Review: Clan of Xymox laden zum Tanz in der Hölle mit Rroyce (01.10.2016, Erfurt)

Der 1. Oktober 2016. Ein typischer dunkler, verregneter Herbsttag. Ein wirksames Rezept gegen die drohende Herbstdepression? Livemusik! An diesem Abend sollte in Erfurt nun endlich das – ursprünglich für Februar 2016 geplante, aber damals kurzfristig abgesagte – Konzert von Clan of Xymox im Rahmen der Electronic Transformers Tour stattfinden. Mit im Schlepptau – die sympathischen Musiker der Elektro-Synth-Pop-Band RROYCE.

Vor dem Club From Hell stellte ich erneut fest, dass man Zeitangaben in diversen Facebook-Veranstaltungen nicht trauen sollte. Nun gut, glücklicherweise lernt man hin und wieder neue Leute kennen, mit denen man durch nette Gespräche die Wartezeit ein wenig spannender gestalten kann. Das schwarzhumorige Scherzchen vom anwesenden Security: „die Veranstaltung fällt leider aus“, wurde von den bereits anstehenden leidgeprüften Clan of Xymox – Fans nur mit einem gemurmelten „ha ha“ quittiert.

Nach dem Einlass füllte sich der Club überraschenderweise doch nicht so schnell, wie mensch es bei solch alten Hasen im Musikbusiness – wie Clan of Xymox – erwartet hätte. Eine gute Stimmung ist erfahrungsgemäß aber auch mit weniger Publikum möglich.

Rroyce (Foto: Janina Lindner bs!)
Rroyce (Foto: Janina Lindner bs!)

Ein Blick auf die Setlist von Rroyce zeigte, dass dies kein Supportauftritt wird, wie anfänglich vermutet. Sehr gut. Zumindest für mich. Um 21 Uhr starteten RROYCE mit den neuen Songs „The Principle of Grace“ und „Who Needs“, ihre musikalische Charmeoffensive auf das Erfurter Publikum. Leider zeigte sich schnell, dass sie es diesmal schwerer haben werden, als bei ihrem letzten Auftritt in der Thüringischen Landeshauptstadt. Geschätzt über 80 % der Anwesenden warteten offensichtlich ausschließlich auf ihre Lieblinge von Clan of Xymox. Bei Erwähnung des – erst im September veröffentlichten – neuen Albums „Karoshi“ gab es immerhin einen Kreischer im Publikum.

Thank you, I`m scared

Sänger Carsten „Casi“ Kriegler kommentierte diesen trocken mit „Das ist meine Cousine. Du weißt nur noch nicht, dass wir verwandt sind.“. Dass das Publikum lieber etwas Abstand hielt – statt sich vor der Bühne zu tummeln – nahm Casi mit Humor. Wenn das Publikum nicht zu ihm kommt, dann kommt er eben zum Publikum. Und das nicht nur einmal. Vorsicht ist übrigens auch beim Parken der Handtasche auf der Bühne geboten. Bei RROYCE könnte es passieren, dass diese plötzlich verschwindet und anschließend eine Versteigerung des Inhalts vorgenommen werden soll… Doch trotz spaßiger Unterhaltung und Ohrwurmsongs wie „Thank you, I`m scared“ wurde das Erfurter Publikum – für mich nicht nachvollziehbar – nur schwer wach. Am Ende von „Bohemian Life“ bekam ein gewisser Toni das Mikro und durfte den Song auf der Bühne zu Ende singen. Zu „Run Run Run“ sprang Casi erneut ins Publikum und seinem speziellen „Tanz“ schlossen sich dann doch tatsächlich noch ein paar mehr Zuschauer an.

Nach anderthalb Stunden hatten es die Dortmunder schließlich überstanden und wurden doch noch mit einem ordentlichen Applaus verabschiedet.

Rroyce (Foto: Janina Lindner bs!)
Rroyce (Foto: Janina Lindner bs!)

