Review: London After Midnight, Kirlian Camera, DSI (02.11.2007, Hannover)

Foto: Torsten Volkmer

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Nachdem die für Frühjahr geplante Orkus Club Tour bedauerlicherweise abgesagt wurde, startete sie nun unter dem Namen “Orkus International Festival Tour” mit einem für wahr ansehnlichen Line Up. Lola Angst, Dope Stars Inc., Kirlian Camera und London After Midnight sollten auf etlichen Stationen in Deutschland Halt machen.

Schon früh sollte das kleine Festival beginnen und Eile war also angesagt. Doch alle Hektik war umsonst und vergebene Liebesmüh. Beim (überaus pünktlichen) Betreten des Capitols um 20.55 Uhr entpuppte sich die „DJ Musik vom Band“ als den ersten Act des Abends. Lola Angst waren bereits seit einigen Minuten auf der Bühne zugange wie sich herausstellte. Und das obwohl auf sämtlichen Konzertkarten als auch Homepages der Veranstalter 21 Uhr als Konzertbeginn ausgewiesen war! Eine ziemliche Frechheit für Personen, die gerne das gesamte Konzert gesehen hätten und auch noch einen stolzen Eintritt gezahlt hatten. Der Saal war aufgrund der frühen Stunden noch spärlich besucht. Doch dies ist eben das Los der ersten Band und Goldmann und Schirner alias Lola Angst, gaben trotz allem ihr Bestes. Beschimpfungen für das Publikum gab es auch hie und da, doch Lola Angst Fans wissen dies zu schätzen. Die Beteiligung des Publikums war jedoch leider verhalten.

Foto: Torsten Volkmer

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Erst in der Umbaupause zu den Dope Stars Inc., die als zweites an der Reihe waren füllten sich die Reihen langsam. Die Italiener hatten in den vergangenen Jahren einige Änderungen mitgemacht. So verließ Grace Khold, der zuvor an den Synthesizern tätig war, die Band. Ebenso Leadgitarrist Alex Vega schied kurz darauf aus und somit wurde es umso spannender, was auf der Bühne geschehen würde.

Zur großen Überraschung all derer, die DSI mit ihrer Neubesetzung noch nicht live gesehen und sich auch online nicht informiert hatten, griff Sänger Victor Love plötzlich zur Gitarre. Das DSI Programm gestaltete sich wie immer sehr temperamentvoll (sind ja auch Italiener), allerdings ließ Victors Livegesang zu wünschen übrig. Vielleicht lag es ja daran, dass er seine Multitaskingfähigkeit noch trainieren muss… obwohl er – ganz unter uns gesagt – noch nie ein berauschendes Gesangstalent auf der Bühne darstellte. Doch sein Enthusiasmus war unverkennbar, während der seiner Bandkollegen ein wenig zurückhaltend war.

 

Foto: Torsten Volkmer

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Nichts desto Trotz erwartete nach DSI’s Auftritt ein gut aufgewärmtes und feierfreudiges Publikum die Landesgenossen von Kirlian Camera. Die seit 1979 bestehende Band hatte im Laufe ihrer Geschichte einige Line Up Änderungen erfahren. 2007 betraten vier maskierte, schwarz uniformierte Gestalten die dunkle Bühne. Lediglich mit Taschenlampen bewaffnet warteten sie bewegungslos das Intro ab, bevor sie zum ersten Song die Masken fallen ließen. Die zierliche („arschgeile“ wenn ich das mal so sagen darf) Frontfrau Elena Fossi wusste durch die Schönheit ihres Körpers als auch vor allem ihrer Stimme zu überzeugen. Mit ernster Miene sang sie gefühl- und energievoll ihre Songs. Auch zum Bass griff sie zwischendurch, doch eigentlich schien dieser mehr als Zierde zu dienen, denn viel gezupft wurde nicht. Nach wenigen Minuten Spielzeit fiel auch schon die Uniformjacke auf den Boden und die Augen der Männer aus den Höhlen. Mit stark bauchfreiem Top und Hotpants schlängelte sich Elena zu den mal langsameren, mal trancig-dancigen Stücken auf der Bühne. Ein gut gemischtes Programm, bei dem auch Angelo Bergamini einmal andächtig aus einem Buch rezitierte. Die Band, der seit jeher rechtsextremistisches Denken vorgeworfen wird, sorgte im Capitol lediglich für Gute Stimmung und Atmosphäre ferab radikaler Eindrücke. 

 

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Foto: Torsten Volkmer

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Doch dann wurde es Zeit für den absoluten Hauptact der Orkus Festival Tour 2007. Die lebende Legende London After Midnight meldete sich nach ganzen 9 Jahren Abstinenz zurück. Unter großem Jubel betraten die drei Bandmitglieder die Bühne. Sänger Sean Brennan griff zur Gitarre, da kurz vor Tourstart Gitarrist Eddie Hawkins sich alles anders überlegte. Doch umso beeindruckender vermittelte der – wie es schien – kaum gealterte Brennan dem Publikum seine Songs. Gleich zu Beginn bretterten LAM das antreibende „Feeling Fascist“ runter. Mit der Marschmusik und den „Clockwork Orange“ Klängen im Intro könnte es auch kaum einen besseren Einstiegssong geben. Die markante Stimme Brennans ließ die Herzen höher schlagen und Bassist Randy Mathias, der zuvor noch durchs Publikums spaziert war, flitzte unentwegt von einer Ecke der Bühne in die andere und schüttelte seine hellblonden Dreads. Die Songauswahl umfasste natürlich hauptsächlich das neue Album „Violent Acts Of Beauty“, doch auch ältere Klassiker wie „Sacrifice“ in der Zugabe oder „Your best nightmare“ durften nicht fehlen.

Foto: Torsten Volkmer

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Als sei die Stimmung und einnehmende Atmosphäre nicht sowieso schon bombastisch, konnte man die Ballade „Heaven Now“ von der Ballustrade des Capitols mit doppeltem Gänsehautfaktor erleben. Das schwermütige als auch sanfte Stück zog das Publikum komplett in seinen Bann.

Als habe Brennan nie pausiert, wusste er seine Fans zu bezaubern und um Mitternacht war Feierabend… zumindest für Liveauftritte. Denn die Party danach war für alle Besucher des Konzertes inklusive. Selbst Sean Brennan himself lungerte kurz nach dem Konzert im Vorraum herum und stand für Autogramm- und Fotowünsche bereit. Ebenso ein paar DSI Mitglieder wurden bei der Party und dem Feiervolk gesichtet. So neigte sich eine nicht enden wollende Konzert-Party-Odysee sich früher oder später doch ihrem Ende zu und mit gutem Gewissen konnte man den nächsten Tag verpennen – es hatte sich gelohnt!

Konzertfotos:
London After Midnight (02.11.2007)
Kirlian Camera (02.11.2007)
Dope Stars Inc. (02.11.2007)
 

 

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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