DIIV (ausgesprochen und früher auch benannt wie der Nirvana Song Dive) ist eine dieser Bands, die in der breiten Bevölkerung bisher kaum jemand kennt, trotzdem verkaufen sich ihre Tickets und ihre Alben wie warme Semmeln.
Eröffnet wurde der Abend von der belgischen Band Noa Lee, welche von Nina Marie Kortekaas angeführt wird. Der Klang erinnerte stark an eine gelungene Mischung aus Alice Merton und an experimentelle Momente in der Musik von St.Vincent. Abgerundet wird der rockige Indie-Pop Sound der Band mit leichten Jazz-Einflüssen. Unterstützt wurde die Sängerin von den übrigen Bandmitgliedern Robbe Broeckx an den Drums, Boris Van Overschee an der Bass Gitarre/Keys und Sebastian Leye an der Gitarre. Das Publikum reagierte trotz relativ starkem Kontrast zum Sound des Hauptacts positiv auf den Auftritt.
Ein Zusammenspiel aus Kontrasten
Die Band DIIV startete als Solo-Projekt von Zachary Cole Smith im Jahre 2011, der in der Band Soft Black Gitarre, und in der Band Beach Fossils das Schlagzeug spielte. Die Live-Band bestand zum Anfang aus den Mitgliedern Andrew Bailey an der Gitarre, Bassist Devin Ruben Perez und Drummer Colby Hewitt. Bereits im Jahr 2012 konnten sie für die bekannte Band The Vaccines auf deren UK Tour als Support spielen.
Nachdem Ben Newman den Drummer Colby Hewitt im Jahre 2015 ersetzte, trennte sich die Band auch vom Bassist Devin Ruben Perez. An dessen Stelle wurde dann Colin Caulfield ein aktives Mitglied der Band. In der aktuellen Besetzung schrieben sie dann gemeinsam Songs ab dem Deceiver Album, welches dann im Jahr 2019 erschienen ist. Im Jahr 2023 konnte die Band die amerikanischen Tour Dates für Depeche Mode eröffnen – spätestens ab diesem Zeitpunkt gab es dann keinen Weg mehr um die Band, die momentan die Herzen der Alternative-Music Fans im Sturm erobert.
Gefeiert wurde in der ersten,
gemosht in der zweiten Reihe
Das kommende Album Frog in Boiling Water verspricht bereits schon jetzt Großes. Der Albumname bezieht sich auf eine Metapher von Daniel Quinn aus dem Roman The Story of B, welche eine Referenz auf die aktuelle Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft ist. Genau diese Referenz wurde regelmäßig durch kleine Einspieler und Backdrops auf der Leinwand im Hintergrund aufgegriffen. Die Musik von DIIV lädt normalerweise dazu ein, jeden einzelnen Gedanken auszuschalten, und sich einfach dahin fließen zu lassen. Spannend wird es dann aber, wenn genau dieser Versuchung widerstanden wird und tiefer gegraben wird – in der Musik, in den Visuals und in der Präsentation auf der Bühne. Immer kurz vor einer existenziellen Sinneskrise, und doch so voller Energie – das Konzert hat einige Gedanken hinterlassen. Der Wechsel zwischen neuen, meist noch unbekannten Songs und den alt-bekannten Klassikern, ist absolut gelungen, und ließ bei den Fans im Huxleys an diesem Abend kaum Platz für offene Wünsche. Der Kontrast zwischen gedankenlosen Moshen, dem freilassen von angestauter Energie aus dem Alltagstrott und den philosophischen Ansätzen in der Musik selbst, ist absolut inspirierend. Bedingt durch einige technische Probleme, freute sich die Menge über mehrere spontane Gitarren-Improvisationen. Die Band bedankte sich stetig für die Geduld und das Verständnis vom Publikum. Das Highlight war zweifelsfrei der Song Doused, bei welchem es einfach kein Halten mehr gab. Gefeiert wurde in der ersten Reihe, gemosht in der zweiten Reihe und weiter hinten? Ein „Nach hinten schauen“ gab es an diesem Abend gar nicht. Das hätte einfach auch gar nicht zu der Message des Konzerts gepasst.
Das neue Album Frog in Boiling Water erscheint am 24.05.2024.
Galerien (by Franz Naumann bs! 2024):
Setlist Noa Lee:
- Airship
- Blue Ruin
- Move Backwards
- Needle
- Silver
Setlist DIIV:
- Like Before You Were Born
- Under the Sun
- Brown Paper Bag
- Take Your Time
- Taker
- Soul-Net
- Frog in Boiling Water
- Air Conditioning
- Incarnate Devil
- In Amber
- Between Tides
- Blankenship
- Acheron
- Horsehead
- Raining on Your Pillow
- Doused