Review: Hufftata High Noon. Mono Inc. mit Stoneman auf Terlingua Tour (05.11.2015, Hannover)

STONEMAN.

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Der schweizer deutsch-Goth-Gitarren Support sounds like Rammstein. Stimmlich. Möchte gern. Schockieren? Aufklären? „Mütter sperrt die Töchter ein! Es geht ums Ficken,“ klärt Stoneman Mikki Chixx auf. STONEMAN brillieren mit anspruchsvollen Texten und Lebenshilfe in einem: „Wer ficken will muss freundlich sein.“ Wer schon mal gefickt hat, weiß.. naja lassen wir das. Wer schockieren will, der muss sich heute auf jeden Fall mehr einfallen lassen als das F*** Wort runterzunudeln, Falkos Jennystimmung auszubuddeln und seine weiße Maskerade könnte man ja nun wirklich stoisch bis zum Ende durchziehen. Irgendwas muss aber an STONEMAN dran, hard und heavy sein, denn die werden verf**** noch mal von der Wacken Foundation gefördert und mindestens zwei Drittel des ausverkauften Musikzentrums wollen unbedingt freundlich zu Goldmarie sein und sich sämtliche Löcher vergolden lassen. Der Altherrenwitz mit der Golkante funktioniert in diesem Alterssegment, das muss man zugestehen. Man kommt hier schnell, kommt auf den Punkt und klatscht im Takt mit.

„Goldmarie, oh Goldmarie

Keine war so schön wie sie

Goldmarie, oh Goldmarie

Hörst du mich noch wie ich schrie.“

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

MONO INC. schlagen mit ihrem Intro die Saloontüren zu einem Abend auf, der das Westernthema vielfach durchdekliniert. Mono Inc. sind richtige Cowboys, mit einer Lady – Katha Mia – auf dem Drumm-Thron, mit Lichtexplosionen, Westerngitarre und modischen Andeutungen, eigentlich fehlen nur eine Squaredancetruppe, ein Lasso und ein Bösewicht. Mono Inc. sind nämlich trotz des großem Krachbums, Krähen-Leinwänden und Mikroexplosionen freundlich, publikumsnah und manchmal nicht so weit weg vom Schunkeln. Mono Inc. sind ein bisschen melancholisch, ein bisschen dolle.[1]

 

„I’m the one who rides behind

I’m the one in black when all those colors shine so bright

and I’m the one who’s hard to find

I’m dancing in the dark when it’s about dancing in the light“

Seit 2007 – damals Support von Xandria, so schwelgt Frontmann Engler in Erinnerungen – sei man nicht mehr in Hannover gewesen, denkt gern an diesen ersten Gig in der jetzigen Formation zurück und sei hingerissen von der heute ausverkauften Halle.

„This is the day we’re going down with pleasure

We pass away in love

Don’t be afraid my dear“

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Wer funkeln will, muss romantisch sein. So sieht’s nämlich aus. Das Publikum – ein typisch untypisches Metal-Rock-Publikum, d.h. männlich, mittleren Alters aber ganz und gar nicht stoisch stillstehend mit einem wippenden Fuß, sondern proaktiv klatschend, mitzusingend, die Arme hochreißend. Mono Inc. und Fans haben wirklich Spaß. Engler streut Anekdoten, klopft Schultern, küsst die Hand der Dame in der ersten Reihe und lässt sich für den „emotionalsten Song des Abends“, die Demenz-Ballade An klaren Tagen, ein E-Piano ins Zentrum der Bühne stellen.

„Und an klaren Tagen weine ich ein kleines Meer aus Salz

bis der Schmerz vergeht“

Doch bevor tatsächlich Schunkelstimmung aufkommt, löst die Drummerin Katha Mia das Piano ab und tritt mit Engler und Co. in einen schlagkräftigen Dialog. Aus dem Dialog wird ein vielfaches Drumgewitter. Mono Inc. können Show, können das Publikum anheizen, können covern, können Stimmungswechsel vom Outfit bis in die Tempi. Von allem ein bisschen. Entsprechend ruhig und akustisch gehen sie die Zugabe an und der Kreis – das Westernthema – schließt sich. Wer knutschen will, muss auch mal kitschig sein. Und unterm Mondschein lieb ich dich.

„Ich schärfe deine Sinne

und führe dich ins Licht

ich löse deine Fesseln

und lass die Engel singen für dich“

High Noon.

Setlist

  1. Die Noten Deines Lebens
  2. Never-Ending Love Song
  3. This ist he day
  4. Temple of the torn
  5. Arabia
  6. Kein Weg zu weit
  7. Heile, heile Segen
  8. My sick mind tv
  9. It never rains
  10. Symphony of pain
  11. Gothic queen
  12. Chasing cars
  13. An klaren Tagen (piano)
  14. In my heart
  15. Drumbattle
  16. Forgiven
  17. Revenge
  18. After the warZugaben (ohne Gewähr)
  19. Mondschein
  20. Voices of Doom

[1] Fans können via FB und YouTube Mono Inc. Tv, den liebevoll produzierten Videoblog der Band verfolgen.  https://www.youtube.com/user/monoinc/videos

Links:

www.living-concerts.de

www.mono-inc.com

www.stonemanmusic.ch

Isabelle Hannemann
Isabelle Hannemannhttp://www.isabellehannemann.net
Die missratene Hypotaktikerin wird als Redakteurin Schrägstrich Fotografin bei be subjective! geduldet, hat versucht sich als freie Autorin und Herausgeberin verschiedener Artikel und Bände im Bereich der kritischen Sozialwissenschaft für Suchmaschinen selbst zu optimieren und will – wenn sie groß ist – mal sehen. Künstlerisch als Autorin und Fotografin mit diversen Bands und AutorInnen zusammenarbeitend, Texte zu Papier, Gehör und auf die Bühne bringend. Na dann Prost Mahlzeit!

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