Preview: Marika Hackman präsentiert einen großen Seufzer im intimen Rahmen (2024)

Bloß keinen Kaffee! Rausgehen, mit Freund*innen sprechen, die Mutter anrufen, Kräutertee trinken, versuchen zu schlafen, sich keinesfalls übergeben. Die Single No Caffeine von Marika Hackman enthält nur eine Liste von Dingen, die man tun sollte, wenn die Panik wieder einmal an die Tür klopft. Es sei, so sagt die Sängerin, eben eine Liste und ein Blick auf ihre Angst als missbräuchlicher Partner. Das Leben der Engländerin, darf man vermuten, ist immer noch nicht einfach.

Darauf deutet auch die zweite Single aus dem kommenden neuen Album Big Sigh hin, das im Januar erscheinen ist. Hanging ist die Rückschau auf eine Beziehung, die einen erstickt, klein macht und jeglichen Raum raubt: „And my heart won‘t grow with your fingers down my throat. It‘s a hard brown stone like an embryo.“ Musikalisch ist das ebenso intim umgesetzt wie die Themen, die hier aus der tiefen Seele nach oben stolpern. Hackmans feine Stimme klingt verhallt und aus der Ferne, als fiele es ihr schwer die Worte zu singen; und doch hat sie eine große Kraft. Die Instrumentierung bleibt reduziert, aber die elektronische Unterstützung schiebt die Songs nach vorn.

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https://youtu.be/UBVc1-S3D7g?si=S43nKPNLpVHAo09n


Die ersten eigenen Stücke der Britin zeigen sie auf einem ganz neuen Plateau. Drei Alben hatte Hackman vor der Pandemie produziert, zuletzt mit Any Human Friend ein kleines Meisterwerk der lesbischen Sexualität mit allen Zweifeln und Hoffnungen – und mit seinen Synthesizer-Sounds absolut groovy. Doch dann wollte ihr nichts mehr einfallen. Also nahm sie aus kreativer Frustration Covers auf, eine Idee, die sie schon seit Beginn ihrer Karriere umtreibt, mit Songs von Grimes, Beyoncé, The Shins, Sharon Van Etten oder Elliott Smith. Diese reduzierten Versionen fanden ebenfalls ziemlichen Anklang bei der Kritik und den Fans.

Jetzt aber ist Marika Hackman zurück mit der ersten komplett eigenen Platte seit knapp vier Jahren und ist auf einer ganz neuen Höhe angekommen. Als könne sie sich von außen und von innen gleichzeitig betrachten, findet sie ihren poetischen Ausdruck in Musik und Texten gleichermaßen. Im April kommt Marika Hackman mit dem neuen Album zu uns auf Tour.

Die Dates:

  • 11.4.2024, Berlin, Hole 44
  • 12.4.2024, Hamburg, Molotow
  • 14.4.2024, Köln, artheater Köln

Links:
Maria Hackman

Veranstalter:
Trinity

Franz Naumann
Franz Naumannhttp://www.be-subjective.de
Franz wird auch oft einfach Dino(junge) genannt, denn wenn er einmal anfängt, von Dinos zu erzählen, hört er so schnell nicht mehr auf. Passend zu seiner Liebe für MySpace & Tumblr, könnte man meinen, dass Franz in der Zeit stehen geblieben ist, aber vielleicht ist es auch einfach eine grosse Portion Nostalgie. Er liebt analoge Fotografie & kennt Pop-kulturelle Momente & die Indie-Szene so gut, wie die Welt der Dinos. Schwarz ist die einzige Farbe, die er trägt, weil „alles Andere in Berlin einfach gefährlich ist“. Und wenn er nicht gerade mit seiner Fuji vom Fotograben aus fotografiert, gibt er viel zu viel Geld für Schallplatten aus.

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