Review: Abba in cool – The Baboon Show (24.02.2024, Bremen)

Zwei Männer und zwei Frauen aus Schweden, die Musik machen und große Massen mobilisieren. Ein Erfolgsrezept, das man von Abba kennt. Wären ABBA nur einen Tick cooler gewesen, hätten sie wohl geklungen wie The Baboon Show, die am 24.02.2024 den Schlachthof gleich zwei Mal zum beben bringen. Da die Abendshow der schwedischen Punkrocksensation so schnell ausverkauft war, wurde kurzerhand noch ein Zusatztermin am gleichen Tag um 15:30 Uhr klargemacht. Den haben wir uns angeschaut.

The Baboon Show (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Es ist schon merkwürdig, um 15 Uhr in den Lieblingsclub zu spazieren. Draußen scheint die Sonne, naja mehr oder weniger, schließlich sind wir immer noch in Bremen und drinnen ist es gewohnt schummerig. Vorm Wellenbrecher an der Bühne bleibt es luftig, die durchaus älteren Gäste suchen sich lieber einen gemütlichen Platz auf den vielen Stufen. Das Schöne: echt viele haben ihre Kids irgendwo zwischen 6 und 16 Jahren dabei. Vielleicht sollte es doch öfter so frühe Shows geben – da lernt man noch was.

Girls To The Front

SUA (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Eröffnet wird von SUA – Female fronted Punkrock aus dem Baskenland, die auf englisch und in der baskischen Sprache versuchen, die Menge anzuheizen. Obwohl die Musik gut anzukommen scheint, hält sich die Bewegung im Schlachthof eher in Grenzen. Schade, dass es Supportacts oft so schwer gemacht wird. Die Musiker*innen ziehen ihre Show trotzdem so souverän durch, als wären sie der Headliner. Jede Bewegung, jede Spannungspause sitzt, lediglich der Sound hätte etwas besser abgemischt sein können, denn der Gesang wird stellenweise verschluckt.

The Baboon Show (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Im Anschluss wird ein riesiger Vorhang gehisst hinter dem fix für The Baboon Show umgebaut wird. Die Spannung im Raum steigt und der Laden füllt sich merklich, obwohl er offiziell nicht ausverkauft war. Zu den ersten Tönen von Made Up My Mind fällt das Banner, und Frontfrau Cecilia Boström schreit den Gästen freudig in die Gesichter. Dass sie schon eine Weile unterwegs ist, sieht man an den zerschlagenen Knien. Aber auf Sparflamme zu performen ist für die Sängerin keine Option. Es folgen 20 Songs in 1,5 Stunden voller Energie, ohne Pausen über Politik, Klassenkampf, Zusammenhalt.

Balladen? Quatsch!

The Baboon Show (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Boström bringt den Affenzirkus in den Schlachthof und der Schlachthof macht mit. Ständig sucht sie Kontakt zur Menge, springt, Schlägt Räder auf ihren Heels, stürzt auf die Knie, knallt gegen Ecken und Kanten und macht weiter, als wäre das das normalste der Welt. Übermenschlich- da können sich viele Männliche Kollegen noch ein Scheibchen abschneiden. Das Set – all Killer no Filler – zieht zügig vorbei. Zwischendrin sind die Schweden immer für ein Späßchen aufgelegt, aber auf schwedisch zählen, das können die Bremer*innen vermutlich immer noch nicht.

En, Tvâ, Tre, Fyra

Zum Glück bietet die Schlachthofbühne ausreichend Platz, nicht nur für Boströms ausufernde Gymnastikübungen, sondern auch für Gäste. Für You Got A Problem Without Knowing It werden SUA noch einmal hinterm Vorhang hervorgezaubert und stimmen im Anschluss noch kurz mit der Menge Twisted Sisters We’re Not Gonna Take It an. Nach Afterglow gönnen sich die vier Schwed*innen dann doch ein kurzes Päuschen, bevor eine vier Lieder lange Zugabe folgt. Die zahlreichen Kids im Saal gingen auch an der Band nicht vorbei, sodass diese zum großen Finale Radio Rebelde auf die Bühne eingeladen werden. Während die einen das freudig akzeptieren, steht so einigen ganz kleinen beim Anblick Boströms blutiger Knie doch die Angst ins Gesicht geschrieben. Frühkindliche Punkrockabhärtung. Vorbildlich.

The Baboon Show (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Tack.

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2024):

Setlist The Baboon Show:

The Baboon Show (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)
  1. Made Up My Mind
  2. The Shame
  3. Oddball
  4. God Bless You All
  5. Me, Myself and I
  6. The History
  7. Gold
  8. Boredom Boredom Go Away!
  9. It’s A Sin
  10. Queen Of The Dagger
  11. We fight in the Night in the Bushes
  12. Hurray
  13. Class War
  14. Same Old Story
  15. You Got A Problem Without Knowing It
  16. No Afterglow
    Encore:
  17. Tonight
  18. Rolling
  19. Playing With fire
  20. Radio Rebelde

Links:
SUA
The Baboon Show

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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