Review: Geteilte Emotionen – Lacrimosa live (30.09.2025, Hannover)

Band -> Album -> Thema -> Musik. Das ist das Grundgerüst dieses Musikprojekts. Wenn Lacrimosa ein Album raus bringt, hat dieses Album einen markanten, nur aus einem Wort bestehenden Namen, der auch gleich das Thema vorgibt. Diese Themen sind im Grunde Emotionen, die ein Leben so mit sich bringt. Was halt alle irgendwann, irgendwie, irgendwo betrifft. „Sehnsucht“, „Hoffnung“, „Leidenschaft“. Lacrimosa wollen Emotionen teilen mit den Fans und Gefühle „mitteilen“. Nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteiltes Lied ist doppelte Freude“. Oder so ähnlich. Lacrimosa liefern …

Geteilte Emotionen

[soon] (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)
[soon] (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)

Bald kommt der Hauptact auf die Bühne. Doch zunächst kommt „bald“ auf die Bühne, also auf Englisch: soon (eigene Schreibweise „[SOON]“ oder nach alter Schreibweise auch „[soon]“). Aha. Kann man so machen.

Der Dark-Rock ist eigentlich ambitioniert, der Wille ist da, aber leider gibt die Technik nur einen blechernen Sound her. So ist bei den Ansagen nicht genau raus zuhören, ob die Hits wie „Desperate“, „Rather in Your Mind“und „All I Wanted“ gespielt werden. Das ist schade, aber auch die Hamburger werden irgendwann wieder in Hannover aufschlagen und dann geht´s auf ein Neues.

Auf Bald.

Ich achte dich, verehre dich
Ich hoff auf dich, begehre dich
Erfühle dich, erlebe dich
Begleite dich, erhebe dich
Kann nicht mehr leben ohne dich

Lacrimosa (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)

Die Musik von Lacrimsoa sollte man, getrennt betrachtend, hören. Für die Studioalben empfiehlt es sich, diese in Ruhe über Kopfhörer zu hören. Nicht nur einmal, sondern mehrfach. Einfach mal Eintauchen in die Lacrimosa-Welt, sich Hingeben den oft sehr langen, bis zu 10-minütigen Stücken mit den sehr lyrischen Texten. Auch das kürzlich herausgekommene 15. Studioalbum „Lament“ macht da keine Ausnahme. Es ist das Finale ihrer 2017 begonnenen „Sturm-Trilogie“. Neues Album, neue Tour. Macht Sinn. Kann man sich als Künstler mächtig drauf freuen. Ohnmächtig ist der Zustand aber dann wenn das Schicksal unbarmherzig zuschlägt. Das Schicksal ist halt ein mieser Verräter.

Lacrimosa (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)

Anne Nurmi, die seit drei Jahrzehnten gemeinsam mit Tilo Wolff eine der beiden Herzkammern des Lacrimosa-Universums ist, ist schwer erkrankt. Ist die Frau, die jedem Ton Melancholie gibt, ersetzbar? Mitnichten. Aber aufgeben und absagen? Mitnichten. Denn mit Nichte Lara hat Tilo Wolff Ersatz gefunden. Gut so, also rein ins Live-Geschehen. Jetzt kommt der andere Part zur Betrachtung. Die Live-Performance. Und hier sind Lacrimosa durchaus sehr rockig, metal-mäßig aufgestellt. Frontmann Tilo Wolff ist eine Mischung aus David Bowie, Falco und Bela B. Souverän führt er seine vier Mitstreiter an. Die Fans im leider nur zur Hälfte besetzten Musikzentrum gehen von Beginn an mit. Es gibt die An-den-Lippen-Hängenden, die jede Zeile mitsingen und die Augen- zu- und-Aufsaugen-Fans, die tief eintauchen in den Lacrimosa-Kosmos. Gute Stimmung im Venue. Wollf gibt ehrlich zu, das man lange nicht hier war und Hannover doch öfter auf dem Tourplan stehen sollte. Guter Plan.

Lacrimosa (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)

Die Lieder live erreichen nicht die Länge wie auf den Studioalben. Das ist aber auch gut so. Es soll ja kurzweilig sein. Der Deutsch-Schweizer mischt Songs aus dem Gesamtrepertoire der Band. „Avalon“ vom neuen Album macht den Auftakt, später kommt auch noch der Titelsong „Lament“. Dazwischen immer Perlen wie „ Du bist alles was ich will“ oder „Rote Sinfonie“. Es geht immer irgendwie um Schmerz und Verlust. „Punk & Pomerol“ ist ein Ausreißer, beispielhaft für Raffinesse gepaart mit Brachialität. Es gibt zwei Zugaben. Das wunderschöne „Der Morgen danach“ und „Flamme im Wind“ und dann als zweite Zugabe singt der Wolff vom „Schakal“. Sehr bemerkenswert. Noch bemerkenswerter ist das Schlusswort von Tilo Wolff: „Danke, dass ihr die Emotionen mit uns geteilt habt“. Sehr, sehr gern geschehen.

Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2025):

Lacrimosa (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)
Lacrimosa (Foto: Torsten Volkmer bs! 2025)

Setlist Lacrimosa:

  1. Lacrimosa Theme (Intro)
  2. Avalon
  3. Der Morgen danach
  4. Alles Lüge
  5. Lichtgestalt
  6. Ich verlasse heut‘ dein Herz
  7. Kelch der Liebe
  8. Lament
  9. Vermächtnis der Sonne
  10. Du bist alles was ich will
  11. Rote Sinfonie
  12. Punk & Pomerol
  13. Stolzes Herz
    Encore:
  14. Flamme im Wind
  15. Memoria
    Encore2:
  16. Schakal

Links:
www.lacrimosa.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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