Review: Die Chegga checken ein – Fünf Sterne Deluxe live (14.12.2017, Hannover)

Wenn man (Konzert-)Kritiken in Zeitungen sieht, ist am Ende des Textes oftmals eine Zusammenfassung in Sternen. Zwei Sterne sind dann eher ein unterdurchschnittliches Konzert und fünf Sterne ein Mega-Gig. Bei der Gruppe an diesem Abend ist der Name schon Programm. Fünf Sterne Deluxe sind auf Tour durch die Republik und ihre vorletzte Station ist das Capitol in Hannover. Sind diese Fünf Sterne tatsächlich Fünf Sterne wert?

Fünf Sterne Deluxe sind seit sage und schreibe 17 Jahren nicht in Erscheinung getreten. Das ist im Musikgeschäft eine Ewigkeit. Kein Genre in Deutschland hat in den letzten 20 Jahren eine derartige Entwicklung hingelegt wie der HipHop.

Fünf Sterne Deluxe (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Anfang Oktober erschien das neue Album „Flash“. Jawoll, da ist sie wieder. Diese unverwechselbare, äußerst markante Stimme von Das Bo. Und der Beat is back. Doch ist „Flash“ mehr als nur ein Aufblitzen? Kann „The Force of the North“ an alte Zeiten anknüpfen? Um es mal in Sternen auszudrücken:  die Kritiker vergaben für das neue Album im Durchschnitt zwei Sterne. Von zu wenig Druck in den Raps, langweiligen Texten  und fehlplatzierten Synthies ist die Rede. Old-School-HipHop. Von den aktuellen Stars der Szene werden die Sterne wahrscheinlich nur müde belächelt. Was wollen die alten Sägge nur? Die sind unlustig.

Beste Voraussetzungen also um auf Tour zu gehen. Da hat man doch richtig Lust sich eine Abfuhr zu holen. Doch FSD, also Das Bo, Tobi Tobsen, Marcnesium und DJ Coolmann haben richtig Bock, geben sich betont lässig cool. Ihr Motto ist „Bleibmalogga“. Genauso sind auch die 1400 Fans im fast ausverkauften Capitol drauf. „Moin Bumm Tschack“.

Turn it up!
Dreh‘ auf den Scheiss,
mach mal lauder,
gib Stoff! Ist das alles?
Wir hören nix!

Turn it up! Lass die Boxen brennen!
Bitte, was ist? Komm schon!
Ist das alles? Wir spüren nix!

Fünf Sterne Deluxe. Das ist auch die Bewertung für ein Top-Hotel. So ist es kein Wunder, das das Bühnenbild in Form von LED-Bildschirmen die Rezeption eines Hotels darstellt. Dort checken die Chegga aus Hamburch ein. Zunächst als Lobby-Boys verkleidet mit einer Lautsprecherbox auf dem Gepäckwagen kreiseln sie sich ein. Und ab geht die Party. FSD haben sich auf die Fahne geschrieben eine gute Show zu machen. Dazu gehört an diesem Abend einen ständiger Klamottenwechsel. Mal im feinen Anzug mit Barock-Perücke, mal ganz in Weiß, mal schwarz in HipHop-Zivil.

Fünf Sterne Deluxe (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Immer wieder neu ist mensch gespannt, was als Nächstes kommt. Die Melange aus audio- und visuellen Eindrücken macht das Konzert zu einem  Erlebnis. Auch wenn dieser Aufwand nicht  an die Show der Deichkinder rankommt, so haben Fans doch ihren Deluxe-Spaß. Bei so viel  digitaler Technik kann es mal passieren, daß was nicht funzt.

Teeecchniikkproobleemm. Paaaanik. Nicht bei den Sternen. Da wird mal schnell und spontan ein Technikproblem-Rap draus. Zack Bumm ist man wieder in der Spur. Da zahlt sich die Erfahrung aus, die so manch Jungspund nicht hat. Stimmungsabfall? Null.  Und jetzt mal richtig.  „Dreh auf den Scheiss“.

Fünf Sterne Deluxe (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Ganz wichtig bei Konzerten ist ja immer der Sound. Der ist breiig. Aber das ist nur der Standpunkt einiger weniger. Es kommt hier tatsächlich auf den Standpunkt an. Halt da wo man steht. Wenn mensch sich mehr auf Mitte der Bühne aufhält, ist der Sound fett mit satten Beats. Genau richtig für „Die Leude“ und die anderen Knaller des Zugabenblocks („Ja, Ja… Deine Mudder“) und natürlich „Türlich, Türlich“.

Für dieses Konzert gibt es mindestens, wenn nicht noch mehr. Fünf Sterne Deluxe. Zum Tour-Abschluß in Hamburg gabs wegen der großen Nachfrage übrigens noch einen Zusatztermin. Geht doch.

Galerien (by Michael Lange bs! 2017):

Fünf Sterne Deluxe (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Setlist:

  1. Ichsen & Ihmsen
  2. Fünf Sterne deluxe
  3. Moin Bumm Tschack
  4. Dreh auf den Scheiss
  5. Könnt ihr mal bidde?
  6. Afrokalle
  7. Bleibmalogga
  8. Das Feeling ist sensational
  9. Flash
  10. Regeln Machen Tun
  11. 17+4
  12. Flieg wie ein Engel
  13. Louis V
  14. Monulani
  15. Champagneros
  16. Die Leude
  17. SMS
    Encore
  18. Davon
  19. Dein Herz schlägt schneller
  20. Ja, Ja… Deine Mudder
  21. Türlich, Türlich (Das Bo cover)

Links:
www.facebook.com/FuenfSternedeluxe

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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