L’art de jouir – von Beetlejuice bis Anti-Heroin.[1]
Die 15. N-JOY Starshow auf der Expo-Plaza in Hannover präsentiert von Kuhlage und Hardeland aus der N-JOY Morningshow.
Teesy.
„Der Anfang, das Ende, die Glut
Die Sandbank, die Welle, die Flut
Von ganz unten nach oben geschwommen
Als hätte g’rad in diesem Moment etwas Großes begonnen.“
Am Anfang war das Wort oder – wie im 1. Textbuch nach Teesy – der Sprechgesang. Und Teesy sprach, den Regen, den scheuen wir nicht, und es kreischten die Heerscharen blumenbekränzter Mädchen, bis dass die Wolken brachen. Teesy, die menschgewordene Leichtigkeit des Seins, betreibt Stil-Upcycling, was Musik und Mode betrifft, kombiniert seinen Anzug mit roten Sneakers und webt R’n B in den Roap-Hybriden aus HipHop und Pop. „Könnte sollte müsste hätte. Wer hat schon Glücksrezepte.“ Teesy tanzt im Regen und tauft das Plaza mit seinen Glücksverprechen.
Marlon Roudette.
„As we go
To this brave new world
Ain’t no good to you
I’m your anti hero“
Ein Antihero? Wer seine Songs Brave New World oder Antihero nennt, muss belesen sein. Schwer zu sagen, ob Roudette das ist, allerdings hat er Triphop und Themse im Blut und ein Gefühl für Chartbreaker. Doch was on air funktioniert, muss on stage noch lange nicht gutgehen. Roudette ist kein Tänzer, Roudette ist ein Hitmacher. Und als wolle ihn die Sonne retten, reißen die Wolken auf und stiften die passende Steel-Drum-Stimmung, tauchen das karibische Schlagwerk in Sonnenlicht und lassen uns vergessen, dass es gerade etwas trübe um die Starsshow schien.
Und mit der Sonne kehrt auch ein bisschen Liebe auf dem Gelände ein. 25.000 N-JOY Fans sind eingeweiht, dass Hörer Pierre, der vor einem Jahr hier seine Traumfrau getroffen habe, vor seiner ahnungslosen Christin auf die Knie fallen wird. Handherzen werden geformt, es wird gejubelt und geschmachtet.
Mark Forster.
„Ey Liebe du komisches Ding
ich such dich überall, doch ich fühl mich wie blind.
Ey Liebe du verspieltes Kind, ich lass dich nie mehr los, wenn ich dich find.“
Mark Forster schwimmt auf der Welle von Liebe und Schmachten mit seinem Song „Ey Liebe“ in die Starsshow. Wie originell! Für die einen, insbesondere die Mädchen in der ersten Reihe, eine Offenbarung, eine Erfüllung heimlichen Träume, denn das ist DER Durchstarter des Jahres 2014, so ein richtig, richtig cooler Typ. Für die anderen wohl einfach ein unrasierter 31jähriger mit betont jugendlich lässiger Cap-T-Shirt-Klamotte, der offenbar seinen Turnbeutel in der Hamburger Schule vergessen hat und wie ein bekiffter Hamster weinerliche Hipster.., aber lassen wir das, über Geschmack lässt sich streiten und Forster hat ganz offenbar einen potenten Twitter-YouTube Marktwert, der sooo extrem lässig rüberkommt und wieder geht. „Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir. Vergesst, wer ich war. Vergesst meinen Nam’n. Es wird nie mehr sein, wie es war. Ich bin weg, Au Au Au Au Au Revoir.“
Meghan Trainor.
„What if I
I wanna kiss you tomorrow“
Meghan Trainor will man von der ersten Minute an küssen. Buchstäblich ein Goldstück, Goldkehlchen, Goldlöckchen. Das heimliche Highlight der N-JOY Starshow. Die 21jährige Amerikanerin ist kein GNTM, wird – ob ihres Röckchens –als goldene Christbaumkugel verspottet, bekommt für ihre energiegeladene Show viel zu wenig Applaus und ist dabei soviel mehr als das blonde „All About That Bass“ Chart-Wunder. Was den Teens hier begegnet ist ganz sinnvolles Rollmodel, eine freche starke Frau, die körper- und selbstbewusst tanzt, Kurven hat und einsetzt und auch bei der Auswahl ihrer Tänzerinnen darauf geachtet zu haben scheint, dass diese nicht den typisch XXS, strohblond und Barbie-Hohlbratzen Typus des Cheerleaders, sondern Charaktere verkörpern, die – sowohl tänzerisch als auch hinsichtlich ihrer Ausstrahlung – einiges zu bieten haben.
„Cause your lips are moving
Baby, don’t you know I’m done“
Jessie J. war auch da.
Jason Derulo.
„Tonight
Take me to the other side“
Ein Finale, dass – Bass sei Dank – unter die Haut geht. Nachdem Derulo sich ordentlich durch Beats und Lights, die den Herzschlag zu verändern scheinen, auf die Bühne hat bitten lassen, erwartet man mindestens ein Beetlejuice-Finale und bekommt, mit ein paar Anleihen bei Harry Belafontes „Banana Boat Song“ genau das. Einen in Leder und Spitze gehüllten Derulo, der sehr viel Michael Jackson gefrühstückt hat und eine durchgetaktete Show samt Choreographienspektakel und eisnebelnden CO2Kanonen aus dem imaginären Hut zaubert. Schick, imposant, laut.
„Let the club shut down, we won’t go, oh, oh, oh
Burn it down to the floor oh, oh, oh
Ayo, me say day, oh
Daylight come and we don’t wanna go home“
[1] Heros – einzelner männlicher Held aus der griechischen Mythologie mit halbgöttlicher Herkunft. Beetlejuice (Lottergeist Beetlejuice) amerikanische Horror-Komödie von Tim Burton (1988).
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