Review: OOMPH! XXV Tour feiert das gewisse Extra im Capitol (08.04.2016, Hannover)

Im Jahre 1989 taten sich Dero, Flux und Crap aus Braunschweig zusammen, um gemeinsam Musik zu machen. Gleich suchten sie sich einen Namen der etwas aussagen sollte. Nicht zu lang nicht zu kurz. Etwas Englisches durfte sein. Es wurde das alte Englisch Wörter Buch gezückt. Es sollte „das gewissen Etwas“ haben, mit “Energie geladen“ und voller „Schwung“ sein. Die Interpretation dieser Eigenschaften lautet:

OOMPH!

Eine Band war geboren und die Namensgebung ließ hoffen….

25 Jahre Musikerfahrung später erschien im Juli 2015 erschien das Album „OOMPH XXV“. Dieses präsentierten sie zum ersten Mal live auf dem Wacken. Die darauf folgende Jubiläums Tour führte Dero, Flux &Crap am 8. April ins Capitol. Die Fans ließen sich nicht zweimal bitten und strömten zu dieser Huldigung herbei.

Oomph! (Foto: Christian Gutzeit)
Oomph! (Foto: Christian Gutzeit)

Nach einer – sagen wir mal – ungewöhnlichen Vorband scharrt die Menge der Fans in freudiger Erwartung mit den Füßen. Als die drei Künstler um 21:00 Uhr die Bühne betreten, schlagen ihnen die Herzen der Fans entgegen. Die ZuhörerInnen werden mit „Geh auf die Knie und leide für sie“  – einem Liebeslied – begrüßt und es passiert „Alles aus Liebe“. Der Fanblock brodelt und es  herrscht eine fast gespannte Stimmung. Mit dem Intro von „We will rock you“ wird zu „Labyrinth“ übergeleitet und schnell wird klar:

Wer jetzt nicht tanzt, ist selbst schuld.

Dero, Flux und Crap geben „Träumst Du“ um danach „Mein Schatz“ zum Besten . Die in den vorderen Reihen meist weiblichen Fans hängen Dero an den Lippen – wie denn auch anders bei dieser Setlist… Alle Anwesenden sehen „Das weiße Licht“ um beginnen danach die Sinne für „Mein Herz“ und „Der neue Gott“ zu öffnen. Die Stimmung war „Unzerstörbar“ und alle sangen mit „Als wäre es das letzte Mal“. Dass die Singstimmen hier um einiges schöner seien als neulich mit seiner Nichte im Justin Biber Konzert, stellte Dero gezielt dem Publikum klar. Spätestens damit hat er gewonnen. Jeder der Anwesenden ist im Grunde genommen ein „Wunschkind“ und genießt das Konzert. Jedoch „Jede Reise hat ein Ende“ und dauert an „Bis der Spiegel zerbricht“ .

Heute Nacht nimmst du dein Bad in der Menge,
… heute Nacht wirst du gesehn.

Die Band wechselt zwischen langsameren und energiegeladeneren Stücken. Bei „Jetzt oder nie“ kamen so einige endgültig ins Schwitzen, aber als von der Bühne die Frage kam „Wollt ihr noch mal springen?“, ist das Publikum restlos begeistert und auch bei „Niemand“ wieder mit vollem Körpereinsatz dabei.

Willst du frei sein, bis der Spiegel zerbricht?

Als Dero zu „Mitten ins Herz“ die Anwesenden zur „Wall of Death“ aufruft – bei der sich die Fans schlussendlich in die Arme fallen sollten, will er wohl den Zusammenhalt beschwören, den er sogleich selbst beim Stagediving austestet.

Um die Gemüter – und vielleicht auch sich selbst – zu entspannen spielen Oomph! anschließend „Unter diesem Mond“ und die Anwesenden zücken brav ihre Feuerzeuge oder Handydisplays, um das Ganze atmosphärisch zu beleuchten. Im Publikum ist es zu diesem Zeitpunkt absolut still. Es entsteht der Eindruck, als hinge jede/r seinen oder ihren eigenen Gedanken nach. Oomph! vollbringen anschließend das Kunststück, die zuvor beinahe andächtig gewordene Stimmung wieder in eine stürmische zu verwandeln und alle wieder „Auf Kurs“ zu bringen. Und wirklich: Hätte man die Augen zusammengekniffen, so glichem die sich im Takt bewegenden Arme der Zuschauer einem wogendem Meer…

Oomph! (Foto: Christian Gutzeit)
Oomph! (Foto: Christian Gutzeit)

Beim „Sandmann“ kommen alle sehr schnell aus der Schmusestimmung heraus, sind wieder voll dabei und auch die Titel „Gekreuzigt“ und „Augen auf“ werden ausgiebig mitgesungen, es wird getanzt bis dass der Boden wackelt.

Mitten im Tanz unterbrochen, fragt sich so mancher Fan, ob es das gewesen ist, denn die drei haben die Bühne verlassen. Nachdem sich alle berappelt haben, wird mehr oder minder einheitlich nach einer Zugabe verlangt. Diese bringen Oomph gern. Dero kommt – zu „Kleinstadtboy“ passend – mit Kunstblut beschmiert, mit Weste und Zylinder bekleidet auf die Bühne. Und endlich ist der eine oder andere Blick auf seine Tatoos zu erhaschen. Nach 2 Stunden bringen Dero, Flux und Crap nunmehr ihren letzten Song für diesen Abend: „Gott ist ein Popstar“

„Ich geb euch Liebe
Ich geb euch Hoffnung
Doch nur zum Schein
Denn die Massen wollen betrogen sein“

Fast zwei Stunden  „voller Energie“ ,mit „Schwung“ und dem „gewissen Etwas“.
OOMPH! eben.

Christian Gutzeit / Cordula Böning

Galerie
Oomph (08.04.2016, Hannover) [28]

Setlist:

1. ALLES AUS LIEBE
2. LABYRINTH
3. TRÄUMST DU
4. MEIN SCHATZ
5. DAS WEISSE LICHT
6. MEIN HERZ
7. DER NEUE GOTT
8. UNZERSTÖRBAR
9. ALS WÄRS DAS LETZTE MAL
10 .WUNSCHKIND
11. JEDE REISE HAT EIN ENDE
12. BIS DER SPIEGEL ZERBRICHT
13. JETZT ODER NIE
14. NIEMAND
15. MITTEN INS HERZ
16. UNTER DIESEM MOND
17. AUF KURS
18. SANDMANN
19. GEKREUZIGT
20. AUGEN AUF!
—————————————-
21.KLEINSTADTBOY
22.GOTT IST EIN POPSTAR
23.DANKESCHÖN (Outro)

Links:
www.oomph.de

Veranstalter
www.mlk.com

www.hannover-concerts.de

be subjective!
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be subjective! music webzine est. 2001 Live-Berichte und Konzertfotos stehen bei uns im Fokus. Die richtigen Wort für neue Töne, musikalische Experimente, Stimmungen in Bildern gebannt, Mega Shows in neuen Farben. Der Atem in deinem Nacken, die Gänsehaut auf Deiner Haut, der Schweiß durchtanzter Nächte zum Miterleben und Nachbeben. Interviews mit Bands und MusikerInnen.  be subjective! aus der Musikszene für mehr Musikkultur. 

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