Review: The Australian Pink Floyd Show (27.02.2011, Hannover)

Foto: Torsten Volkmer

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Ein kalter Wind umweht die AWD-Hall, während sich eine Masse meist älterer Menschen voller Vorfreude auf die Musik ihrer besten Jahre, mit Gras und allem was dazugehörte, auf den Eingang zubewegt. Pink Floyd wollen nicht mehr, Roger Waters tut es ab März 2011 im vermutlich etwas wärmeren Portugal: mit den guten alten Klassikern und großen Hits um die Welt touren. So bleibt uns also heute nur das „Plagiat“: The Australian Pink Floyd Show, die 1988 gegründete Pink Floyd-Coverband. Aber auch hier wird der technische Fortschritt nicht außen vor gelassen: am Eingang werden wir sofort mit 3D-Pappbrillen versorgt, für den zweiten Teil der Show. Zweiter Teil? Genau, neben der Komplettbestuhlung hat man auch an weitere Annehmlichkeit für das betagtere Publikum gedacht und legt mitten im Konzert eine Pipipause ein.

Foto: Torsten Volkmer

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Die Band um Sänger und Gitarristen Steve Mac legt los mit der viertelstündigen Hymne „Shine On You Crazy Diamond“ und zeigt sofort, was sie musikalisch draufhat. Michael Kidson unterstützt die Band mit einer furiosen Saxophoneinlage, dazu sorgt die Lightshow im ganzen Saal für psychedelische Stimmung. 2600 Pink Floyd Fans lassen sich nun die großen Hits um die Ohren sausen: „Welcome to the Machine“, „Coming Back to Live“, das stimmungsvolle aber trotzdem radiotaugliche „Learning to Fly“ und die ganz frühen Hits wie „Arnold Layne“ und „Careful with that Axe, Eugene“. Leider ist das 1967 veröffentlichte „See Emily Play“ nicht dabei, schade, findet man es doch immerhin auch als fast einziges Lied dieser Ära auf der Best Of-Scheibe „Echoes“. Im Hintergrund immer stimmungsvolle Videos auf der kreisrunden Leinwand, wabernde Kornfelder, Wolken, Emotionen, ganz wie man es auch von Pink Floyd erwartet hätte. Neben der durchaus vorhandenen Spielkunst der Band überrascht es dann umso mehr, dass das Intro von „Sorrow“ in einem Brei aus lauten Tönen versinkt, an einer Stelle, an der die Gitarre bei den „echten“ Pink Floyd eigentlich einen schmerzhaften aber cleanen Riff in der Stille erzeugt. Riff verkackt, der Rest top, also zufrieden ab in die Pause.

Voller Vorfreude die Gesichter bebrillt, geht es nun los: ein schwebendes Schwein kreiselt zu „Breathe in The Air“ und „On The Run“ durch den Raum. Danach wird es durch eine goldene Taschenuhr abgelöst, während ein tickendes Geräusch den Song „Time“ anklingen lässt. Leider ist es das aber im Grunde auch schon mit 3D gewesen, bis auf eine kurze Sequenz am Schluss. Besonders ein Video mit explodierenden Häusern, das später auf der Leinwand eingespielt wird, hätte sich auch gut für 3D geeignet. Dicht an Dicht geht es weiter mit den großen Nummern aus der langjährigen Bandgeschichte: „Money“, „Wish You Were Here“ und natürlich „Another Brick In The Wall“. We don’t need no education, yeah!

Foto: Torsten Volkmer

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Nach „Comfortably Numb“ verabschieden sich die Damen und Herren von der Bühne, werden jedoch durch frenetischen Jubel und laute Rufe nach einer Zugabe noch einmal zurückgelockt. Nun kommen doch noch mal die Tiere ins Spiel: Das große rosa Känguru, das in Anlehnung an das rosa Pink Floyd Schwein zum Markenzeichen der australischen Coverband geworden ist, steht übermächtig auf der Bühne. Aber auch das genannte Schwein schwebt, mit zum Takt von „Run Like Hell“ blinkenden glühend roten Augen, in der Luft. Vermisst habe ich dann doch noch die großen Hits „Hey You“ und „Set The Controls for The Heart of The Sun“, aber sie kommen ja sicherlich bald wieder, wie fast jedes Jahr. Alles in Allem ein gelungener Abend, bis zum nächsten Mal in Hannover!

Konzertfotos:

Links:

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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