Review: Subway To Sally, Krypteria (27.12.2006, Braunschweig)

Besinnliche, ruhige Weihnachten – und das am 27.12.2006? Nicht bei Subway to Sally!

Foto: Torsten Volkmer

Foto: Torsten Volkmer

Nicht nur aus dem Raum Braunschweig waren die Fans angereist, um das 10. Konzert dieser Weihnachtstour, welches übrigens ausverkauft war, erleben zu können. Wie zu jedem Jahresende, der sogenannten Weihnachtstour, gibt Subway to Sally 13 Konzerte. Das ist doch mal ein Geschenk an die vielen treuen Fans.

Bevor Subway to Sally „die Bretter, die die Welt bedeuten“ betraten, öffnete die Band Krypteria die Ohren der Besucher. Die Vorband heizte den Braunschweigern mit nightwish-ähnlichen Klängen ein. Sie sattelten im Sommer letzten Jahres auf die Goth-Metall-Schiene um und versuchen seitdem mit ihrem neuen Kracher "Bloodangels Cry" sich ihren Platz unter den Goth-Metallern zu sichern. Die Zeichen stehen gut…

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Nach einer kleinen Umbauphase startete das Intro des „Potsdamer Septetts“ im überfüllten Jolly Joker. Besinnlich ging es ganz gewiss nicht zu. Das Publikum tobte zu den mittelalterlichen Rockklängen der 1990 gegründeten „Folk Metall Institution“.

Dazu gehörten Songs wie: „Kleid aus Rosen“, bei dem man in jedem Takt die Zartheit der Rose und auch ihre Dornen auf der Haut spürte. Typisch für die schwarzhumorigen Rocker ist es die Melancholie dieser Geschichte mit ihren ja Folk- Metall-ähnlichen Rhythmen zu verbinden, so das schon dieses Stück allein zum Mittanzen verführt. Wer jetzt noch wie angewurzelt da stand, wurde spätestens mit der melodischen Zauberspruchsammlung „Abra Kadabra“ verzaubert. So dass die Zeile „bald schon, bald schon bist du mein“ zu keiner leeren Versprechung wurde.

Foto: Torsten Volkmer

Foto: Torsten Volkmer

Ein kleines Frage-Antwortspiel lieferten sie sich mit diesem „Rätsel“, das die Zuhörer zu Akteuren machte. Im Gegensatz dazu wurden nun die Mitmachenden in dem Song „Sag dem Teufel…“, der von der Zerrissenheit eines Ja-Sagers handelt, zum Teufel geschickt. Dennoch hielt es keinen der Verzauberten davon ab, mitzusingen und im wahrsten Sinne das Wortes „Dem Teufel guten Tag“ zu sagen.

Weiter ging es mit einem älteren Stück der Band, „Die Braut“, auf das sie wieder aufmerksam wurden durch ein Buch, welches ein Fan ihnen schickte, in dem sämtliche veröffentlichten Texte der Band zu finden waren. Es fiel durch seinen sehr brutalen und verachtenden Text auf. Dennoch blieb die Applausreaktion der Zuschauer enthusiastisch. Nun kam es zu einem eher außergewöhnlichen Programmpunkt.

Auf die sogenannten „Bretter, die, die Welt bedeuten“ wurde Mirco gerufen. Als der Gerufene erschien, war er schon fast sprachlos und rief sich die Frau, um die es sich handelte, Tanja, mit auf die Bühne. Die vollkommen Überwältigte wurde von einem tosenden Applaus begleitet. Sicher konnte sich nun jeder denken, worum es gehen sollte. Doch als dann noch dieser Gedanke von Mirco ausgesprochen wurde, erfüllte sich die Halle mit einer unbeschreiblichen Spannung. Unter den Zuschauern gab es kein Halten mehr, obwohl die Befragte noch nicht einmal „ja“ gesagt hatte. Als sie dann das „Ja-Wort“ ins Micro hauchte, schien allen ein riesiger Stein vom Herzen zu fallen. Die Zuschauer honorierten das mit Beifall und Gejohle, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte und die frisch Verlobten, verließen die Bühne nach der Gratulation von Frontmann Eric.

Foto: Torsten Volkmer

Foto: Torsten Volkmer

Weiter ging es mit der Mitsingnummer „Sieben“, die die Spannung des Heiratsantrages von eben erheblich lockerte und auf die zum Teil von Freudentränen verzierten Gesichter ein Lächeln zauberte. Auch hier wurden die Stimmenbänder des Publikums erneut gefordert.

Die Hymne des Abends war zweifellos das Stück: „Räuber saufen Blut“, welches von den Zuschauern in den Pausen zwischen den einzelnen Liedern gesungen wurde. Selbst der Leadsänger der Band wunderte sich über die ihm bekannten Gesangseinlagen seines Publikums und vermerkte diese mit den Worten:

„Ich weiß ja auch nicht, was ihr hier singt. Muss wohl ein Volkslied hier sein!“

Dementsprechend wurde es fast ausschließlich von den Fans gesungen; natürlich durch tatkräftige Unterstützung der sieben Hauptakteure auf der Bühne angeheizt. Der Song schien fast zu einem Lebensgefühl geworden zu sein, welches das Stück auf eine unendliche Länge ausdehnte. Dennoch schien es für die singenden und tanzenden Zuschauer zu kurz zu sein denn sie konnten in diesem „Räuberwahn“ kein Ende finden und hätten sich die Gastgeber nicht verabschiedet, würden sie wohl jetzt noch singen!

Aber wenn es am schönsten wird, soll man bekanntlich aufhören und das war definitiv jetzt! Nachdem die Musiker die Bühne verließen, genossen sie eine kurze Verschnaufpause, nach der sie natürlich für Autogramme und Fotos zur Verfügung standen. Danach verließen die beeindruckten Zuschauer das mitreißende Konzert womöglich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. In der Hoffnung die sieben Folk-Metall-Legenden bald auf einem neuen Konzert beehren zu können.

Ab jetzt sind die ruhelosen Rocker schon bei den Proben für ein neues Album, welches voraussichtlich im Sommer diesen Jahres erscheinen soll und sicher ebenfalls ein Gassenhauer wird!

Fotos:
Subway To Sally (27.12.2006)
Krypteria (27.12.2006)

Links:
www.subwaytosally.de
www.krypteria.de

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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