Review: Klassik. Rock. – David Garrett live (17.05.2019, Hannover)

Das David Garrett mal Geiger werden würde, war wahrscheinlich schon vorbestimmt. Wenn die Mutter Primaballerina ist, hat er schon mal mit klassischer Musik zu tun. Wenn der Vater dann Geigenauktionator und nebenberuflich Geigenlehrer ist, Hallo ?? Bingo. Der Junge wird Geige spielen. Mit bereits 4 Jahren machte er seine ersten Versuche an der Geige, mit 5 Jahren gewann er schon einen Preis bei Jugend musiziert. Mit 12 Jahren den ersten Plattenvertrag und so weiter und so weiter. 

In Hannover hat David Garrett grundsätzlich zwei Spielorte. Zum einen den Kuppelsaal, wo er die klassischen Konzerte gibt. Zum anderen füllt er die ganz großen Hallen der Republik mit seiner zweiten großen Leidenschaft. David G. hat sich auf die Fahne geschrieben, möglichst viele Menschen an klassische Musik heranzuführen. Aber nur mit einem großen Orchester (Neue Philharmonie Frankfurt plus Band) lockt mensch keinen nicht Klassik-affinen Musikfreund in die großen Hallen. Was also tun? Ganz einfach, auch andere Musik spielen. David Garrett ist auch bekennender Rockmusik-Fan. Warum also nicht Rock im Klassikgewand. Schon besser, lockt aber noch keinen direkt vom Ofen hervor. Wenn dann aber noch eine Mega-Video-Show gepaart mit entsprechenden Lichteffekten dazukommt, dann funzt dieses Konzept. Und das schon seit mehreren Jahren und Tourneen, weltweit. Überall und unbegrenzt.

Warum eine Tournee nicht mal „Unlimited“ nennen?

Gesagt.Getan.Gespielt.

6500 Fans sind in die TUI-Arena gekommen, um dieses Spektakel zu erleben. Und standesgemäß ganz klassisch geht es mit Beethoven´s Fünfter los. „He´s a Pirate“ aus Fluch der Karibik ist dem Grunde nach auch schon klassisch angelegt und pass sehr gut rein. Dann geht’s mit dem Crossen los zu Nirvana, und ja es ist wirklich ACDC ´s „Thunderstruck“. Die Geige erreicht hier nicht die Wucht von Angus Youngs´s Gitarre, aber macht trotzdem ganz schön Dampf. Oder besser gesagt Thunder. Over Thunder dann zurück Bachs Air.

David Garrett (Foto: Ulrich Stamm bs! 2019)
David Garrett (Foto: Ulrich Stamm bs! 2019)

Mensch wandelt zwischen den Jahrhunderten. All das wird visuell begleitet von einer riesigen Videoleinwand. Mal gibt es dort Feuerexplosionen, mal geht’s rein in einen Tempel, in dem das Licht die Säulen umkreist, mal wird die Band als Schattenbild projiziert und immer wieder wird der Maestro in Szene gesetzt. David Garrett war einst schnellster Geiger der Welt. Den Hummelflug absolvierte er in Rekordzeit. Beim „Sabre Dance“ vom Aram Khatchaturian geht’s auch auf Geschwindigkeit. Im Hintergrund läuft ein Autoverfolgungsrennen. Hier wird mensch sich gewahr, was ein Geigenspieler leisten muss. Dahinter stecken Tausende von Übungsstunden.

David Garrett hat auch die elektrische Geige ausprobiert und liebgewonnen: Die Soli in den Regeliedern „November Rain“ und „Purple Rain“ erhalten hier den besonderen Schliff. Der Laie (be)-wundert. Der Experte schnalzt mit der Zunge. Das ist große Kunst. Auch wenn David Garrett oftmals, dafür getadelt wird, dass das noch nichts Halbes nichts Ganzes sei, der Mann ist halt im Klassik- und Rockbereich unterwegs, und zwar in jedem für sich auf höchstem Niveau. Einmal durch die Rockgeschichte: Metallica, Nirvana,  Guns N’ Roses, Aerosmith, ACDC und natürlich Queen. Bei denen fordert er das Publikum auch auf mit zu klatschen. „We will Rock You“ geht auch mit Geige, und „Bohemian Rhapsody“ sowieso.

David Garrett (Foto: Ulrich Stamm bs! 2019)

Zum Schluss noch ein Klassiker. Beethoven? Nein, Beatles. „Hey Jude“ ist der beste Rausschmeisser von Welt.  Das war Cross Over in Perfektion. Schnell nach Hause und Thunderstruck in den Player. Und zum Runterkommen Beethoven. Klass(e)isch.

Galerien (by Ulrich Stamm & Stephan Kwiecinski bs! 2019):

David Garrett (Foto: Ulrich Stamm bs! 2019)

Setlist:

  1. Intro into the 5th
  2. The 5th
  3. He’s a Pirate (Klaus Badelt cover)
  4. Smells Like Teen Spirit  (Nirvana cover)
  5. Thunderstruck  (AC/DC cover)
  6. Air (Bach)
  7. Eye of the Tiger (Survivor cover)
  8. Tico Tico  (Zequinha de Abreu cover)
  9. Rock-Tocatta   (Johann Sebastian Bach cover)
  10. Nothing Else Matters  (Metallica cover)
  11. Walk This Way  (Aerosmith cover)
  12. Superstition (Stevie Wonder cover)
  13. Stairway to Heaven  (Led Zeppelin cover)
  14. Master of Puppets (Metallica cover)
  15. Smooth Criminal (Michael Jackson cover)
  16. Intro zu Asturias
  17. Asturias (Isaac Albéniz cover)
  18. Child’s Anthem  (Toto cover)
  19. Scherzo  (Ludwig van Beethoven cover)
  20. Clair de Lune  (Claude Debussy cover)
  21. Viva la Vida   (Coldplay cover)
  22. Back in Black  (AC/DC cover)
  23. Ain’t No Sunshine
  24. Dangerous  (David Guetta cover)
  25. November Rain (Guns N’ Roses cover)
  26. Sabre Dance  (Aram Khachaturian cover)
  27. In the air tonight  (Phil Collins cover)
  28. Purple Rain  (Prince cover)
  29. Queen Medley
  30. Hey Jude (The Beatles cover)

Links:
www.david-garrett.com

Veranstalter:
Hannover Concerts

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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