70-200 mm und kann auch damit umgehen... Es kommt eben doch auf die Größe an.

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