Lacrimosa: Sehnsucht (2009) Book Cover Lacrimosa: Sehnsucht (2009)
Hall Of Sermon
08.05.2009
www.lacrimosa.ch

Tracklist:

  1. Die Sehnsucht in mir
  2. Mandira Nabula
  3. A.u.S.
  4. Feuer
  5. A Prayer For Your Heart
  6. I Lost My Star In Krasnodar
  7. Die Taube
  8. Call Me With The Voice Of Love
  9. Der tote Winkel
  10. Koma

Eigentlich war es ja sehr still geworden um Lacrimosa. Immerhin satte vier Jahre hat es gedauert, dass Frontmann Tilo Wolff und sein immerhin 1990 gegründetes Projekt endlich mal wieder was von sich hören lassen. Mit Anne Nurmi im Gefolge hat er sein nun mehr 10tes Album aufgenommen. Wobei sich sicherlich der unbedarfte Hörer dann fragt, musste das sein? Das Geschmack sicherlich unstreitbar ist und der eine wie der andere Mensch einen anderen haben, ist wohl unumstößlich.

Aber die eher ungewöhnliche Gesangsstimme von Tilo ist sehr gewöhnungsbedüftig. Jedoch ist der Vorurteilsfreie Hörer auch sicher, dass irgendwas an dem Album fehlt. Nein, Professionalität ist es nicht. Eher etwas das man als Volumen bezeichnen könnte. Es klingt ein wenig bleiern im Ohr. Weiterhin ist für den geübten Lacrimosa-Hörer sofort erkennbar. Das Album ist länger als sonst und das geübte Auge sagt einem auch noch „Ups“, das Cover ist sogar in Farbe! Musikalisch ist freilich vieles beim ALTEN geblieben. Es kommt einem eher wie eine Fortsetzung vor. Was natürlich nicht wirklich tragisch ist. Jedoch würde ich nach vier Jahren doch etwas anderes erwarten. Was mir wirklich gut gefällt sind die härteren Gitarrenpassagen. Besonders kommt das als erstes in „Mandira Nabula“ zur Geltung. Etwas ungewöhnlich ist dann aber dazu der Klang eines Schifferklaviers. Jedoch gibt es dem Stück eben eine leicht maritime Klangweite. Auch kommt das erstemal Anne N. zum Einsatz. Kein wirkliches Duett, aber immerhin.

„A.u.S.“ ist dann eine beruhigende Ballade. Ein echtes Duett, im Vergleich zum Stück davor und mit melancholischem Klangbild zerrt es sehnsüchtige Bilder in den Kopf. Vielleicht das beste Stück um den Titel der CD beschreiben. Man kann sich einfach in die Musik hineinfallen lassen. Wobei der Fan der schnelleren Stücke auch mit Feuer eher bedient wird. Unterstützt von einem Chor von Kindern kommt der kontrastreiche Song von schnellen Drums und leichten Geigen, wie eben auch der gesangliche SCHREI des Tilos gegenüber den Kindern sehr stark zur Geltung. Ob derweil es dem einen oder anderen gefällt, sei dahingestellt. Gleichwohl umschreibt das Paar in ihren Songs immer wieder emotionale Momente, die autobiografisch sein mögen, aber dennoch sehr allgemein gehalten wirken.

Der eingefleischte Fan wird es ihm danken, an diesen Teilhaben zu dürfen. Wenn man es nicht kann, ist es vielleicht auch nicht so schlimm. Man kann sich auch sehr gut eigene Abschnitte des Lebens dazu reimen. Das macht vielleicht auch den textlichen Reiz des Albums aus. Von der musikalischen Seite her würde ich sagen, das Lacrimosa eben Lacrimosa geblieben ist.

Harte Gitarren und ein Mix, der einem an Rock-Classics erinnern. Mitunter natürlich härter, als das, was einem vor 10 oder 15 Jahren als solches in den Medien mit „Meatloaf“ und anderen vermeitlich harten Rockern verkauft wurde. Mit einigen Ausnahmen, was aber auch sehr angenehm ist, gibt es auch ein paar ehre klassisch anmutende Stücke. „Die Taube“ wäre dafür ein sehr schönes Beispiel. Wohl eingestimmtes Klavier und ein Cello mit Kontrabass im Hintergrund, würde ich sagen,  gefolgt von dem Stück „Call Me With The Voice Of Love“, der ebenfalls unheimlich viel Ruhe ausstrahlt.

Das Ganze Album hier beschreibt eher die Special Edition. Es gibt bei Tilo, wie wohl bekannt ist, durchaus den Hang von der sich immer mal wieder unterscheidenden Vertonung. Besonders ist das im Krassen Gegensatz zu seinen Konzerten zu sehen. Wer darauf vertraut sich als BALD auch Live mit den Stücken, der Musik, besonders aber mit den Texten auseinandersetzen zu können muss zumindest in Deutschland bisher wohl auf den Spätsommer/Herbst warten. Offiziell ist bisher kein früherer Termin bestätigt.

Anspieltipps: „Mandira Nabula“, „Die Taube“, „Koma“

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Oliver Garrandt
Oliver Garrandt ist ein ECHTER Fotograf! Echt jetzt!! Mit Betonung auf Graf, aber in der Regel inkognito, mit Verzicht auf Titel und jegliches Zeremoniell. Alles andere wäre albern und unpraktisch. Man erzählt sich, von Garrandts Sommerresidenz in Dings bei Bums sei soetwas wie das rebellische Knusperhäuschen der internationalen Anti-Low-Carb-more-Fat-Bewegung. Ein käseüberbackenes, solarbetriebenes Nudelparadies mit extradünnen Extras. Der blaublütige Pixelprommi is so fucking real und exclusiv, der lebt sogar seinen Hang zu Electro und alternativer Musik, „die gern auch Crossover Industrial und Metal beinhalten darf“, offen aus.