Review: Laut, lauter, Lord of the Lost (31.03.2017, Erfurt)

Den März 2017 mit einer ordentlichen Portion Dark Rock und Metal verabschieden? Kein Problem in der beschaulichen Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. Am Abend des 31. März 2017 versammeln sich dort die – überwiegend schwarz gekleideten – AnhängerInnen von Lord of the Lost vor dem HsD Gewerkschaftshaus.

Bereits eine halbe Stunde nach dem Einlass – und damit eine halbe Stunde vor dem im Internet kommunizierten Beginn – erscheint Lord of the Lost Sänger Chris Harms auf der Bühne. Pardon, es ist nur „Kevin“ Harms, der 2 Jahre jüngere Zwillingsbruder von Chris. Zu dem Zeitpunkt ist die Halle noch nicht mal ansatzweise halb voll. Glücklicherweise werden im Laufe des Abends noch mehr Musikbegeisterte den Eingang des HsD finden.

„Kevin“ kündigt nun Scarlet Dorn, den ersten Supportact, an. Die junge, noch unbekannte Sängerin und ihre Band eröffnen den musikalischen Abend mit „Heavy Beauty“.  Am Keyboard entdecken die Lord of the Lost Fans sogleich ein bekanntes Gesicht – Gared Dirge. Oder ist es vielleicht auch nur dessen Zwillingsbruder…?!

Scarlet Dorn (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Dass dies angeblich erst Scarlet Dorns zweiter Live-Auftritt sein soll, merkt man höchstens an der etwas zurückhaltenden Performance. Gesanglich hingegen gibt es absolut nichts auszusetzen. Die Sängerin kann das Erfurter Publikum schnell von sich überzeugen und dies nicht nur, weil sie – neben sechs weiteren Songs – auch ein Duett mit Chris Harms auf die Bühne zaubert.

Scarlet Dorns Debütalbum ist zwar noch in Arbeit, jedoch darf man sich auf ihrer Homepage drei Songs kostenlos herunterladen. Wer diese Chance auf einen Vorgeschmack nicht nutzt, ist selber schuld.

Scarlet Dorn (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Setlist Scarlet Dorn:

  1. Heavy Beauty
  2. Cinderella
  3. Hold on to me
  4. I love the way you say my name
  5. I don`t know I don`t care
  6. Armageddon
  7. Rain

In der Umbaupause erfolgt die Beschallung mit Disney-Songs, was bei den Anwesenden überraschenderweise ziemlich gut ankommt und auch von „Kevin“ nicht unkommentiert bleibt.

Aeverium (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Doch Schluss mit Disney. Aeverium, die zweite Supportband des Abends, stürmen zu „What about me“ die Bühne und ziehen die Erfurter ZuschauerInnen schnell in ihren Bann. Kein Wunder. Die sympathischen Musiker um Sängerin Aeva Maurelle und Sänger Marcel Römer reißen mit, kommunizieren gern mit dem Publikum und sind stilistisch nicht sooo weit vom Headliner entfernt. „Erfurt ist die schönste Stadt Deutschlands“ findet Marcel Römer. Vor allem wegen der Soljanka, die hier ziemlich gut sein soll. Leider konnte er an diesem Abend keine mehr für sich auftreiben. Macht nix, heute steht ja eh die Musik im Vordergrund.

Aeverium möchten schließlich neue Songs wie „Hunted“ oder „Brave new World“ von ihrem kürzlich veröffentlichtem Album „Time“ live präsentieren. Doch auch ihre erste Single „Break Out“, welche Band und ZuschauerInnen gemeinsam springend einläuten, durfte nicht fehlen.

„Wie geil seid ihr denn bitte? Leck mich fett!“

Aeverium (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Frontmann Marcel wird Erfurt wohl nicht mehr nur wegen der guten Soljanka in Erinnerung behalten. Wie „Anheizen“ funktioniert, braucht diesen Musikern definitiv keiner mehr erklären. Mit „Heaven`s Burning“, ihrem ersten geschrieben Song überhaupt, beenden Aeverium ihren Auftritt vor einem begeisterten Publikum.

