Review: Singen, Tanzen, Weinen, Lachen – Lacrimosa live (17.02.2018, Erfurt)

Winterzeit – Erkältungszeit. Leider ist auch unsere Redaktion davon nicht ganz verschont geblieben. Also muss die halbe Hausapotheke eben mit in den Fotorucksack gestopft werden, denn es stehen keine Geringeren als Lacrimosa auf dem Plan. Nur drei exklusive Konzerte der „Testimonium“-Tour finden in Deutschland statt. Heute versammeln sich die Lacrimosa-Anhänger vor dem HsD in Erfurt. Der Einlass beginnt pünktlich, und die schwarze Menschenschlange schlängelt sich langsam in den Konzertsaal.

Morlas Memoria (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Um 20:00 Uhr erscheinen die Musiker von Morlas Memoria auf der Bühne. Eine zarte Frauenstimme erfüllt den Raum, bevor Gitarren, Keyboard, Bass und Schlagzeug schwungvoll mit einsteigen. Morlas Memoria können genretechnisch durchaus dem Symphonic Metal zugeordnet werden. Ihre Vorliebe für Bands wie Nightwish ist unüberhörbar. Die sympathischen Dresdner machen ihre Sache gut und werden vom Publikum dafür auch belohnt.

Morlas Memoria (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Gut 30 Minuten haben Sängerin Leandra und ihre Bandkollegen Zeit, den anwesenden Fans ordentlich einzuheizen, was ihnen sicht- und hörbar gelingt. Den Namen Morlas Memoria sollte man sich merken.

Setlist:

  1. Phantasien
  2. Whatever you want
  3. Goab
  4. Waters of Life
  5. Uyulala
  6. The Battle
  7. Mine of Pictures

Während der halbstündigen Umbaupause erfolgt die musikalische Beschallung mit Songs von Snakeskin – Tilo Wolffs Nebenprojekt. Kurz nach 21:00 Uhr erscheint schließlich der Hauptact auf der Bühne und das Publikum rastet aus. Lacrimosa starten mit „Wenn unsere Helden sterben“, eine Hommage an zu früh gestorbene Künstler wie David Bowie oder George Michael.

Wenn unsere Helden sterben
Wird es unerträglich still
Diese Hymnen bleiben unsre Lieblingslieder
Unsre Helden leben weiter

Lacrimosa (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Doch wer nun denkt, der ganze Abend wird ein Trauerspiel – weit gefehlt. Die Fans singen, sie tanzen, sie weinen, sie lachen. Einen kurzen Moment herrscht Stille als Tilo Wolff verkündet, dass einige Songs des Abends nach diesen drei Exclusiv-Konzerten nie wieder live gespielt werden. Es gilt also den Moment zu genießen. Neben den neuen Songs vom Album „Testimonium“ werden aber natürlich auch ältere Songs gespielt. Egal was kommt – die anwesenden Fans sind absolut textsicher und benötigen keinerlei Aufforderung zum Mitklatschen.

Doch nicht nur vor der Bühne wird voller (Körper-)Einsatz gezeigt – auch auf der Bühne, z. B. als sich Tilo während „Weltenbrand“ auf den Boden wirft.

Wenn alles hier am Boden liegt
Und das Leben hier kapituliert
Zerstörung, weiter Flur
Kein Ende, es gräbt tief
Wir greifen in den Boden
Und berühren blaue Hoffnung
Und das immer wieder
Jedes Leben geht verloren
Nur die Ablehnung bleibt hier
Sie klebt an mir

Lacrimosa (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Die Temperatur im HsD steigt proportional zur Stimmung. Die Halle kocht – besonders bei „Komet“ und „Feuer“ – nach Letzterem gehen Lacrimosa vorerst von der Bühne.

Dass die Musik von Tilo Wolff und Anne Nurmi nicht (nur) der Unterhaltung ihrer Anhänger dient – sondern diese vor allem emotional berührt – zeigt sich nach den Konzerten an den vielen Kommentaren auf der Lacrimosa-Facebook-Seite. So fasst z. B. Jutta W. das Phänomen Lacrimosa sehr gut zusammen:

„Es gibt so viele Bands, die meinen, mit pompösen Shows aufwarten zu müssen, während Ihr beweist, dass dies nicht nötig ist. Eure Stimmen, Eure Melodien und Texte und vor allem Eure Emotionen reichen vollkommen, um sogar zu Tränen zu rühren. Bitte bleibt immer so authentisch wie heute.“

Lacrimosa (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Das werden sie. Bestimmt. Nach ca. zwei Stunden Spielzeit und einigen Zugaben verabschieden sich Lacrimosa von ihren Erfurter Fans. Der Abschluss des Konzertes erfolgt jedoch nicht mit dem traurigen „Testimonium“, ein Song über den eigenen Tod – sondern endet hoffnungsvoll mit „Schakal“.

Galerien (by Janina Lindner bs! 2018):

Lacrimosa (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Lass sie schweigen
Lass sie schlafen
Lass mich beten
Ich bitte dich
Ich will nur leben
Ich will leben

Lacrimosa (Foto: Janina Lindner bs! 2018)

Setlist:

  1. Lacrimosa Theme
  2. Wenn unsere Helden sterben
  3. Nach dem Sturm
  4. Zwischen allen Stühlen
  5. Der Morgen danach
  6. Not every pain hurts
  7. Weltenbrand
  8. Lass die Nacht nicht über mich fallen
  9. Der leise Tod
  10. Komet
  11. If the World
  12. Herz und Verstand
  13. Feuer
    Encore
  14. Stolzes Herz
  15. My Pain
  16. Alles Lüge
    Encore 2
  17. Alleine zu zweit
  18. Schakal

Links:
www.lacrimosa.com
www.morlasmemoria.de

Janina Lindner
Janina Lindnerhttp://www.kleine-fotowelt.de/
Janina haben wir in der Mitte Deutschlands ausgesetzt, dort wohnt sie nun, wenn sie nicht gerade auf Festivals rumstreunt, bei einem Kater, der ihr gelegentlich Obdach gewährt. Sie hat als erste unser Bootcamp für Musiksüchtige mit “unbelehrbar” abgeschlossen und gilt als gemeingefährliches 80s Radar. Wir konnten die Frau nicht mal vom Singen im Auto abbringen, damit steht sie sich und ihrer Karriere als Taxifahrerin mit mindestens drei Halbtonschritten im Weg. Immerhin spricht sie fließend Ironisch und amüsiert sich auf Konzerten köstlich über die neidvollen Blicke Umstehender, wenn sie ihr "großes Rohr" auspackt. Janina liiiiebt ihr 70-200 mm und kann auch damit umgehen... Es kommt eben doch auf die Größe an.

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