13thplanet
21.09.2007
www.ministrymusic.org
Tracklist:
- Let's go
- Watch yourself
- Life is good
- The dick song
- The last sucker
- No glory
- Death & destuction
- Roadhouse blues
- Die in a crash
- End of days (Pt. 1)
- End of days (Pt. 2)
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht von Ministry. Die gute Nachricht, dass ein neues Album im Kasten ist wandelt sich in eine semischlechte Nachricht, sobald man erfährt, dass es sich bei „Last Sucker“ um das letzte Werk handeln soll. Würde ich diese hässlichen Strichmännchengesichter verwenden, die in E-Mails und bei Chats so beliebt sind würde ich hier und jetzt einen Doppelpunkt mit einer Klammer-Auf einfügen… DREIFACHE Klammer-Auf!!! Aber genug gejammert, dieses eine Album haben wir ja noch und darum geht es jetzt.
Ein gebührlicher Abschied den sich die derzeit mitunter größten Bush-Gegner hier leisten. Das Album ist gewaltig… wahrscheinlich sogar das Beste seit „Psalm 69“. Schon der Opener ist ein Kracher und überrascht mit genickbrechenden Industrialriffs. Die Geschwindigkeit ist nicht ganz so hoch wie man es sonst von den Industrialhelden her kennt. Auch die Monotie einiger Songs gestaltet sich anfangs als gewöhnungsbedürftig, aber ich garantiere, dass man das Album nach dem zweiten Mal durchhören nicht mehr weglegen möchte. Während „Watch Yourself“ mit jeder Sekunde an Energie zunimmt, sorgen die orientalischen Klänge im Hintergrund von „Life Is Good“ fast für ein wenig Entspannung. Aber nur fast, denn sobald Al loslegt mit seinen Vocals ist Schluss mit Ruhe! Experimentierfreudig und immer für eine Überraschung gut. Tommy Victor wartet mit einigen coolen Soli auf während Al nach wie vor über sein Lieblingsopfer George Bush wettert (aber er hat ja so recht, der gute Al!). Der Stil von „The Last Sucker“ erinnert an alte als auch an neuere Werke von Ministry wie „Rio Grande Blood“ - man könnte fast meinen es sei ein kleiner Gang durch die Ministry Geschichte. Und passend dazu muss auch mindestens ein Coversong enthalten sein. Ein Song, der für mich bis dato ein absolut rotes Tuch darstellte, wird hier in ein wunderbares hartes Metalstück umgewandelt. Ministry sorgen dafür, dass mein eigentlicher Hass-Song schlechthin, der „Roadhouse Blues“ zu einem meiner Lieblingssongs auf dem Album wird. Kaum wiederzuerkennen zwischen den schnellen Gitarrenriffs und der Double Bass bekomme ich vor Lachen fast Tränen in den Augen – was für ein Geniestreich!
Daraufhin folgt die nächste Überraschung. Kaum erholt von der Mundharmonika am Ende des „Roadhouse Blues“ erschallt „Die In A Crash“ in guter Punkrockmanier und beweist: in jedem Al steckt im Grunde ein Punk! Ramones und Dead Kennedys sind die Stichworte, die hier sogleich aufflammen.
Die letzten beiden fast 15 Minuten einnehmenden Songs „End Of Days (Pt. 1)“ und „End Of Days (Pt. 2)“ beehrt sogar Fear Factory Frontmann Burton C. Bell die Ministry Freaks. Oder Ministry beehren ihn… egal wie, die beiden Songs stellen den Hörer durch ihre Einseitigkeit, die trotz der choralen Einflüsse zwischenzeitlich sehr monoton wirken, erneut auf die Probe. Doch andererseits hat es niemad so gut drauf einen 15 Minuten Brocken wie 2 kurze Minuten erscheinen zu lassen. Denn, schwupps, sind die Songs auch schon vorbei und man möchte das Ganze nochmal von vorn hören.
Gesagt, getan! Und während die Scheibe zum wiederholten Male durchläuft erinnere ich mich an die Aussage, dass dies vielleicht doch nicht das letzte ist was wir von Ministry hören sollen… immerhin munkelt man etwas von einem Coveralbum und nachdem der „Roadhouse Blues“ schon so gelungen ist, scheint das wirklich eine verdammt gute Idee zu sein…