Setlist RROYCE:

  1. The Principle of Grace
  2. Who Needs
  3. Hide Behind
  4. The One
  5. (It Smells Like) War
  6. The Dying of Your Pride
  7. Fat Man Dancing
  8. Siamese Dreaming
  9. Thank you, I`m scared
  10. Pyroclastic Flow
  11. … But You Lied
  12. Bohemian Life
  13. You Don`t Belong Here
  14. Running with the Sheep
  15. One Two Three Four
  16. I Like It When You Lie
  17. Run Run Run
  18. Malacoda

In Love We Trust

Clan Of Xymox (Foto: Janina Lindner bs!)
Clan Of Xymox (Foto: Janina Lindner bs!)

22:50 Uhr. Nun war es Zeit für Clan of Xymox, die mit „Stranger“ langsam im Bühnennebel auftauchten. Und siehe da – das Publikum erwachte aus seiner Starre und rutschte sogar zur Bühne auf. In rotes Licht getaucht spielten die Niederländer routiniert ihre Songs, wie „Love`s on Diet“ und „In Love We Trust“. Eine gewisse Vorliebe für weibliche Songtitel können Clan of Xymox eindeutig nicht abstreiten – wie „Michelle“, „Emily“, „Louise“ oder „Jasmine and Rose“ zeigten. Sänger Ronny Moorings versuchte seine wenigen Ansprachen vorwiegend auf Deutsch zu halten – wie die Ankündigung eines neuen Albums für nächstes Jahr, was seine Fans freudig aufnahmen. Trotz ihrer eher zurückhaltenden Bühnenpräsenz und wenig Interaktion mit dem Publikum wurden Clan of Xymox gefeiert. Ich persönlich habe allerdings die musikalische Abwechslung und Unterhaltung von RRYOCE vermisst. Nun gut, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.

Nach einer guten Stunde verabschiedeten sich Clan of Xymox, kehrten unter lauten „Zugabe“-Rufen jedoch schnell wieder auf die Bühne zurück. Schließlich beendeten sie ihre Show mit den Coversongs „Venus“, von der niederländischen Rockband Shocking Blue, bei dem sie sichtbar Spaß hatten sowie „Heroes“, vom Anfang des Jahres verstorbenen David Bowie.

Wer Lust und Zeit hatte konnte beide Bands des Abends im Anschluss noch am Merchandise Stand treffen, Autogramme holen oder Erinnerungsfotos machen – bevor wieder alle die Heimreise durch die nasskalte Herbstnacht antreten mussten.

Clan Of Xymox (Foto: Janina Lindner bs!)
Clan Of Xymox (Foto: Janina Lindner bs!)

Setlist Clan of Xymox:

  1. Stranger
  2. She Is Falling In Love
  3. Love`s on Diet
  4. In Love We Trust
  5. Hail Mary
  6. Muscoviet Musquito
  7. Michelle
  8. Emily
  9. Louise
  10. Jasmine and Rose
  11. Farewell
  12. A Day
  13. Cry in the Wind
  14. Obsession
  15. Back Door
  16. This World
  17. Venus (Shocking Blue Cover)
  18. Heroes (David Bowie Cover)

Gallerien:

Links:
www.clanofxymox.com
www.rroyce.de

Janina Lindner
Janina Lindnerhttp://www.kleine-fotowelt.de/
Janina haben wir in der Mitte Deutschlands ausgesetzt, dort wohnt sie nun, wenn sie nicht gerade auf Festivals rumstreunt, bei einem Kater, der ihr gelegentlich Obdach gewährt. Sie hat als erste unser Bootcamp für Musiksüchtige mit “unbelehrbar” abgeschlossen und gilt als gemeingefährliches 80s Radar. Wir konnten die Frau nicht mal vom Singen im Auto abbringen, damit steht sie sich und ihrer Karriere als Taxifahrerin mit mindestens drei Halbtonschritten im Weg. Immerhin spricht sie fließend Ironisch und amüsiert sich auf Konzerten köstlich über die neidvollen Blicke Umstehender, wenn sie ihr "großes Rohr" auspackt. Janina liiiiebt ihr 70-200 mm und kann auch damit umgehen... Es kommt eben doch auf die Größe an.

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