Reingehört: Songs of 2022 – Wucan mit „Don’t Break The Oath“ [07/2022]

Im Juli wird es rockig und es herrscht erstaunlich viel Einigkeit in der Redaktion. „Don’t Break The Oath“ von Wucan kommt bei fast allen gut an.

Der Song im Juli: Wucan mit „Don’t Break the Oath“ ausgewählt von Michael

Hört einmal selbst:

Michael: Jawoll, so macht es Spaß! „Retro-Rock“ muss nicht „angestaubt“, „altbacken“ oder „hip“ klingen, dafür gab es, seitdem diese „Welle“ in diesem Jahrtausend losgetreten wurde, genügend Beispiele. Dass es auch anders geht, haben bereits einige Bands unter Beweis gestellt. Dazu zählen u.a. auch Wucan aus Deutschland und haben mit „Don´t Break The Oath“ ein weiteres Exempel statuiert: Mit ikonischen Gitarrenanschlag und ordentlich Dampf auf den Kesseln wird der Song voran getrieben Richtung packenden Chorus, der sich sofort festsetzt. Das I-Tüpfelchen dabei ist die charismatische Gesangsdarbietung von Sängerin Francis Tobolsky. Kurzum: ein Hit! Aufgabe: Anhören wer den Track noch nicht kennt!

Judith: Eine Band, die ich bisher so nicht auf dem Schirm hatte und daher neugierig reingehört hatte. Klare Drums, fulminante Gitarre, rockig. Eigentlich sind da für mich schon die wichtigsten Zutaten dabei. Aber letztendlich schafft es der Song nicht, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Der Gesang ist mir zu sehr im Hintergrund und zu blass, die instrumentalen Phasen zu lang und zu schräg. Das musikalische Thema wird in den 5 Minuten Song für mich zu lang und zwischendrin zu nervig entwickelt. Daher von mir ein schnelles weiterklicken ohne in weitere Songs der Band reinzuhören.

Thea: Von Wucan war mir bisher tatsächlich nur der Bandname bekannt. Deshalb mag ich den Song of The Month und unsere Playlist so: man lernt immer wieder was neues kennen. Grundsätzlich gebe ich Judith recht und finde ebenfalls, dass der Gesang etwas zu sehr im Mix untergegangen ist, ansonsten hab ich an der Nummer nix zu bemängeln. Gradliniger Classic Rock wie aus dem Lehrbuch. Ein Musikstil, der sich nur selten auf meinem heimischen Plattenspieler wiederfindet. Aber ich habe nun auf jeden Fall Bock, mir Wucan einmal live anzuschauen, denn das fetzt ganz bestimmt!

Johanna: Wie eine kräftige Welle Krautrock aus dem letztem Jahrhundert treibt „Don’t Break The Oath“ voran. Besonders die Gitarrenriffs – und soli und der Refrain klingen als hätte man sie schon mindestens einmal gehört. Es sind keine großen Experimente, aber manchmal funktioniert Altbewährtes nach wie vor. Es ist rockig, energievoll treibend und die Stimme der Frontsängerin ist markant. Es ist kein Genre, für das ich bisher große Aufmerksamkeit hatte, „Don’t Break The Oath“ lässt sich aber gut hören.

Jörg: „Wucan – wer ist das dann?“ – dachte ich. „Wutan. Wuhan. Wotan? Metal? Bestimmt nicht so meins“ – dachte ich. Der erste Ton, der harte Gitarren-Riff, das treibende Schlagzeug. „JOOAH“ – dachte ich. „Mitten auf die Zwölf. Oh krass, da singt ne Frau, COOLE ENERGIE“ – dachte ich. „Mhmm, das stammt doch aus meiner Playlist ‚Das Apollo-Profekt – BR Space Night‘ mit Canned Heats ‚Child in Time‘, Deep Purples ‚Silver Machine‘, Black Sabaths ‚Paranoid‘, Nazareths ‚This Flight Tonight’, Golden Earings ‚Radar Love‘ und Led Zeppelins ‚Whole Lotta Love‘. Das muss ja ganz altes Zeug sein.“ – dachte ich. Doch es ist die erst 2011 von Sängerin und Gitarristin Francis Tobolsky gegründete Band aus Dresden. Wundervolle alte Seelen mit einer unglaublichen Energie und begnadet darin, dieser alten krassen Musik frische Lebendigkeit einzuhauchen.

MichaL: Die erste Reaktion auf diesen Song ist: „Oh mein Gott, was für ein Krach, mach das sofort wieder aus.“ Aber das ist dann doch etwas zu einfach, geht nicht, so kann man das nicht stehen lassen. Also zweites Reinhören, neue Chance. Und ja, es wird. Wenn mensch den Song zeitlich verorten möchte, landet man definitiv in den Siebzigern. Definitiv Hardrock, definitiv psychedelisch. Irgendwie eine Mischung aus Led Zeppelin, Jethro Tull und Deep Purple. Irgendwie eine Mischung aus Gitarre, Orgel und Querflöte. Also irgendwie „alte“ Musik, und doch irgendwie neu. Verortet im jetzt. Bandleaderin und Sängerin Francis Tobolsky und ihre Mitstreiter mischen alles durch und machen ihren eigenen Sound daraus. Das dritte Reinhören bringt es an den Tag: bei den Dresdenern treffen komplexe Klangteppiche auf schrammelnde Gitarren, treffen auf charismatische, kraftvolle Sängerin. Fertig. Irgendwie geil. Das vierte Hören ist reines Vergnügen.

Torsten: Der Song hält was das Cover verspricht. Dreckiger Rock aus einer anderen Zeit. Sängerin Francis Tobolsky und ihre Mitstreiter stammen überraschenderweise aus Dresden, Deutschland! Mit ihrem satten Rock hätte der Song so auch bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben können. Die Gitarren dröhnen, die Fetzen fliegen. Wippende Füße, totale Eskalation. Unser Song des Monats im Juli macht einfach Spaß, Lust auf Sommer, Festivals und (grasige) Wiesen. Tief stehende Sonne und (sich) genießende Menschen. Wirklich tolle Entdeckung – auf so vielen Ebenen.

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Wucan

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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