Deep Purple: inFinite (2017) Book Cover Deep Purple: inFinite (2017)
Classic Rock
Earmusic (Edel)
07.04.2017
www.deeppurple.com

Tracklist:

  1. Time for Bedlam
  2. Hip Boots
  3. All I Got Is You
  4. One Night in Vegas
  5. Get Me Outta Here
  6. The Surprising
  7. Johnny's Band
  8. On Top of the World
  9. Birds of Prey
  10. Roadhouse Blues

Die Jungs sind jetzt seit 1968 im Geschäft – in wechselnder Besetzung sicherlich. Aber was Deep Purple nun mit ihrem aktuellen Album „InFinite“ (grenzenlos) beweisen: Auch Alter schützt vor gutem Rock nicht. Immerhin ist Gitarrist Steve Morse mit seinen stolzen 62 Lenzen der Benjamin in der Truppe. Zwei Mitglieder haben die 70 überschritten, den beiden anderen steht das Ereignis im kommenden Jahr bevor.

Denn das 20. Studioalbum der Formation schlägt lässig den Bogen zu den Hochzeiten der Briten. „Child in time“, „Smoke on the water“ - das sind Stücke, die einem zumeist einfallen, hört man den Namen Deep Purple. Diese Dynamik und Schnörkellosigkeit zeichnet auch „InFinite“ aus.

Vom ersten bis zum zehnten Stück ist der typische Purple-Sound zu hören. Ursprünglich waren der verstorbene Keyboarder Jon Lord und Gitarrist Ritchie Blackmore für den druckvollen Klang verantwortlich. Nach einigen personellen Wechseln übernehmen heute eben Morse und Don Airey diesen Part. Dazu kommt die immer noch eindrucksvolle Stimme von Ian Gillan.

Etwas dämonisch geht es los mit „Time for Bedlam“, Gillans Stimme verzerrt, steigen seine Mitmusiker mit lauten Knall ein. „Hip Boots“ bringt den Sound mit Orgel und Schlagzeug auf den Punkt, bevor es bei „All I got is You“ ein wenig ruhiger und jazziger zu geht. Zurückhaltendes Schlagzeug, ebensolche Orgel mit jaulender Gitarre – einfach klasse.

„Get me outta here“ startet mit den Drums von Ian Paice, wie eigentlich durchgehend gestützt von Roger Glovers Bass. Im fast sechs Minuten lange „The Surprising“ zeigen sich Deep Purple herrlich unaufgeregt, aber trotz allem intensiv und mit treibendem Gesang von Gillan.

Sie sind halt immer noch Rocker, das verleugnen sie auch auf „InFinite“ nicht. „Birds of Prey“ und „Johnny's Band“ sind da beste Beispiele. Und den Blues geben sie uns ebenfalls noch einmal, und wie. „Roadhouse Blues“ bringt sogar die Mundharmonika zum ertönen.

Unter dem Strich ist das neue Deep-Purple-Album überaus hörenswert. Das ist nicht zuletzt Produzent Bob Ezrin zu verdanken, wie Ian Paice im Interview mit der Zeitschrift „Eclipse“ erklärt. „Er hat und live gesehen, bevor er mit uns ins Studio ging und ermutigte uns zu jammen.“ Im übrigen bestätigt der Schlagzeuger die Gerüchte nicht, dies sei das letzte Album der Band. Man sei nicht ins Studio gegangen und habe gesagt, dies wird das letzte Album. „Aber ich weiß nicht, ob wir diese Zeit und Kraft noch einmal haben werden. Aus gesundheitlichen Gründen könnte der ein oder andere von uns kürzer treten wollen.“

Soll wohl heißen: Schauern wir mal! Auf jeden Fall sind sie aber nun auf der „Long Goodbye Tour“ und machen am 30. Mai in Hamburg Station.

 

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Jürgen Wilde
… die wilde Hilde, den hat noch nie einer in der Redaktion gesehen. Man sagt, er fährt mit einer Limo vor, trägt Schlangenlederboots zu zwei brünetten Blondinen, hat zum Ausgleich eine Baumpatenschaft und ein Komposttoilette, um irgendwie seine CO2 Bilanz in den Griff zu bekommen und bastelt leidenschaftlich gern Kastanientiere.