Review: Der Cocktail am Metal-Monday – Nothing More und Stone Sour live (11.06.2018, Hannover)

Wenn mensch vom Zubereitungsaufwand eines Cocktails auf das musikalische Niveau einer Band schließen könnte, hätte diese Band ein Problem. Das Rezept geht so: Ein Longdrinkglas mit Eiswürfeln füllen. Bourbon, Crème De Menthe weiß und Zitronensaft zugeben. Danach mit Sodawasser auffüllen. Mit Minzblättern garnieren. Fertig ist der Stone Sour. So einfach wie nur was. So einfach ist die Geschichte der Band Stone Sour dann doch nicht.

‚Cause I’m looking at you through the glass
Don’t know how much time has passed
All I know is that it feels like forever
But no one ever tells you that forever feels like home
Sitting all alone inside your head

Die Band wurde 1992 von Corey Taylor, dem Sänger der legendären Nu-Metal-Truppe Slipknot gegründet und dann nach einigen Demoaufnahmen 1997 wieder auf Eis gelegt (ungefähr so wie der Cocktail). Doch zum Glück trat dann  2002 Josh Rand auf den Plan und hatte einige Lieder im Gepäck, die er mit Taylor weiterentwickelte. Und so schrieben und schrieben und schrieben sie neue Lieder, die dann auch produziert und auf Tonträger gebracht wurden. Und schwupps stellte sich auch Erfolg ein. Seit 2010 waren alle Alben der Band in den Top 10 der deutschen Album-Charts. Das aktuelle Album „Hydrogard“ aus 2017 erreichte Platz 4. Für Metal-Qualität ist also gesorgt, aber das Ganze dann an einem Montag? Zumal am Tag zuvor die Mega-Metaller von Iron Maiden ein Hammer-Auftritt auf der Expo-Plaza in Hannover hingelegt haben. So what. Das war gestern. Heute ist Metal-Monday.

Nothing More (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Doch bevor der Metal-Cocktail kredenzt wird, gibt es nichts mehr. Hää? Der Support Nothing More (achso!!) kommen ebenfalls aus den USA und haben sich dem Alternative Metal verschrieben. Sänger und Frontmann Jonny Hawkins sieht aus wie der  junge Roger, der WHO-Daltrey. Der Typ ist ein echter Hingucker.  Waschbrettbauch mit Wuschelmähne.  Der Typ geht ab wie Zäpfchen. Aufgedreht wie ein Duracell-Hase tobt er über die Bühne. Hat der was genommen? Wahrscheinlich nicht. Die Band behandelt in ihren Liedern oft psychische Erkrankungen sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch. Und Hawkins weist ausdrucksstark darauf hin. Die Texaner sind definitiv keine Rock-Rookies. So haben sie bereits sieben Alben veröffentlicht und  die Single ‘Go To War’ wurde als Soundtrack für einen Trailer des Films Planet der Affen ausgewählt. Ihr Progressive Rock ist hart, eingängig und eine gute Einstimmung auf den Top-Act des Abends.

Nothing More (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Have A Fuckin Good Time

So sieht er also aus, der Corey Taylor. Bei Slipknot hat er ja immer eine Maske auf. Der Typ ist ein ansehnlicher Kerl. Ungewöhnlich brav im Jackett kommt er daher. Aber das ändert sich noch.

Stone Sour (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)
Stone Sour (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Corey Taylor, Josh Rand, James Root (Gitarre), Roy Mayorga (Drums) und Bart-Bassist Johny Chow sind Stone Sour und Hannover erlebt eins von nur zwei Deutschland-Konzerten. Gleich zu Beginn geht’s mit Getöse los. Funken sprühen. Reinkommen in den Gig. 2700 Metal-Fans haben auch nach dem Mega-Auftritt der Eisernen Jungfrauen Bock auf harten, gradlinigen Rock. Metal geht immer. Everyday. Johny Chow ist ein Hingucker. Langer breiter Fächerbart. Ungefähr so breit ist auch sein Stand. Typisch Hard-Rock-Banger.

Cory Taylor hat ein Lieblingswort: Fuck. Kein Satz ohne das F-Wort. Egal. Ist´s fucking good.  Taylor hat mächtig Spaß. Immer wieder feuert er Konfetti-Kanonen ins Publikum und schmeisst mit Wasserbechern.  Das steckt an. Die Fans haben Bock auf diesen Cocktail. „Gone Sovereign“ und „Made of Scars“ gehen gut nach vorn und hin und wieder gibt´s sogar mal eine eingestreute Ballade. „Brother“ nur zu Taylor´s Gitarre. Sehr ordentlich.

Stone Sour (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)
Stone Sour (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Stellt sich nur die Frage, warum geht die Band nach jedem Lied kurz von der Bühne? Wo sind sie hin? Füllen Sie die Wasserbomben auf?  Laden Sie die Konfetti-Pump-Gun neu?  Mixen Sie einen Cocktail? Egal. Nächstes Lied. Nächstes Lied. Konfetti. Wasser. Runter. Rauf. Lied. Lied. Konfetti. Wasser marsch. Minütlich grüßt das Metal-Tier. Zur Zugabe sprühen nochmal die Funken-Fontänen und was kommt zur Überraschung aller? Kein Wasser. Kein Konfetti. Aufgeblasene bunte, tanzende  Jubelmännchen. Sieht komisch aus, ist es auch. Zumindest etwas ungewöhnlich für ein Metal-Konzert. Ungewöhnlich ist auch die kurze Konzertdauer von nur 80 Minuten.

Ein Cocktail ist halt kein Longdrink.

Stone Sour (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2018):

Nothing More (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Setlist Nothing More:

  1. Do You Really Want It?
  2. Let ‚em Burn
  3. Don’t Stop
  4. Go to War
  5. Fadein/Fadeout
  6. Jenny
  7. This Is The Time (Ballast)   (Skrillex cover)
Stone Sour (Foto: Torsten Volkmer bs! 2018)

Setlist Stone Sour:

  1. I Can’t Turn You Loose (Blues Brothers song)
  2. Whiplash Pants
  3. Absolute Zero 3.
  4. Knievel Has Landed
  5. Say You’ll Haunt Me
  6. 30/30-150
  7. Bother (Corey Taylor Solo)
  8. Tired
  9. Cold Reader
  10. Get Inside
  11. Rose Red Violent Blue (This Song Is Dumb & So Am I)
  12. Made of Scars
  13. Song #3
  14. Through Glass
    Encore
  15. RU486
  16. Fabuless
  17. Beat It (Michael Jackson song)  Song played from tape

Links:
www.stonesour.com
www.nothingmore.net

Veranstalter:
Live Nation / Hannover Concerts

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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