Review: Sonntagsdinner – Amorphis und Soilwork (13.01.2019, Hamburg)

Ein fluffiger Sonntag mit Tee auf dem Sofa und einem guten Buch? Mit Nichten! Amorphis geben ihr zweites Konzert in Deutschland mit der Queen Of Time Tour. Dabei im Gepäck Soilwork als Co Headliner und Nailed To Obscurity sowie Jinjer als Special Guests.

Norddeutsches Wetter

So bildet sich am späten Nachmittag schon eine lange Schlange von Metalheads vor der Markthalle in Hamburg, die dem ausverkaufen Event die Ehre erweisen wollen. Auch wenn der Tag bisher relativ trocken war, setzt nun der Regen ein und viele schauen auf die Uhr, um ins Trockene zu gelangen. Fünf Minuten nach Ankündigung ist es dann soweit. Die Menge macht sich in Bewegung, um reinzukommen. Dann geht es aber schon wieder los. Schlangen an der Garderobe, am Merch und an den Tresen. Dieser Abend ist also mit Warten verbunden. Somit gilt es, sich die besten Plätze in der Halle zu sichern. Denn es wird voll werden.

Der Tisch ist gedeckt

Während sich die meisten noch mit Kleidungsstücken eindecken und für ihr leibliches Wohl sorgen, stehen plötzlich, ganz unvermittelt, Nailed To Obscurity auf der Bühne und bitten zu Tisch. So füllt sich auch die Halle, denn die Melodic-Death-Doom-Metal oder was auch immer Band ist hier schon eine lokale Größe. Sie kommen immerhin aus Ostfriesland. Und es gibt gleich ein volles Brett. Hier wird kein geschmeidiger Sonntag zelebriert, hier gibt es gleich voll auf die Fresse. So ist es schade, dass die Stimme von Sänger Raimund denn doch ein wenig im Sound unter geht. Ungeachtet dessen, wird jetzt schon gemosht, was das Zeug hält. Die Nackenschmerzen am nächsten Tag, werden noch gekonnt ignoriert. Nach einem recht kurzen Set gespickt mit neuen Songs wird es wieder ruhig in der Markthalle.

Nailed To Obscurity (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Nailed To Obscurity (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)

Frauenpower

Die Halle füllt sich jetzt zunehmend. Dann hat die Ruhe ein Ende. Nach gefühlten 500 Gigs in den letzten Jahren präsentieren sich Jinjer immer noch voller Power, preschen nach vorn und blasen einen heftigen Wind über die Menge. Auch gleich mit neuen Songs im Repertoire. Mit „Ape“, „Dreadful Moments“, „Teacher, Teacher“ und „Perennial“ auch schon fast die neue EP durchgespielt. Obwohl man Tatiana schon anmerkt, dass das Touren doch an ihr nagt. Wenn man bedenkt, dass sie nicht mit einem Nightliner reisen und die Tour mit Privatautos begleiten, ist es schon echt bemerkenswert. So zeigt sie sich hier auch wohl eher in ihrem Sonntagsoutfit zum einkuscheln. Der weiße Overall und offene Haare lässt doch wieder eher auf das Sonntagssofa schließen. Zudem ist das Licht nicht auf sie fokussiert, so dass sie sich immer im Schatten bewegt. Dennoch liefern Jinjer voll ab und treiben die Brut nach vorn.

Jinjer (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Jinjer (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)

Setlist Jinjer:

  1. Words Of Wisdom
  2. Ape
  3. I Speak Astronomy
  4. Dreadful Moments
  5. Teacher, Teacher
  6. Who’s Gonna Be The One
  7. Pisces
  8. Perennial
  9. Sit Stay Roll Over

Wasser statt Bier?

