Review: Keine Angst vorm Pack – Das Lumpenpack und Adam Angst live (12.02.2025, Hannover)

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand! Und, wenn er kommt? Dann laufen wir“. Wer kennt es nicht, dieses Lauf- und Fangspiel aus der Kindheit. Passt aber nicht ganz zu diesem Abend. Besser wäre: „Wer hat Angst vorm (Lumpen-) Pack? Niemand! Und wenn es kommt? Dann laufen wir. Dann hüpfen wir. Dann singen wir. Dann feiern wir. So ist schön. Also…

Keine Angst vorm Pack

Adam Angst (Foto: Michael Lange bs! 2025)

Aber bevor es richtig nice wird, kommt doch noch die Angst hoch, hoch auf die Bühne, mit riesigen Aufblasfußbällen. Also gut, Anstoß mit „Don’t look back in Anger“ von Oasis, im Hintergrund ein riesiges Oasis-Banner. Wieso dieses Banner? Das ist ja fast schon Amtsanmaßung. Man sieht förmlich schon die Schlagzeile: „ Amtsanmaßung durch Adam Angst. Wo ist ihr Banner? Noch in der Wäsche? Haben Sie keine eigenen Lieder?“ Doch, haben sie natürlich. „Habt ihr Bock auf Punk?“ schreit Frontmann Felix Schönfuss in die Menge. Und ab geht der selbige. „Wir werden alle sterben“, „Unter meinem Fenster“ und „Ja Ja, ich weiß“ bringen die Menge in Bewegung. Das Programm ist kurz, aber knackig. Die Bälle haben diesen Auftritt, bis auf einen, nicht überlebt. Na gut, es ist wie es ist. Das wissen auch die „Professoren“.

Das Lumpenpack (Foto: Michael Lange bs! 2025)

Als Das Lumpenpack das letzte Mal in Hannover war, gastierten sie noch im Pavillon, also einer relativ kleinen Location. Jetzt wurde mal amtlich upgegradet und die Swiss Life Hall gebucht. Kann man so machen, aber packen die Lumpenpacker es, dieses Venue adäquat zu bespielen? Nun ja, 2700 Fans haben den Weg in die Halle gefunden und das ist doch ganz ordentlich. Früher war Das Lumpenpack tatsächlich ein Duo, bestehend aus Jonas Frömming und Maximilian Kennel. Die Jungs waren im Bereich Poetry Slam sogar bei Desimos Spezial-Club und gewannen hier den Publikumspreis. Lange, lange her. Jetzt machen sie also in Punk und haben sich dazu mit zwei Frauen, Alexandra Eckert am Schlagzeug und Lola Schrode am Bass, und Gitarrist Jason Bartsch verstärkt. Das passt. Gut 20 Songs stehen am Ende auf der Setlist, viele davon vom neuen Album „Nie wieder W.A.C.H.“ Klingt nach müde und schlapp, wird es aber nicht. Die Fans haben Bock und die Frauen sowieso mehr Energie und Sinn für Ordnung als die Kerle. Kurzum erhält Denise vor der Bühne eine Warnweste und wird zur „Ministerin für Moshpit und Rangeltanz“ ernannt. Luschtig, Luschtig. Da kommen die alten (Comedy-)Zeiten wieder hoch. Und hier liegt, bei aller Wertschätzung, auch ein Manko. Zwanzig, in der Natur des Punks eher kurze Lieder, bei einer Gesamtdauer des Konzerts von fast 2 Stunden. Finde den Fehler. Es fällt schon auf, dass die Herren Frontmänner Labertaschen sind. Pardon, gut und viel erzählen können und auch wollen. Das ist unterhaltend im wahrsten Sinne des Wortes, dauert aber manchmal sehr lange und lässt die Stimmung die durch hörenswerte Lieder wie „Ford Fiesta“, „Ich liebe meine Wut“ oder „Kann es sein, dass du dumm bist?“ aufgekommen ist, schnell wieder verpuffen.

Hauch mich Mal an
Das kann doch nicht dein Ernst sein,
das kann doch keiner Ernst mein‘
Hauch mich Mal an
Ich wäre wirklich überrascht,
hättest du nicht vom Schnaps genascht
Ich riech es bis hierher:
Du stinkst nach Haschisch und Likör

Das Lumpenpack (Foto: Michael Lange bs! 2025)

Wenn das Lumpenpack schon mal in einer größeren Halle zu Gast ist, bleibt die Chance nicht ungenutzt auf einer kleineren Bühne zu performen. Das schafft Nähe. „Universum“ und „Liebe Grüße“ sind sowohl lustig als auch stimmungsfördernd. „Weserbergland“ zeigt ihre Heimatverbundenheit. Und „Unverträglichkeiten“, ein Song über Laktoseintoleranz, hört man auch nicht so oft. Geht doch. Auf der Zielgeraden der Veranstaltung konzentrieren sich dann doch auf den eigentlichen Auftrag des Abends. „Kruppstahl, Baby“ performen sie zusammen mit Felix Schönfuss und schon ist die Menge wieder in Bewegung, diesmal auch im Form eines Circle Of Death nur für Frauen. Nach dem Jahresrückblick 2024 „WZF?! 2.4“ kommt noch „Mein Hass“ und dann der sozialkritische Rundumkeulenschlag „Hauch mich mal an“. Das war ein in jeder Beziehung unterhaltsamer Abend.

Galerien (by Michael Lange bs! 2025):

Setlist Adam Angst:

  1. Intro: Fuckin‘ in the Bushes (Oasis song)
  2. Don’t look back in anger (Oasis cover)
  3. Wir werden alle sterben
  4. Unter meinem Fenster
  5. Ja Ja, ich weiß
  6. Wir sind zusammen
  7. Punk
  8. Mindset
  9. Professoren
  10. Outro You Never Walk Alone (Mathou song)

Setlist Das Lumpenpack:

  1. WZF?! 2.4 (Short intro, not full song)
  2. Clubs dieser Stadt
  3. Ford Fiesta
  4. Alles geht vorbei
  5. HausKindBaum
  6. Warm im Altenheim
  7. Kopf zu groß
  8. Ich liebe meine Wut
  9. Kann es sein, dass du dumm bist?
  10. Universum
  11. Liebe Grüße
  12. Guacamole
  13. Unverträglichkeiten
  14. Immer noch drauf
  15. Songs von Echt
  16. Sabine R.
  17. Mark
  18. Frieden durch Lärm
  19. Kruppstahl, Baby
  20. Einfache Gefühle
  21. Die Nacht
  22. WZF?! 2.4
  23. Mein Hass
  24. Hauch mich mal an

Links:
https://www.adamangst.de/
https://daslumpenpack.de/

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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