Most Wanted 2021: Theas musikalischer Jahresrückblick

Puh, wieder so ein merkwürdiger Jahresrückblick. 2021 stand noch immer ganz im Zeichen der Pandemie. Aber denken wir vielleicht mal an das Gute und lassen Schwurbler*innen und Meinungsmacher*innen hinter uns. Wir haben Impfstoffe und zahlreiche Menschen, die diese Möglichkeiten zum Schutze nutzen. Und wir haben ebenfalls in der Politik etwas Staub gewischt und die CDU endlich in die Opposition gedrückt. Beide Hoffnungsschimmer für ein besseres 2022.

Natürlich drücken gerade aktuell die wahnsinnigen Inzidenzen und Unsicherheiten auf’s Gemüt. Wir befinden uns an einem Zeitpunkt, an dem erneut Touren verschoben werden und die Planbarkeit für eine Konzert- und Festivalsaison unmöglich machen.

Daher halte ich es wie 2021 und setze ganz auf Spontanität. Auch im letzten Jahr haben sich nach langem Hin und Her durch Vorgaben und Ungereimtheiten doch so einige tolle Möglichkeiten ergeben. Neben den 2020 etablierten Sitz-, Picknick- und Wasweißichnochfürkonzerten gab es im Sommer doch die ein oder andere Überraschung.

1. Leoniden auf dem Watt En Schlick Fest in Dangast

Zumindest in meiner Region war das Watt En Schlick Fest ein wahrer Leuchtturm in der Konzerttristesse. Als Modellprojekt des Landes Niedersachsen durfte das Festival unter strengen Testauflagen Auflagen nahezu unter voller Belastung und ohne Einschränkungen stattfinden. Keine Masken, kein Abstand – wie vor Corona eben. Während das gesamte Festival mit einem tollen Line-Up glänzte und wahnsinnig viele tolle Shows zeigte, war es der Auftritt der Leoniden, der mit am lebendigsten im Gedächtnis geblieben ist. Die Band muss halt nur mit dem Finger schnipsen und das Publikum, egal ob Fan oder nicht, ist voll dabei. Die tobenden Massen vor der Hauptbühne waren ein Anblick, der uns lange verwehrt geblieben ist. Mehreren tausend Menschen fiel in diesem Moment wohl kollektiv ein Stein vom Herzen. Gleichzeitig veröffentlichte die Band in 2022 mit „Complex Happenings Reduced to a Simple Design“ ein spannendes neues Album, das es wert ist, hier erwähnt zu werden.

2. Betterov auf dem Rolling Stone Beach

Ganz ähnlich wie das Watt En Schlick konnte das RSB in diesem Jahre ohne große Einschränkungen stattfinden. Nur eben drinnen statt draußen. Auch hier gab es wieder zahlreiche Gigs, die es verdienen erwähnt zu werden, seien es Die Screenshots, Blumfeld oder Element of Crime. Am ersten Festivaltag spielte Betterov im „Möwenbräu“ – einem kleinen. Clubähnlichem Raum mit begrenzten Kapazitäten. Und es war rappelvoll. Es wurde getanzt, mitgesungen und gefeiert. Während die Qualität des Musikers hier gänzlich außer Frage steht, war es auch bei diesem Konzert vor allem die Atmosphäre, die das Ganze zu erinnerungswürdig macht. Wie früher eben, als zumindest in der Musikwelt noch alles in Ordnung war.

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https://www.youtube.com/watch?v=_39aQUyp7Mg

3. Maybeshewill „No Feeling is Final“

Während es noch einige Live-Erlebnisse mehr gab, die es verdienen würden in dieser Liste zu stehen, widme ich den dritten Platz der Ende des Jahres erschienenen „No Feeling is Final“ Platte von Maybeshewill. Schon der Titel passt hervorragend zur aktuellen Zeit, aber noch schöner ist es, dass es die Band nach einer Auflösung in 2016 wieder gibt. Mit ganz hervorragendem Material. Maybeshewill machen Postrock und sparen dabei nicht an Streichern und Pathos. Diese melancholische, aber dennoch hoffnungsvolle Platte wartet nur darauf, in hoffentlich naher Zukunft, live präsentiert werden zu können. Bis dahin unbedingt reinhören.

Ob 2022 besser wird? Wir werden es sehen. Ich wünsche mir weitere Durchbrüche in der Wissenschaft, weniger Weltfremdheit der Politiker*innen und vor allem Durchhaltevermögen der Kulturtreibenden, damit wir uns spätestens 2023 gesund wiedersehen.

Links:

Watt en Schlick
Leoniden
Betterov
Rolling Stone Beach
Maybeshewill

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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