Soilwork (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Soilwork (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)

Genug Sonntagsgekuschel, Vorspeisen und so. Die inzwischen prall gefüllte Halle will mehr. Der Hauptgang ist angesagt. Somit der erste Headliner des Abends rollt mit deftigen Sounds an. Hier kommt der kulinarische Sonntagsbraten. Soilwork kommen ohne lange Intros daher und kochen gleich die Menge weich. Schon der erste Song „Arrival“ beweist, dass sie angekommen sind. Mit ihrem neuen Werk erreichen sie eine neue Ära ihres Schaffens. Aber hier verzichten sie auf das Intro „Verklicheten“ der gleichnamigen Scheibe und gehen gleich ins Eingemachte. So sind die kühlen Temperaturen außerhalb vergessen, es werden sich die Zipper und Pullis abgestreift und abgerockt, dass die Halle zum Backofen wird. Von den Handy-Touristen mal abgesehen, haben alle Ihren Spaß, genießen die Show und die Musik. Inzwischen haben die Mischer anscheinend die Stimme der jeweiligen Sänger / Sängerinnen in Griff bekommen, und so bekommt die Menge den vollen Sound um die Ohren geballert. Ein Gedeck, welches seines Gleichen sucht. Scharf angebraten, in Ruhe gegart und heiß serviert. Es ist ein Fest.

Soilwork (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Soilwork (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)

Setlist Soilwork:

  1. Arrival
  2. The Crestfallen
  3. Nerve
  4. Full Moon Soals
  5. Death In General
  6. Like The Average Stalker
  7. The Akuma Aftershow
  8. Drowing With Silence
  9. The Phantom
  10. The Nurturing Glance
  11. Bastard Chain
  12. As We Speak
  13. The Living Infinite II
  14. Stålfågel
  15. Witan
  16. Stabbing The Drama

Und jetzt? Dessert!

Amorphis (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Amorphis (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)

Nach dem Motto, das beste kommt zum Schluss kommen mit dem Nektar der Bienen und der süße vom Honig zu Amorphis. Der blau beleuchtete Schädel, welcher das Königreich dieser kleinen Geschöpfe in sich bergen soll, lässt schon erahnen welches der erste Song sein wird. They build thier castles in the head of kings Und so ist es auch. „The Bee“ ist das Intro für diesen ereignisreichen Sonntagabend. Hätte aber auch der Ausklang sein können. So ist dieser Einstieg schon sehr energiegeladen, wie die Vorgänger es gleichgetan haben. Und so geht es auch weiter, keine Verschnaufpause, denn alles muss so heiß gegessen werden, wie es aufgetischt wird. Die harte Schale mit dem weichen, flüssigen Kern lässt so manche Frauenherzen höherschlagen, die Optik und Performens reißt die Menge mit und bringt sie ins schwingen, belebt und kräftigt. Nordische Genüsse werden aufgesaugt und getragen. Die Wogen schlagen über „Sacrifice“ und „“Bad Blood“ bis hin zu den „Hopeless Days“. Der Jahreszeit zu Schulden, legt man „Black Winter Day“ erstmal das Besteck zur Seite. Aber dieses reicht den hungrigen Mäulern nicht. So gibt es noch eine Sahnehäubchen obendrauf. Nach „Death Of A King“ und „House Of Sleep“ bitten Amorphis die Gäste zu Bett.

Amorphis (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Amorphis (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Amorphis (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)
Amorphis (Foto: Olaf Räwel bs! 2019)

Setlist Amorphis:

  1. The Bee
  2. The Golden Elk
  3. Sky Is Mine
  4. Sacrifice
  5. Message In The Amber
  6. Silver Bride
  7. Bad Blood
  8. Wrong Direction
  9. Dauther Of Hate
  10. Heart Of The Giant
  11. Hopeless Days
  12. Black Winter Day
  13. Encore: Death Of A King
  14. Encore: House Of Sleep

Galerien (by Olaf Räwel bs! 2019):

Links:

http://www.amorphis.net/

https://www.soilwork.org/

http://jinjer-metal.com/

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Olaf Räwel
Olaf Räwelhttps://www.be-subjective.de/
Olaf ist ein mediterran Scharfmacher sondergleichen. Seine Texte sind gewürzt mit den Tränen derer, die auf seiner heimischen, eigenhändig veredelten Chili-Plantage, den Mund zu voll genommen haben. Wenn er sich nicht gerade Live- oder Gaumenerlebnisse scharfzüngig zergehen lässt, jongliert Olaf mit sündhaft teuren Designmöbeln, erfindet die daoistische Harmonielehre neu und verbindet seine ästhetischen Leidenschaften mit Spaß. Olaf, so vermuten wir, ist eigentlich ein Akronym für Ordinary Lover of Art and Flavouring. Genug Rumgeräwelt. Das Spicegirl is(s)t scharf.

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