Was an diesem Abend besonders auffällt, ist die Tatsache, dass jede der drei Bands auf den Merch-Stand aufmerksam macht. Gefühlt ist der an diesem Abend im Musikzentrum auch größer als sonst. Ist aber auch kein Wunder. In Zeiten von Streamingdiensten können Bands mit dem Verkauf ihrer Musik auf Tonträgern keinen Euro machen. Das Geld kommt nur über die Live-Auftritte und den Verkauf der Merch-Artikel wie T-Shirts, Hoodies etc. rein. Das war im analogen Zeitalter noch sehr viel anders und besser!? Aber es ist, wie es ist. Das hält die Bands des Abends nicht davon ab (zum Glück) ihren Musikstil in die Gehörgänge der 200 Fans zu blasen. Warum? Weil sie Musik lieben und für den Rock´n´Roll leben. Sie sind eher auf der Jagd nach Ruhm und Ehre und wenn noch etwas schnöder Mammon kleben bleibt, auch gut.
Die Jagd an diesem Abend eröffnet das Rock-Trio „Bowmen“ aus München. Jetzt sind Markus Escher (Guitar / Vocals), Christian (Tilly) Klaus (Drums / Vocals) und Bassist Stefan Pfaffinger zum Glück nicht mit Pfeil und Bogen bewaffnet, sondern nutzen ihre Instrumente als „Waffen“. Natürlich in friedlicher Mission und noch nicht ganz so laut wie die nachfolgenden Bands. Ihr ehrlicher, direkter Alternative Rock ist ohne Schnörkel, aber trotzdem hart genug, um die Fans einzustimmen.
Die zweite Truppe kommt schon martialischer daher. Kurzer Blick auf die Bühne: Ist das Kiss? Im Musikzentrum? Ne, leider nicht. Ähnlich geschminkt sind die Jungs ja, aber das wars dann auch schon. Wenn eine Band sich „Gengis Khan“ nennt, könnte mensch meinen, jetzt kommt eine Mongolen-Truppe daher, die das Musikzentrum in Grund und Boden ballert, also musikalisch ballert. Tatsächlich kommt das Quintett aus Bologna, Italien. Die Bandmitglieder haben dann so wohlklingende Namen wie Neil Grotti (Gitarre), Lee Under (Keyboards), Frank Leone (Bass), Drummer Giannis Lassa und Gitarrist Mike Petrone. Aber die Italiener können auch ballern, Heavy Metal in der Speed-Version. „He´s the King“, „Long Live the Rebels“ oder „Extreme Power“, da weiß der geneigte Fan und Headbanger gleich, wo es lang geht. Immer geradeaus. Kein Zweifel. Gengis Khan Was A Rocker.
Beim Haupt-Act des Abends kommen die Bandmitglieder dermaßen entspannt auf die Bühne, mensch könnte meinen, die erschüttert nix. Da fehlt doch noch einer, ach da ist er, der Robb Reiner. Anvil ist komplett, aber nur ganz kurz, dann ist Mister Kudlow direkt im Publikum, mal Kontakt aufnehmen mit den Leuten. Das kommt gut an im Publikum. Er hat…
Spaß bei der Arbeit
Die Band um die Gründungsmitglieder Steve ‚Lips‘ Kudlow (Gesang, Gitarre) und Robb Reiner (Schlagzeug) plus Bassist Chris Robertson hat sich wie kaum eine andere Metal-Formation ihre Lorbeeren mit Schweiß, Blut und Tränen verdient. Seit ihrem 2009er Dokumentarfilm The Story Of Anvil, der die ungeschminkte Wahrheit des Business aufzeigt, weiß die Welt, dass das Tagesgeschäft der meisten Musiker nicht etwa aus MTV-Awards, Grammy-Verleihungen, roten Teppichen, Schampus und Kaviar, sondern vor allem aus kräftezehrenden Ochsentouren mit wenig Schlaf, ungesundem Essen und geringen Gagen besteht.
Metal on metal
Heads start to bang
Denim and leathers
Chains that clang
Aber genau diese Umstände haben Anvil zu dem gemacht, was sie heute sind: der Amboss (Anvil) für den Metal. Bodenständig mit bedingungsloser Hingabe. Anvil (damals noch Lips) gibt es bereits seit 1978. Da haben sich einige Anekdoten angesammelt. Irgendwann mal wollte Metal-Godfather Lemmy Kilmister Steve Kudlow abwerben, weil dieser so virtuos Gitarre spielte. Aber daraus wurde nix, weil Kudlow schon ewig mit seinem Kumpel Reiner zusammen Musik machte. Wer will schon bei Motörhead spielen?! Kleiner Scherz. Scherzkeks bei Anvil ist Bassist Chris Robertson. Er zieht andauernd Grimassen, ist so eine Mischung aus Jerry Lewis und Otto Waalkes. Spasssss am Bass.
Robb Reiner ist wohl der obercoolste Drummer of the World. Was er am Schlagzeug leistet, insbesondere bei seinem Solo, ist großes Handwerk in grandios. Und dann ist da natürlich Steve Kudlow. Er führt die Band an beim „March oft he Crabs“ bei „666“ oder auch beim Glam-Rock „Badass Rock ’n‘ Roll“. Mal Speed mal „Normal“ Metal, hier schaut mensch gerne zu und auf die Ohren gibt´s auch reichlich. Nach dem Mega-Drum-Solo kommt noch der „Ghost Shadow“ und natürlich „Metal on Metal“. Die Zugabe fällt aus, also anders aus als gewohnt. Der Abend endet, wie er begonnen hat. Steve Kudlow ist schon wieder mit einem Solo mitten im Publikum. Danach tosender Applaus und Selfies für alle die möchten.
Und alle wollen das.
Setlist Gengis Khan:
- He’s the King
- Reinventing the Fire
- Long Live the Rebels
- Taken by Force
- Possessed by the Moon
- Extreme Power
- In the Name of Glory
- No Surrender
- Possessed by the Wolf
Setlist Anvil:
- March of the Crabs
- 666
- School Love
- Legal at Last
- Take a Lesson
- Badass Rock ’n‘ Roll
- Winged Assassins
- Free as the Wind
- On Fire
- Forged in Fire
- Mothra
- Bitch in the Box
- Swing Thing (including Drum Solo)
- Ghost Shadow
- Metal on Metal
Links:
http://www.my.tbaytel.net/tgallo/anvil
http://www.bowmen-band.de
http://www.de-de.facebook.com/Gengiskhanmetal