Review: Kühles Bier, coole Musik, frische Brise  – Letzte Instanz und Thomas Godoj beim Freiberger Brauhausfest (10.08.2018, Freiberg)

Es ist Freitag. Auf nach Freiberg! Beide Wörter ähneln sich nicht nur in der Anfangssilbe, nein, man kann sie auch zu einem komplett neuen Begriff verbinden: Freitagberg oder Freibergtag. Letzteres ist wohl passender, denn das Brauhausfest bei Freiberger in, ja genau, Freiberg, zeigt eins: Ein Fest muss definitiv nicht in einer Großstadt stattfinden oder eben ein riesiges Festival sein, um groß zu sein. Man braucht irgendwie auch keine Festival mehr mit 30.000+ Besuchern und immer den gleichen Bands. Nein, man brauch etwas Neues. Etwas Spannendes.

The same procedure as every year? No…

In Freiberg weht ein frischer Wind. Das Brauhausfest des Freiberger Konzerns im dortigen Industriegebiet überzeugt direkt beim Start.

Freiberger Brauhausfest (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Freiberger Brauhausfest (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Nach einer unkomplizierten Anreise mit eigenem Auto fährt man auf den riesigen kostenlosen, bewachten Parkplatz oder reist mit dem ebenfalls kostenlosen Shuttlebus von der Freiberger Innenstadt aus an. Zweimal “kostenlos”! Ein vortrefflicher Service, den sich viele Veranstalter hinter die Ohren schreiben sollten. Der Parkplatz befindet sich außerdem direkt bei den Einlasskontrollen. Eintritt muss man als Besucher hier auch nicht zahlen (dreimal “kostenlos”), nur die Taschen werden wie üblich kontrolliert.

Freiberger Brauhausfest (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Freiberger Brauhausfest (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Gemütlich schlendert man so direkt ins Geschehen hinein. Du hast die Wahl: linker Hand geht es zur Rummel-Meile mit Riesenrad und allerhand Attraktionen. Auf der anderen Seite geht es zur Musik sowie zur Speisen- und Getränkemeile. Das Angebot könnte hier nicht breiter gefächert sein: Cover, Pop, Rock, DJ, Bier mit und ohne Alkohol, Bratwurst, Spätzle, Langos, Pommes und und und…. Freiberg mag’s bunt! Freiberg liebt die Abwechslung. Und das ist gut so.

Grenzenlos in Freiberg

Freiberger Brauhausfest (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Freiberger Brauhausfest (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Kurz nach 20 Uhr machen “Grenzenlos”  das ebenfalls gut gemischte Publikum, ganz egal ob Renter, Schüler, Student, Arbeitnehmer oder Top-Manager, Weiblein, Männlein oder Dazwischen, “Normalo”, Grufti oder Tanzmaus. Freiberg ist offen, Freiberg hat Bock(bier), Freiberg ist grenzenlos…

Thomas Godoj (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Thomas Godoj (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Der ehemaliger Deutschland sucht den Superstar Kandidat Thomas Godoj ist als Nächster in der Pflicht, für gute Unterhaltung zu sorgen. Und das ist leichtes Spiel. Zahlreiche treue Fans, die alle Texte von Godoj sicher beherrschen, tummeln sich vor der Bühne und warten ungeduldig auf ihren Liebling des Abends. DSDS ist Geschichte, genau so wie von Bohlen produzierte Platten, die in der Versenkung verschwinden. Godoj rockt was das Zeug hält, singt hervorragend und äußerst solide mit seiner Reibeisenstimme, ist individuell angenehm.  Sein aktuelles Album “13 Pfeile” hat Thomas Godoj wie auch einige seiner Vorgängeralben durch eine Crowdfunding Kampagne finanziert, von Fans, die ihn lieben und schätzen. Als Musiker und Mensch. Nicht als seelenlose Geldmaschine. Dass er eine treue Anhängerschaft hat, zeigt auch die Tatsache, dass er binnen kürzester Zeit die Crowdfunding-Ziele erreicht hat: So schnell und so viel wie noch kein Künstler vor ihm in Europa. Godoj rockt.

Wir schalten auf Autopilot

Und fliegen von hier fort

Thomas Godoj (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Thomas Godoj (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Und so geht er selbstverständlich mit seinem Publikum auf Tuchfühlung, lässt sich gemeinsam fotografieren und zeigt keine Angst vor Fannähe.

L’amour.

Dann wird es Zeit für L’amour und Bier: Die rockig-flockig-klassisch-angehauchte Letzte Instanz steht bereit: Sänger Holly, Cellist Benni, Schlagzeuger Andy, Violinist Rico, Basser Michael und Gitarrist Bernie. Mit den ersten Takten nimmt die Band dich mit ins Morgenland hinein – so der Titel des aktuellen Albums der Dresdner-Berliner-Nürnberger-Würzburger-Hofer Band.

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Wir rasten nicht, bleibt nur nicht stehen

Denn niemand bleibt zurück

Siehst du unsere Fahne wehen?

