Review: Eigenlob stimmt – Trixsi im Eisen  (13.04.2024, Bremen)

Das Eisen, die Kneipe des Vertrauens im Bremer Viertel feiert in diesem Jahr 32-jähriges Bestehen und feiert eine Woche lang dieses schöne Jubiläum. Am 13.4. mit einem ganz besonderen Schmankerl: unsere liebste deutsche Supergroup Trixsi hat sich im Prinzip selbst eingeladen und auf ihrer Tour einen kleinen Zwischenstopp in Bremen eingelegt. Einlass gab’s via Voranmeldung per Mail und Pay-What-You-Can-Prinzip.

„Man kann nicht immer nur Trixsi hören und diesen hamburg-hippen Scheiß“

Below Zero (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Ebenso selbst eingeladen, also mehr oder weniger, hat sich das Bremer Duo Below Zero (so ca. 2 Stunden vorher) um mal eben den Support zu übernehmen.  Die blutjungen Jonathan und Max sind sowohl im Eisen als auch in ganz Bremen längst keine Unbekannten mehr und machen einen herausragenden Job. Gute Gelegenheit, sich nochmal ein bisschen warm zu spielen, denn schon am 10. Mai erscheint ihre erste EP Blood In The Water – passend dazu dann am 17.5. eine dicke Release Party direkt nebenan in der Lila Eule. Mit 50-60 Gästen ist das Eisen bereits rappelvoll, als sich die beiden hinter Gitarre und Schlagzeug positionieren. Ihr dreckiger, lauter Garagenrock klingt in dieser kleinen Location überraschend gut und zieht auch vor der Eckkneipe einige neugierige Leute ans Fenster. Das Bremer Viertel at its finest.

Trixsi (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Schon der Einlass hat sich an diesem Abend etwas verspätet. Hier fehlt Technik, da stimmt der Sound noch nicht. Alle Anwesenden nehmen es gelassen und warten bei wunderbaren Frühlingswetter ganz glückselig mit ‘nem Bierchen in der Hand vor dem Laden und beobachten das Treiben. Pfandsammler*innen zwischen Porschefahrer*innen, Punker *innen neben „Ich gender nicht – ich habe einen Schulabschluss“-T-Shirt-Trägern (hier wurde bewusst das Maskulinum gewählt), im Viertel mischt sich alles. Umso wichtiger, dass es solche Kneipen wie das Eisen gibt, die die Fahne hochhalten als Ort der Begegnung und des Austauschs mit den eigenen Nachbarn. Wenn diese Läden irgendwann eingehen, dann können wir unsere Gesellschaft doch gleich völlig knicken, denn dann findet der Diskurs nur noch an den Bildschirmen und Tastaturen statt. Und wenn auf der kleinen Bühne des Eisens Platz genug ist für fünf ausgewachsene Kerle, dann hat auch das Ego von ‘nem Gendergegner am Tresen Platz, wo er den Blödsinn, den er da vor seinem Bauch her trägt, einmal mit anderen reflektieren kann – und sind wir mal ehrlich, bei ‘nem kühlen Bierchen hat doch jeder von uns schonmal Einsicht gezeigt und gemerkt, dass die eigene Ansicht nicht unbedingt die Richtige ist.

„Wenn ich noch einmal die Gitarre in den Hintern bekomme, dann geh ich.“

Trixsi (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)
Trixsi (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Aber kommen wir zurück zu die fünf ausgewachsenen Typen auf der Bühne kleinen Bühne. Trixsi quetschen noch eben die letzte Kippe vor dem Laden aus, hier noch n Schnack, da noch ‘ne Begrüßung und schnappen sich irgendwann, wenn es allen passt ihre Instrumente. Jörkk Mechenbier hat ein wenig mit seiner belegten Stimme zu kämpfen, dass merkt man aber nur zwischen den Songs, wenn das sagenumwobene Sängerspray zum Einsatz kommt. Es ist eng, es ist warm und trotz leichtem Gedränge sind alle wahnsinnig nett zu einander – man kennt sich eben. Auch Mechenbier ist im Eisen kein Unbekannter, war er z.B. mit Schreng Schreng & La La erst kürzlich dort. Die tollen, abwechslungsreichen und cleveren Songs der Alben „Frau Gott“ und „You Will Know Us By The Grateful Dead” sitzen, die Reihenfolge geht so, die Setlist non-existent. Bie so vielen Musikern aus so vielen Bands könnte man da schon leicht durcheinander kommen, aber im musikalisch klappt einfach alles erstaunlich gut, lediglich zum Schluss eine kleine Diskrepanz und die wirklich wichtige Frage: Erst die Zugabe und dann ein Kippchen? Oder erst ein Kippchen und dann die letzten Songs? Die Band zieht durch, das Publikum auch und als es vorbei ist, geht’s für alle einfach wieder raus vor die Tür, mit ‘nem kühlen Bierchen in der Kralle und einer schönen Viertelfrühlingsnacht.

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2024)

Below Zero (Foto: Thea Drexhage bs! 2024)

Setlist Below Zero:

1. Revolution Theory
2. Gone Dark
3. Blood In The Water
4. Lights
5. Bury The Hatched
6. End Of Days

Setlist Trixsi:

  1. Hat in Münster jemand draufgekotzt

Links:
Below Zero
Trixsi

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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