Review: Oomph!, All Ends, Mina Harker (12.11.2008, Kiel)

Foto: Torsten Volkmer

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Auf einen grauen Mittwoch Abend im November freut man sich eigentlich eher selten. Aber Oomph! in Kiel war mal wieder ein Grund der die kalten Tage aufhellen könnte. So geschah es, dass ich mich eben an jenem wirklich nieseligen grauen dunklen Tage nach Kiel begab. Das Ziel sicher vor Augen. Oomph! und ihren ersten Auftritt in Kiel sehen zu dürfen! Draußen wurde bereits mit einem Grill Bier und Bratwurst verkauft und dem entsprechend schien denn auch für die Fans gesorgt worden zu sein.

Aber drinnen bot sich mir ein eher spärlicher Anblick… Die Halle war vielleicht bis zur Hälfte gefüllt und das sollte sich zum Leid der angetretenen Bands auch nicht viel ändern. Vielleicht war es der Mittwoch, das Wetter oder die Finanzkrise, die es verhinderten, dass mehr Leute kamen. Die Fans und Gäste, die gekommen waren, sollten aber mit einer sehr guten Show aller drei Akteure  belohnt werden.

Foto: Torsten Volkmer

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Als erstes trat eine mir ungekannte Band Namens „Mina Harker“ auf. Mit dem ersten Stück „Letzter Kuss“ ging das Duett auch gleich recht gut zur Sache. Sicherlich waren die beiden Musiker vielen Anwesenden noch unbekannt. Aber ich glaube, dass sie einige neue Fans oder sehr interessierte Zuhörer gewonnen haben. Die beiden dynamisch freundlichen Musiker (Mina Harker: Gesang; Alexander Gorodezki: Gitarre) machten eine gute Figur und zeigten viel Einsatz, um die kühlen Nordlichter aus der herbstlichen Stimmung herauszuführen.

Die Musik ist mit elektronisch-angehauchtem Deutsch Rock zu bezeichnen. Wobei aber live von der Elektronik wenig zu hören war. Die Playlist: Letzter Kuss, Bis zum Tod, Wie im Traum, Nacht, Engel, Tränen, Fühlst du mich und Tiefer. Stimmgewaltig ist die Sängerin alle mal und wer mal Zeit hat und nicht erst eine Std. nach Einlass zu den noch folgenden Konzerten kommt, darf sich darauf freuen. Mina Harker begleitet Oomph! bis zum Auftritt in München.

Die zweite Band des Abends war mit „All Ends“ mir keine unbekannte Formation. Hatte ich doch gerade erst vor einem Monat ihr aktuelles Debüt-Album zur Rezension in den Händen.

Foto: Torsten Volkmer

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Dazu kann ich nur sagen Hut ab! Live klingen die Schweden genau so dynamisch, wie auf ihrem Erstlingswerk mit selbigen Namen „All Ends“. Mit neun Stücken war deren Playlist denn ein Stückchen länger, aber der Auftritt nicht weniger dynamisch. Die beiden auf der Bühne sehr agil wirkenden Sängerinnen in ihren hochhackigen Schuhen noch dazu mutig springend. Respekt. Der Auftritt wurde von den Kielern, die wohl auch noch nicht oft was von der Gruppe gehört hatten, mit viel Applaus nach jedem Stück belohnt. Nach einigen wiederholten Aufforderungen der Sängerinnen noch etwas aktiver zu werden, wurden auch die restlichen kalten Glieder aufgeheizt. Mit Regrets wurde denn auch mein Lieblingsstück ihres Albums gespielt. Das es sich hier bei um echte Profis handelte konnte man dann auch zusätzlich in dem sehr routinierten Auftritt sehen. Insgesamt ein gelungener Auftritt – gut geplant und auch sauber durchgezogen. Die sechs Schweden haben den ganzen zur Verfügung stehenden Raum der Bühne genutzt. Für mich war es ein sehr guter aber kein spektakulärer Auftritt. Eine gute professionelle Arbeit, die zeigt, das da sehr viel Bühnenerfahrung hinter steckt.

Dann war es Zeit die Bühne zu räumen, Ordnung zu schaffen für den ersten Auftritt in Kiel. Oomph! betraten die Bühne und das Publikum war hin und weg. Unterstützt wurden/werden die drei Bandmitglieder durch zwei Gastmusiker. Und zu einem Duett mit Mina Harker lässt man sich auch gerne hinreißen. Für Bewegung wurde also gesorgt. Vor allem der routiniert in Szene gesetzte Bewegungsdrang von Dero (Gesang) hatte einen großen Aktionsradius. Immer wieder wurde die Bühne umrundet. Oomph! sind mit den Jahren gewachsen und haben sich deutlich gesteigert. Die Zeiten der 90iger als man noch „Der neue Gott“ gespielt hatte sind längst passé.

Foto: Torsten Volkmer

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Vollzeitmusiker und Profis, wie man es bei fast zwei Jahrzehnten Bühnenerfahrung erwarten darf, sind sie geworden. Der Erfolg gibt ihnen recht. Nur leider war das Konzert in Kiel wider erwarten nicht ansatzweise ausverkauft. Den anwesenden Fans hat es sicherlich gefallen. Hatte man doch wesentlich mehr Raum zum Tanzen. Immer wieder wurden hier und dort pogende Jungs gesehen. Ohne große Showeffekte und sich allein auf ihre Musik, und Dero verlassend wurde auf sonstigen technischen Einsatz an Bühnentechnik verzichtet. Einzig eine interessant gestaltete Lichtershow mit speziellen LED-Strahlern sind erwähnenswert. Wie immer hat sich Dero auch in Kilen zwei mal auf die Hände seiner Fans verlassen und sich über sie hinweg tragen lassen. Mit einer Setlist von immerhin 24 Songs war der Auftritt zu dem auch sehr auf das große bestehende Repertoire der Jungs aufgebaut. Daher verzichte ich einfach mal darauf diese hier komplett wiederzugeben. Aber mit einleitenden Sprüchen wußten die Fans fast immer sofort was kommt. Nur der Aufforderung jetzt und sofort sich dem „Sex“ hinzugeben wollte dann doch keiner der Anwesenden folgen. Wohl zum Glück der Veranstalter. Waren doch auch hier und dort Minderjährige im Publikum. Im Großen und Ganzen war es ein musikalisch und technisch sauberer Auftritt. Es gab keine Ausfälle und keine wirklich auffälligen Einlagen. Weder von Seiten der Fans noch der Musiker. Ich persönlich hätte mir vielleicht ein paar mehr individuelle Bühneneinlagen gewünscht.

Die Lautstärke war zwar wie auch für den Rest des Abends eindeutig zu hoch, was aber eben weniger der Band denn dem Mixer hinterm Pult zu verdanken war. Ich würde mich freuen, wenn es an den Kassen demnächst auch „freiwillig“ Seitens der Veranstalter Gehörschutz geben würde. Der einfache Hinweis, dass es zu Gehörschäden führen kann ist mir da eindeutig zu wenig entgegenkommen.

Konzertfotos:

Link:
www.oomph.de
www.allends.com
www.myspace.com/minaharkerband

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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