Review: Nightwish, Krieger (23.02.2008, Leipzig)

Foto: Kristin Hofmann

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Jawoll. Endlich. Die finnischen Götter unterwegs (die inzwischen schwedisch-finnisch sind)! Nach dem Rauswurf von Sängerin Tarja vor ein paar Jahren, hatten sich vor allem die deutschen Fans in Geduld üben müssen, um die Eroberer aller Herzen und Nackenverspannungen wieder live erleben zu dürfen. Mit ihrem bombastischen Album „Dark Passion Play“ war das Quintett nun endlich wieder auf Touren durch die Hallen und Arenas unserer Landes.

Frage vorweg: Wer ist eigentlich Tarja? Auch wer sie noch kennt, wird sie an diesem Abend bestimmt nicht vermisst haben. Warum? Später mehr dazu.

Das Vorprogramm sollten heute die Dresdner KRIEGER und die Schweden von PAIN absolvieren. Die Sachsen waren pünktlich und anwesend, die Schweden dagegen hatten mit den Folgen einer niedlichen Prügelei zu kämpfen und machten ihrem Bandnamen alle Ehre. Vor der Arena hatten sich bereits Stunden vor Einlass (und auch unendliche Minuten nach Einlass) eine lange lange Schlange gebildet. Es waren sogar zwei lange lange Schlangen, denn eingefleischte Kenner wissen oder haben vor Ort erfahren, dass die Arena von zwei Seiten bestürmt werden kann. Und so gab es ab kurz vor 19 Uhr ein munteres asynchrones InDieHalleRennen. Wer nicht am Boden festgenagelt war, wurde gnadenlos umgerannt! Das Ausmaß der Arena an sich ist schon immens, wenn sie sich langsam mit Menschenmassen füllt, ist es gigantisch.

Gegen 20.15 Uhr starteten meine Landsleute von KRIEGER ihr Set mit dem gleichnamigen Stück ihrer aktuellen CD, die lustigerweise auch so heißt, wenn ich mich recht entsinne. KRIEGER rockten von Anfang an, nur das Publikum musste erst langsam warm werden. Nach „Krieger“ folgten Lieder wie „Heimat“ oder auch „In Flammen“ und mit fortgeschrittener Zeit auch immer mehr Bewegung und Stimmung im Publikum. Die Stimme von Sänger Tobias fegte mit voller Kraft durch die Halle und seine rauchige Note brachte das gewisste Etwas sehr gut herüber. Nach einer knappen halben Stunde endete ein wirklich solider Auftritt von den schönen Dresdnern.

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Foto: Kristin Hofmann

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Der Umbau zur nächst größeren Musikerformation begann. Da es keine öffentliche Mitteilung vorher gab, dass PAIN an diesem Abend nicht spielen, werden so manche nicht schlecht geguckt haben, als nach KRIEGER bereits die Bühne für NIGHTWISH umgebaut wurde. Nervöses AufDieUhrGucken und Herumgezapple machte sich breit, denn schließlich stand man kurz vor dem besten Teil des Abends. Und überhaupt des ganzen Jahres. Yeah! Um 21.15Uhr war es dann endlich auch soweit! Das Intro strudelte durch die Boxen, die Halle war in ein dunkles Lila getaucht (um die Augen erst an das Dunkle zu gewöhnen und mit den folgenden explosionsartig auftretenden Pyros alle erblinden zu lassen ;o) ). Drummer Jukka betrat wie gewohnt als erstes die Bühne und durfte im jungfräulichen Jubel der Zuschauer baden. Nach und nach kam der Rest der Band auf die Bühne und schließlich auch die neue Frohnatur Anette, die man einfach mögen muss. „Bye Bye Beautiful“ war der Nightwish’sche Opener dieser Tour und mit den ersten Takten fegten auch die Pyros los – aber wie! Die Stimmung im Publikum war von Anfang an am (Über)Kochen und so gab es für niemanden Halt mehr. Sogar die müdesten Knochen wurden bewegt. Wer dem musikalischen Charme aus unerfindlichen Gründen widerstehen konnte, ist dem von Anette verfallen. Also nee, so ein sympathischer Energiebündel, das so viel positive Stimmung transportiert. Diese Frau hat es einfach drauf, sie brauch keinen gelben Mikrofonständer, der zur gelben Gardine passt. Stimmlich ebenfalls 1A, genau wie Perfomance und eben in allen anderen Kategorien, wo man eine 1A Note vergeben könnte. Aber erstmal genug der Sängerinlobelei.

Foto: Kristin Hofmann

Foto: Kristin Hofmann

Es folgten „Cadence Of Her Last Breath“ und „Dark Chest Of Wonders“, die einfach durch die Boxen tobten und keine Pause erlaubten. Bei „Ever Dream“ konnte man kurz verschnaufen und sich vom wunderschönen Gesang verzaubern lassen. Ein Highlight des Abends war definitiv „The Poet And The Pendulum“, der 13 Minuten und 54 Sekunden lange Opener vom aktuellen Album, der schon auf CD umhaut, aber live… kannste einfach nicht ruhig stehen bleiben. Mit „Dead To The World“ folgte wieder ein etwas älteres Stück, bevor es Richtung Ende des ersten Blocks ging, der mit „Nemo“ endete. Charmant wurde auf das vorläufige Ende des Konzerts von Anette hingewiesen, die in der Pause nach eigener Ansage unbedingt aufs Klo muss und dann wieder kommt. Herrlich. „Wishmaster“ garantierte dann hundertprozentiges Durchdrehen und Abgehen, bevor mit „Wish I Had An Angel“ dieses großartige Konzert nach 90 Minuten endete.

Mein Fazit:
Nightwish brauchen definitiv keine Opern Diva, die ihre eigene Show abzieht. Ich mag Tarja und ihre Stimme sehr, aber mit Anette ist das gesamte Bandbild einfach viel stimmiger, schöner, spritziger, sympathischer,…. Ihr wisst, was ich meine, wenn ihr es mal live erlebt habt.

Setlist Nightwish Leipzig 23.02.2008

  • Foto: Kristin Hofmann

    Foto: Kristin Hofmann

    Intro + Bye Bye Beautiful

  • Cadence Of Her Last Breath
  • Dark Chest Of Wonders
  • Ever Dream
  • Whoever Brings The Night
  • Amaranth
  • The Islander
  • The Poet And The Pendulum
  • Dead To The World
  • Sahara
  • Nemo
  • Wishmaster
  • Wish I Had An Angel

Konzertfotos:

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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