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Stehen bleibt das Publikum bei der Musik der Letzten Instanz keineswegs. Neben einer gewaltigen, extra angereisten Gruppe von Fans reihen sich die Freibergerinnen und Freiberger fröhlich ein. Alle tanzen zusammen und strecken bereitwillig die Hände in die Luft. So ist die Scheu im Nu vorbei – Liebesbekundungen an des Deutschen Lieblingsgetränks erledigen Weiteres. Gibt es eigentlich auch…

… Dichter in Freiberg?

So lautet Sänger Holly Hoffmanns Frage an die gespannten Zuschauer. Je nachdem ob man zuerst die Assoziation des “Texters” oder “dichter” im Sinne von zu viel getrunken bekommt, verfällt man ins Grübeln oder fängt an zu schmunzeln. Nun zeichnet sich jedoch Freiberg eher durch seine wissenschaftlichen Persönlichkeiten aus wie beispielsweise Alexander von Humboldt. ABER der romantische Dichter Novalis ist in jedem Fall ein echter Freiberger. Und romantisch sind die Jungs von Letzte Instanz doch auch irgendwie, oder? Aber vor allem überzeugen sie mit ihren Texten, die gespickt sind mit Menschlichkeit, Zwischenmenschlichkeit, Liebe und Melancholie. Das Nachdenken kommt hier auch nicht zu kurz. Und so ist der Bogen zu den Dichtern und den Denkern wieder gespannt. Und zu L’amour.

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

“Disco D’Amour”! Das Lied des aktuellen Albums hat sich binnen kürzester Zeit zur Live-Bombe entwickelt. Die, die das Bier-Ritual bereits kennen, zappeln ungeduldig mit den Füßen auf dem Boden. Allen Neulingen erklärt Sänger Holly gern was zu tun ist. Die Zeile  „Und wir stehn‘ da und trinken“ im Refrain findet hier zuschauerseitig besondere Beachtung. Auf das „Wir“ reimt sich nämlich „Bier“ und so ist darauf die Hand mit dem Bier in die Luft zu strecken. Dabei „Bier“ rufen nicht vergessen. Das ist eigentlich schon alles, was man wissen muss. Was nach Spaß aussieht und selbstverständlich auch Spaß macht, hat doch auch einen tieferen Sinn: Liebe Anwesenden, wenn ihr jemanden toll und interessant findet, so sprecht ihn  oder sie doch einfach an. Packt das Handy mal für einen kurzen Moment in die Tasche, prostet mit dem Menschen gegenüber an und nutzt den Moment. Er kommt vielleicht nie wieder. Auf die L’amour…Prost! (Es kann ja auch mal funktionieren…)

Save the Date: 13.10.2018

 

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Mit einem älteren Lied, oder schon Klassiker, “Mein Todestag” kündigt Cellist Benni Cellini das Jubiläumskonzert zum 20. Geburtstag der Band im Alten Schlachthof in Dresden an. Wer daran ebenso teilhaben möchte, sollte sich schnellstens ein Ticket besorgen und eine Bleibe. Die Dresdner teilen am 13.10.2018 bestimmt gerne ihre Wohnungen und Häuser mit Gleichgesinnten. Dank unserem Vorbericht sind wir es hoffentlich auch… ?

Alles dreht im Kreise sich ?

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Was bleibt hier noch zu sagen? Letzte Instanz macht einfach Spaß, sie bewegt nicht nur Hände, Füße und den ganzen Körper, sondern eben auch das Herz (L’amour…), aber auch den Verstand. Von Müdigkeit kann auch an keiner Stelle die Rede sein und so schwappt mit “Komm!” und “Flucht ins Glück” noch einmal eine große Tanzwelle über die Außenflächen der Freiberger Brauerei. Zum Schluss ist nicht nur die Band nur “noch ein Lied vom Bier entfernt”. Zum Schluss stehen “Noch Einmal” alle gemeinsam an ihrer Seite und singen und tanzen sich das von der Seele.

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Und so schlendert das glückliche und zufriedene Publikum nach rund 65 Minuten Spielzeit entspannt in alle Richtungen. Ob nun auf noch ein Bierchen, zum Merchandise-Stand auf einen Plausch oder einfach auf die Autobahn in Richtung Dresden, weil man den besten Freund, der gleichzeitig junger müder Vater ist, nach Hause fährt, obwohl man selber noch ein Weilchen geblieben wäre.

Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)
Letzte Instanz (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Freiberg(er): Es war wirklich schön bei euch. Vielen Dank. Ein Besuch des Freiberger Brauhausfest ist in jedem Fall lohnenswert. Wir waren zwar dieses Jahr leider erst das erste Mal mit dabei, aber bestimmt nicht das letzte Mal. Wir sehen uns!

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2018):

Setlist Letzte Instanz:

  1. Morgenland
  2. Maskenball
  3. Das schönste Lied der Welt
  4. Schau in mein Gesicht
  5. Disco D’Amour
  6. Blind
  7. Der Garten
  8. Wir sind eins
  9. Wir sind allein
  10. Mein Todestag
  11. Flucht ins Glück
  12. Komm!
  13. Noch einmal

Vielen Dank an Frau Andrea Berndt der Radeberger Gruppe für die schnelle Akkreditierung 🙂

Kristin Hofmann
Kristin Hofmannhttp://www.fotokatz.de/
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!

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