Review: Squirrel Flower umhüllt mit einer warmen Decke aus Melancholie (18.11.2023, Berlin) 

Das Lark ist eine kleine, gemütliche Konzertvenue in der Nähe der Jannowitzbrücke in Berlin. Dieses kleine gemütliche Ambiente ist der perfekte Ort für die warme & trotzdem ziemlich deprimierende Musik der amerikanischen Sängerin Squirrel Flower (gebürtig Ella O’Connor Williams).

Lover Buffet (Foto: Franz Naumann bs! 2023)

Eröffnet wurde das Konzert von einem neuen kommenden Star aus der Berliner Underground Scene Lover Buffet. Mit einem alten Yamaha Synth präsentiert diese*r Berliner Musiker*in verträumte Songs, die zwischen Melancholie & Synth-Pop Sensibilität trotzdem eingängig bleiben. Zum Abschluss des Sets hat Lover Buffet eine*n Freiwillige*n aus dem Publikum für Verstärkung auf der Bühne gesucht, leider war das Publikum anfangs noch etwas schüchtern, sodass das Set dann doch alleine zum Abschluss gefunden hat.  

Squirrel Flower (Foto: Franz Naumann bs! 2023)

Nach einem kurzen Umbau, begann dann auch schon zügig das Set von Squirrel Flower. Ich habe die Musikerin nun schon seit einigen Jahren im Blick & wollte sie schon eine längere Zeit bei einem Konzert sehen. Ihre Musik vermischt gekonnte Folk-Elemente mit verträumten Gitarren & Vocals, die wie schwerelos durch den Raum streifen. Vergleichen würde ich ihre Musik mit einer guten Kombination aus Ethel Cain, Caroline Polachek & Courtney Barnett. Ihr neuestes Album Tomorrow’s Fire setzt nochmal eine Schippe Melancholie auf ihre früheren Erfolge rauf und verbindet die malerische Produktion mit dem ziemlich traurigen Songwriting. Ich bin ja ein großer Fan davon, wenn Cover die Stimmung eines Albums auffangen – das gelang Squirrel Flower hier perfekt. Das Set bot eine tolle Mischung aus älteren und neueren Songs, was mich ziemlich glücklich machte, weil so erst gar kein Wunsch offen bleiben konnte.

Squirrel Flower (Foto: Franz Naumann bs! 2023)

Begleitet wurde Ella von ihrer Band Dave Hartley (Bass), Jake Lenderman (Gitarre) & Matt McCaughan (Schlagzeug). Den Song Headlights hätte sie fast gar nicht spielen können, da sie am Abend vorher so frustriert über einen Zwischenfall auf der Bühne war, dass sie ihre Gitarre wie ein echter Rockstar auf den Boden gescheppert hat, erzählte sie. Sie fragte das Publikum, ob sie kurz ihre Gitarre reparieren könnte, dann könnte sie Headlights auch wirklich spielen. Das Publikum lachte über die Interaktion und wartete geduldig. Das blieb nicht der einzige Witz, den Squirrel Flower in ihr Set einbrachte. Auch über uns Fotograf*innen witzelte sie kurz. Der trockene Sarkasmus und die ironische Distanz zu sich und Ihrer Musik, machte sie unwahrscheinlich sympathisch und lockerte die Stimmung am Abend enorm auf. Die verlängerte Version von When A Plant is Dying war ein wunderschöner Moment, der die angespannte Stimmung im Song nochmal wesentlich besser auffangen konnte. Das Gitarren-Solo von Chet Zenor war absolut beachtlich. Squirrel Flower schloss ihr Konzert anschließend ohne Band ab, mit einem Caroline Polachek Cover von So Hot You’re Hurting My Feelings, welches offensichtlich das Highlight des Abends war. Das Publikum setzte mit ein und unterstütze die Musikerin durch kräftiges Mitsingen.  

Text: Franz Naumann

Galerien (by Franz Naumann bs! 2023):

Setlist Squirrel Flower: 

Squirrel Flower (Foto: Franz Naumann bs! 2023)
  1. I don’t use a trash can 
  2. Full Time Job 
  3. Intheskatepark 
  4. Flames and Flat Tires 
  5. Conditions 
  6. Canyon 
  7. Stick 
  8. Headlights 
  9. Almost Pulled Away 
  10. What Kind of Dream Is This? 
  11. Streetlight Blues 
  12. your love is a disaster 
  13. Alley Light 
    Encore: 
  14. When a Plant Is Dying 
  15. So Hot You’re Hurting My Feelings (Caroline Polachek Cover) 

Links:
Lover Buffet
Squirrel Flower

Franz Naumann
Franz Naumannhttp://www.be-subjective.de
Franz wird auch oft einfach Dino(junge) genannt, denn wenn er einmal anfängt, von Dinos zu erzählen, hört er so schnell nicht mehr auf. Passend zu seiner Liebe für MySpace & Tumblr, könnte man meinen, dass Franz in der Zeit stehen geblieben ist, aber vielleicht ist es auch einfach eine grosse Portion Nostalgie. Er liebt analoge Fotografie & kennt Pop-kulturelle Momente & die Indie-Szene so gut, wie die Welt der Dinos. Schwarz ist die einzige Farbe, die er trägt, weil „alles Andere in Berlin einfach gefährlich ist“. Und wenn er nicht gerade mit seiner Fuji vom Fotograben aus fotografiert, gibt er viel zu viel Geld für Schallplatten aus.

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