Aeverium (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Setlist Aeverium:

  1. What about me
  2. Distrust
  3. Hunted
  4. Home
  5. Brave new World
  6. Veil of Shadows
  7. Break Out
  8. Heaven`s Burning

In der zweiten Umbaupause sind die Disneysongs offenbar alle. Ähm, schade.
Dafür hat nun das Warten ein Ende. Bühne frei für Lord of the Lost! Das Kreischen der überwiegend weiblichen Fans wird – wie erwartet – um einiges lauter. Die fünf gutgelaunten Herren liefern wieder einmal eine geile Show ab. Nicht ohne Grund konnten sie sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe der Alternativen Musikszene mausern.

Lord Of The Lost (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Neuzugang Pi Stoffers fügt sich problemlos in die Band ein. Kaum zu glauben, dass er erst seit wenigen Monaten mit Lord of the Lost auf der Bühne steht. Laut Frontmann Chris Harms musste Pi allerdings eine harte Ausbildung durchlaufen. Gitarre putzen, Gitarre stimmen und schließlich Hochschlafen zum Gitarre spielen. Mit wem erfahren wir nicht, aber das ist vielleicht auch besser so. Fanfiktion-SchreiberInnen dürfen jetzt mit Freude wieder in die Tasten hauen.

Lord Of The Lost (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Plauderpausen wie diese sind bei Lord of the Lost allerdings eher rar gesät. Sie hauen ihrem Publikum lieber einen Kracher nach dem anderen um die Ohren. Neue Songs wie “Miss Machine“ oder  „Interstellar Wars“, vom aktuellen Album „Empyrean“, wechseln sich mit beliebten älteren Hits wie „Epiphany“ oder „Prison“ ab. Aber egal ob alt oder neu – die Fans sind textsicher und feiern ihre Lieblinge. Zu „Blood for Blood“ oder „La Bomba“ wird vor der Bühne fleißig getanzt, während auf der Bühne ein gewisser Sänger die Schlagzeug-Becken von Multitalent Gared Dirge anleckt. Irgendwie typisch Lord of the Lost.

Doch wie heißt es so schön – wenn es am Schönsten ist, sollte man aufhören. Gegen 23:00 Uhr erklingen die Zugaben „Raining Stars“ und „Doomsday Disco“, bevor die Band kurz und schmerzlos nacheinander die Bühne verlässt.

Lord Of The Lost (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Galerien (by Janina Lindner bs!):

Lord Of The Lost (Foto: Janina Lindner bs! 2017)

Setlist Lord of the Lost:

  1. Intro
  2. Drag me to hell
  3. Miss Machine
  4. Interstellar Wars
  5. No Gods, No War
  6. Last Words
  7. Kingdom Come
  8. Epiphany
  9. Blood for Blood
  10. Black Lolita
  11. Die Tomorrow
  12. Prison
  13. Six Feet Underground
  14. The Interplay of Life and Death
  15. The Love of God
  16. We`re all created evil
  17. Fists up in the Air
  18. La Bomba
  19. Dry the Rain
  20. In Silence
    Encore:
  21. Raining Stars
  22. Doomsday Disco

 

Links:
www.lordofthelost.de
www.aeverium.de
www.scarletdorn.de

Veranstalter:
Appel & Rompf GmbH & Co. KG Konzertagentur

Janina Lindner
Janina Lindnerhttp://www.kleine-fotowelt.de/
Janina haben wir in der Mitte Deutschlands ausgesetzt, dort wohnt sie nun, wenn sie nicht gerade auf Festivals rumstreunt, bei einem Kater, der ihr gelegentlich Obdach gewährt. Sie hat als erste unser Bootcamp für Musiksüchtige mit “unbelehrbar” abgeschlossen und gilt als gemeingefährliches 80s Radar. Wir konnten die Frau nicht mal vom Singen im Auto abbringen, damit steht sie sich und ihrer Karriere als Taxifahrerin mit mindestens drei Halbtonschritten im Weg. Immerhin spricht sie fließend Ironisch und amüsiert sich auf Konzerten köstlich über die neidvollen Blicke Umstehender, wenn sie ihr "großes Rohr" auspackt. Janina liiiiebt ihr 70-200 mm und kann auch damit umgehen... Es kommt eben doch auf die Größe an.

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