Metalcore
Century Media/Sony Music
21.03.2020
www.heavenshallburn.com
Tracklist:
- March Of Retribution
- Thoughts And Prayers
- Eradicate
- Protector
- Übermacht
- My Heart And The Ocean
- Expatriate
- What War Means
- Terminate The Unconcern
- The Ashes Of My Enemies
- Children Of A Lesser God
- La Résistance
- The Sorrows Of Victory
- Stateless
- Tirpitz
- Truther
- Critical Mass
- Eagles Among Vultures
- Weakness Leaving My Heart
Heaven Shall Burn? Ach ja, die „Rockergruppe aus dem Nichts“. Ich denke unter diesem „Pseudonym“ könnte die Thüringer-Formation in der breiten „Mainstream-Masse“ nun besser bekannt sein. Diese Titulierung haben sie von DSDS-„Star“ Pietro Lombardi bekommen, der sich einen spannenden Kampf um die Pole Position der deutschen Albumcharts mit den Jungs geliefert hatte. Wer die Promo-Maschiniere in seinen Instagram-Stories verfolgt hatte, war als Nicht-Fan ganz schnell genervt davon und freute sich dadurch noch mehr, als die „Rockergruppe aus dem Nichts“ mit knappen Versprung sich die Chart-Krone holte. Gratulation! Aber man muss auch den Sportsgeist der beiden Titelkämpfer hoch anrechnen, denn es ist NIE zu einer infantilen Schlammschlacht gekommen und nach dem die Entscheidung gefallen war folgten gegenseitige Respekts- und Glückwunschsbekundungen. Verdienter Beifall!
Was während diesem Szenario ein wenig in den Hintergrund geraten war ist die Musik. Und die ist schließlich das Wichtigste. Für Nichtwisser: Bei „Of Truth And Sacrifice“ handelt es sich nicht nur um das neunte Album ihrer Karriere, sondern auch das erste Doppelalbum in ihrer Vita. In meinen Augen (und Ohren) birgt ein solches Werk immer die Gefahr, sofern es keinen roten Faden bzw. einem Konzept unterliegt, dass sich einige Füller darauf befinden und es zur Langeweile bzw. Langatmigkeit führen könnte. Doch nach jeder Runde, die fast 100 Minuten dauert, kommen einem diese Vermutungen nicht. Mit Abwechslungsreichtum, Frische, genügend Atempausen und Spielwitz entsteht stets Spannung und das Album klingt fließend.
Die beiden CD-Hälften bekamen mit „Of Truth“ und „Of Sacrifice“ ihre eigenen Titel und stellt man es metaphorisch in der Kontext der gebotenen Musik, bringt das auch einen anderen Blickwinkel mit sich. Die „Of Truth“-Songs könnten allein für sich schon als eigenständiges Heaven Shall Burn-Werk stehen, während man auf „Of Sacrifice“ sich der „Norm“ opfert und weitaus experimenteller zur Sache geht. Beispiele hierfür sind das stark elektronische (aber sehr geile!) „La Résistance“, die Bolt Thrower-Verbeugung „Tirpitz“, das mit dem Minsker Orchester aufgenommene „Weakness Leaving My Heart“ oder das interessant gestaltete „The Sorrows Of Victory“ mit Gastvocals von Lord Of The Lost-Sänger Chris Harms. Nicht unerwähnt sollte das „Critical Mass“-Cover von Nuclear Assault bleiben, bei dem man sich Nasty-Frontmann Matthias Tarnath ins Studio holte. Und was ist mit „typischen“ HSB-Hits? Die dürfen natürlich auch nicht fehlen und befinden sich zu meist auf der ersten Hälfte des Albums: „My Heart And The Ocean“, „Eradicate“, „Terminate The Unconcern“ (mit Sänger Andy Dörner von Caliban), „Thoughts And Prayers“ (das sehr geil einleitet wird durch das Intro „March Of Retribution“), das hochmelodische „Protector“ und dem alleswegfetzenden „Übermacht“.
Ich habe mich lange schwer getan mit einer Benotung, denn allein dass dieses Doppelalbum nie langweilig und schier wie aus einem Guss klingt, verdient es alle fünf Sterne. Doch setze ich meine Fan-Brille ab, muss ich gestehen, dass ein paar wenige Songs nur „Gut“ und nicht „Sehr gut“ sind („Truther“, „Stateless“, „What War Means“…), bin aber auf seine Gesamtheit gesehen, mehr als zufrieden. Das muss man in dieser Form auch erstmal schaffen!
P.S.:
Wenn ihr euch das Album zulegt, dann versucht mindestes die Digipack-Version abzugreifen, bei der die Band-Doku „Mein Grünes Herz In Dunklen Zeiten“ (die Anfang des Jahres auch in ausgewählten Kinos lief) dabei liegt. Diese ist sehr sehenswert und macht die fünf Jungs noch sympathischer, als sie es eh schon sind.