Alice In Chains: die Grunge-Pioniere auf Konzertabstecher in Deutschland

Foto: hfr.

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Die Bedeutsamkeit von Alice In Chains ist kaum in Worte zu fassen. Gemeinsam mit Pearl Jam und Nirvana schufen Alice In Chains zu Beginn der 90er die letzte große Revolution des Rock und hoben Seattle auf die Landkarte der wichtigsten Musikzentren der Welt. Denn hier wurde der Grunge geboren – plötzlich trafen künstlerische Innovation und kommerzieller Erfolg in einzigartiger Weise aufeinander. Belege dafür sind 14 Millionen verkaufte Alben allein in den USA, elf Top 10-Singles und sechs Grammy-Nominierungen.

Nach dem tragischen Tod von Sänger Layne Staley und einer längeren Phase der Inaktivität melden sich Alice In Chains nun in alter Stärke zurück. Im September erschien ihr erstes Studioalbum seit 14 Jahren. Ende November kommt die Truppe aus Seattle für drei Konzerte in Wiesbaden, Dortmund und München nach Deutschland.


Als die Initialzündung von Grunge zu Beginn der 90er in die Welt krachte, war niemand überraschter über diesen plötzlichen Erfolg als die Protagonisten der Szene selbst. In dunklen Proberäumen im nordwestlichen Zipfel der USA hatten diese Bands eine neue Form von Rockmusik erdacht, die sich bei Punk, Heavy Metal und Psychedelic Rock zu gleichen Teilen bediente. Diese authentische Melange wurde ergänzt durch dunkle, teils selbstzerfleischende Texte. Geboren aus der Unzufriedenheit über die moderne Gesellschaft, schufen die Musiker eine mitreißende Form von ‚Teenage Angst’, die Jugendliche überall auf der Welt nachvollziehen konnte. Es war der Klang des Zeitgeistes, ein virtuoser Sound, der die Suche nach Identität und der Hoffnung auf ein besseres Leben ausdrückte.

Fast zeitgleich hoben vier Bands aus Seattle zu internationalem Erfolg an: Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden und Alice In Chains. Verglichen mit Genre-Kollegen, galten Alice In Chains, die sich bereits 1984 gegründet hatten, um das höchst kreative Songwriter-Duo aus Sänger Layne Staley und Gitarrist Jerry Cantrell als die morbideste und dunkelste Version von Grunge. Überwältigend melodiös und klanglich begeisternd intensiv, schrieb Staley Texte, die wie das Kopfkino zu einer lebenslangen Depression wirkten. So erlangten sie gleich mit ihrem ersten Album „Facelift“ 1990 internationale Aufmerksamkeit. Ihre Musik schien die kunstvoll dynamische Entsprechung zu den Gedanken zu sein, mit denen sich ein Jugendlicher damals auseinandersetzte.

Die folgenden Alben „Dirt“ und „Alice In Chains“ sowie die EPs „SAP“ und „Jar of Flies“ stiegen allesamt weltweit in die Charts und ließen das Quartett sukzessive zu einem internationalen Top-Act reifen. Dabei erging es ihrem höchst charismatischen Frontmann Layne Staley ähnlich wie Kurt Cobain, dem Kopf von Nirvana: Er schien überfordert mit den Anforderungen an eine öffentliche Person und flüchtete sich in Drogen. Auf dem Zenit ihres Erfolges geschah die Tragödie. Am 20.04.2002 fand man Staley tot in seinem Apartment.

Gitarrist Jerry Cantrell legte die Band vorübergehend auf Eis und schrieb zunächst zwei Soloalben. Erst 2005 fanden sich Cantrell, Bassist Mike Inez und Drummer Sean Kinney mit dem neuen Sänger William DuVall (ex-Comes With The Fall) für einige Benefiz-Konzerte erneut zusammen. Die Chemie stimmte, und nach zahlreichen internationalen Festival-Auftritten entschied man sich, das erste Studioalbum seit 14 Jahren aufzunehmen. Vom 21. bis 23. November kann man eine der besten Gruppen der jüngeren Rock-Historie in Deutschland live erleben. Es werden ohne Zweifel Abende, die alte wie neue Fans nicht vergessen werden.

Hier die Dates:

  • 21.11.2009  Wiesbaden / Schlachthof
  • 23.11.2009  Dortmund / FZW
  • 30.11.2009  München / Theaterfabrik

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Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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