Eigentlich voll die gute Idee. Zwei Bands tun sich zusammen, um auf einer gemeinsamen Co-Headliner-Tour die Hallen zu füllen. Das spart Ressourcen: zwei Bands brauchen nur eine Crew, eine Bühne, nur einmal Licht und Technik und wahrscheinlich auch nur einen Flieger, um das ganze Gedöns von A nach B zu bringen. Das ist ökologisch und ökonomisch wertvoll. Für Nachhaltigkeit gibt’s hier schon mal eine „1“ mit Sternchen. Aber wie kam es zu diesem Agreement. Nun ja, das klingt fast wie ein Märchen. Es war einmal vor 20 Jahren, da hatten zwei Bands, jeweils auf der anderen Seite des großen Teichs, großen Erfolg mit Ihren veröffentlichten Alben des gleichen Genres. Zum einen die Europa-Vertreter Bullet for My Valentine aus Wales, zum anderen die Amerika-Fraktion Trivium aus den USA. Die Frontmänner der Bands umschreiben das dann so:
„Ich kann nicht glauben, dass seit der Veröffentlichung von The Poison unglaubliche 20 Jahre vergangen sind“, erklärt Matt Tuck, Frontmann von Bullet For My Valentine. „Ich bin stolz auf das, was wir als Band in den letzten zwei Jahrzehnten erreicht haben, alles begann mit diesem Debütalbum. The Poison ist musikalisch und persönlich ein so wichtiger Teil unseres Lebens. Es ist uns bewusst, welchen enormen Einfluss es auf die Metal-Welt hatte. Diese Tour bedeutet uns viel, da wir mit unseren Freunden von Trivium unterwegs sind, die ihr atemberaubendes Album Ascendancy in voller Länge spielen werden.“ „Bullet For My Valentines The Poison und Triviums Ascendancy sind zwei Platten, deren Einfluss in der DNA des modernen Metal bis heute zu hören ist“, bestätigt Trivium-Frontmann Matt Heafy. „Es ist unglaublich, an die Wirkung zu denken, die sie bei ihrer Veröffentlichung 2005 Alben hatten. Sie schlugen wie Blitze ein. Beide Bands wuchsen unabhängig voneinander in verschiedenen Ländern und abseits jeglicher Bewegung oder Szene auf, teilten jedoch im Kern eine gemeinsame Liebe zum melodischen Heavy Metal. Und beide hatten von Anfang an ähnlich kometenhafte Aufstiege.“ So weit so klar. Und nun gehen sie zusammen auf Tour: „The Poisoned Ascendancy Tour“. Die Gestaltung des Abends ist somit klar vorgegeben. Zwei Bands, zwei Alben, die jeweils einmal durchgespielt werden. Die Setlist ist klar, welche Band anfängt wird sich wahrscheinlich abwechseln. Jetzt die entscheidende Frage an die Bands:
Mehr habt ihr nicht zu bieten?

Die Frage ist irgendwie berechtigt, da ja bestimmt auch diverse andere Songs verdient hätten, gespielt zu werden. Und jetzt beschränkt sich das auf ein Album? Das ist dann wie Eintopf, der immer wieder aufgewärmt wird. Mal schauen, was der Abend bringt und ob die 3500 Fans, die in die Swiss Life Hall gekommen sind, satt nach Hause gehen.

Den Appetithappen macht eine skandinavische Band. Ob es sich bei Frontmann Niklas Karlsson um den Typen vom Dach handelt, ist auszuschließen. Ob Orbit Culture es jemals auf die Kulturseite einer Zeitung geschafft haben, ist auch nicht bekannt, aber eher abwegig. Aber dass sie aus Schweden kommen, wird mehrfach von Herrn Karlsson erwähnt. Bei Orbit Culture, die es tatsächlich seit 2013 schon gibt, geht es rustikal zu. Die Band liefert eine Mischung aus Groove- Melodic Death-, Technical Death- und natürlich Trash-. Aber nicht Schlager- sondern knackiger Metal. So kann es weitergehen.


