Es ist schon wieder ein paar Jahre her, dass Dÿse in Bremen aufgespielt haben und seit dem letzten Besuch hat sich allerhand verändert, wie Teile des Publikums verwirrt feststellen mussten.


Verwirrte Gesichter gab es schon beim Support: Krachwalze? Krachwas? Walze. Genau. Bremer Originale. 2 Typen, ne Gitarre und ein … Gameboy. Gameboy Death Metal Punk nennt das Duo ihren Stil und eigentlich trifft es das ganz gut. Chiptune mit ordentlich Wut, Sarkasmus und Unzufriedenheit, immer mit tagesaktuellen Themen im Block: von Luigi Mangione bis Katy Perry im Weltall und das alles immer leicht neben dem Takt. Tanzbar? Nicht wirklich. Unterhaltsam? Absolut, zumindest für jene, die sich drauf einlassen und nicht mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen in der letzten Reihe stehen – diese ist gar nicht so weit weg von der Bühne, denn hundertprozentig voll ist der Laden nicht. Ist halt auch ein Musikprogramm für Menschen mit erlesenem Geschmack heute. Krachwalze hinterlassen auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck.
Die Umbaupause geht recht zügig. Duos reisen mit leichtem Gepäck. Noch bevor es mit der Musik losgeht, kommt Jarii van Gohl auf die Bühne. Begrüßt das Publikum, erzählt von sozialen, antifaschistischen Projekten die die Band unterstützt, wichtiger denn je in dieser Zeit. Und dann geht’s los. Dÿse, derzeit auf Audiochimaere Tour, starten ihr Set mit Hudabb und haben die Gäste sofort bei sich, also mit dem obligatorischen Höflichkeitsabstand zum niedrigen Bühnenrand.
Chaos zusammen.


Es folgt Laicos Neidem. Die ersten Nummern funktionieren gewohnt gut, doch als es zu Audiochimaere-Teil des Abends geht. Natürlich ist es grundsätzlich was Schönes, wenn Künstler*innen mit Genres experimentieren, Schubladen aufbrechen und sich selbst nicht immer 100% ernst nehmen, doch so richtig natürlich wirken die Rap-Einlagen an diesem Abend nicht. Das Bremer Publikum nimmt es verhalten hin. Die Ansagen und Animationsversuche von Andreij Dietrich und Jarii van Grohl wirken ein wenig wie die von Kindergartenpädagogen. Vielleicht ist ein Dÿse-Konzert auch nur ein großes, soziales Experiment?
Als schließlich wieder zur Gitarre gegriffen wird, läuft aber alles wie Biene. So gut, dass um den Verstärker gebangt werden muss – schafft er es bis zur letzten Nummer? Alles ist meins klappt noch ganz hervorragend und bei der Zugabe heißt es dann: ganz oder gar nicht. Spinne, Schildkrötenthomas und Nackenöffner verlangen nochmal alles ab. Dafür sind die Menschen gekommen. Das haben die Menschen schließlich auf dem Silbertablett serviert bekommen. Da verzeiht man auch jegliche Genreexperimente.

Dÿse, kommt gern wieder nach Bremen, ob nun Hip Hop oder Country, am Ende machen wir eh jeden Scheiß mit.
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Dÿse (26.04.2025, Bremen)
Krachwalze (26.04.2025, Bremen)
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