Dann kommt der erste Headliner. Heute beginnt Bullet for My Valentine. Erfahrene Genre-Fans wissen was kommt: Auf-die-Fresse-Metal. Aber es gibt tatsächlich Unterschiede. BFMV sind melodischer unterwegs. Ja, und das hört man sogar raus. Mit den Gitarristen Michael Paget und natürlich Matthew Tuck sind versierte Saiten-Zupfer am Start, flinke Finger geben Gas. Los geht’s (wie überraschend) mit „Her Voice Resides“ und dann „4 Words“. BFMV setzten auf visuelle Unterstützung in Form von Filmen, Animationen und einer großartigen Light-Show. Das gibt prima Bilder. Das mögen die Fans, die vor allen Dingen… ziemlich jung sind. Wie geht das denn? Das Album kam vor 20 Jahren raus und hier sind viele Fans, die die 30 Lenze noch nicht überschritten haben. Das kann nur eins bedeuten: die frühkindliche Musikerziehung war erfolgreich. „Du Mama und Papa, was habt ihr denn Anfang der 2000er so gehört?“ Antwort: „BFMV, was sonst. Was Geileres gab es nicht.“ Dem kann nur zugestimmt werden. Geile Show, geiles Album. Einfach zeitlos.
Pull it out from my back
Soon, I′m the one that’s on attack
I can’t wait to return the favour (look at me now)
Look at me now (look at me now)


Der zweite Headliner ist Trivium aus Orlando, Florida, USA. Und diese Truppe ist tatsächlich noch etwas ruppiger unterwegs. Matthew Heafy, Gitarrist Corey Beaulieu, Bassist Paolo Gregoletto und Alex Bent am Schlagwerk sind Spezis im Bereich Trash und Metalcore. Nach dem Intro geht’s los mit „Rain“ und „Pull Harder on the Strings of Your Martyr”. Auf Ihrer Bühne steht eine riesige aufgeblasene Kunstfigur. Wie die wohl heißt? Vielleicht Delirium? Delirium powered by Trivium. Wer weiß? Wie alle wissen kommt die Truppe aus Orlando, und Orlando ist ja gleich Disneyland ist ja gleich Show in Reinkultur. Matthew Heafy könnte auch Zirkusdirektor sein. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebes Publikum. Herzlich Willkommen bei unserer Show. Bitte beachten Sie diesen großartigen Circle Pit hier in der Mitte, machen Sie mit, steigen sie dazu. Die nächste Runde geht gleich los und immer schön im Uhrzeigersinn bleiben. Vor aufkommenden Moshpits wird gewarnt.“ So einfach geht das. Weiteres Markenzeichen des Frontmanns ist seine Zunge, die er bei jeder Gelegenheit zeigt, nämlich immer dann, wenn er Spaß hat. Zack, Zunge. Das ist gefühlt 157 mal so und dann kommt auch schon „In Waves“ als letztes Lied. Schon vorbei? Schade. Beide Bands haben alles geboten, was Metal ausmacht. Und Eintopf geht immer. Mega lecker.
Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2025):

- Trivium (10.02.2025, Hannover) [37]
- Bullet For My Valentine (10.02.2025, Hannover) [40]
- Orbit Culture (10.02.2025, Hannover) [26]
Setlist Orbit Culture:
- Descent
- North Star of Nija
- From the Inside
- While We Serve
- Vultures of North
Setlist Bullet for My Valentine:

- Her Voice Resides
- 4 Words (to Choke Upon)
- Tears Don’t Fall
- Suffocating Under Words of Sorrow (What Can I Do)
- Hit the Floor
- All These Things I Hate (Revolve Around Me)
- Hand of Blood
- Room 409
- The Poison
- 10 Years Today
- Cries in Vain
- The End
- Knives
- Waking the Demon
Setlist Trivium:

- Rain
- Pull Harder on the Strings of Your Martyr
- Drowned and Torn Asunder
- Ascendancy
- A Gunshot to the Head of Trepidation
- Like Light to the Flies
- Dying in Your Arms
- The Deceived
- Suffocating Sight
- Departure
- Declaration
- Capsizing the Sea
- In Waves
Links:
https://bulletformyvalentine.com
https://www.trivium.org/
https://www.orbitculture.com/