Das Jahr 2021 hat mir persönlich viele Erneuerungen und viele positive Erfahrungen beschert. Und das trotz, naja, ihr wisst schon… (ich schreibe bewusst dieses Wort nicht, denn wir können es alle einfach nicht mehr hören…). Natürlich haben die Verluste von Joey Jordison, Mike Howe, Dusty Hill, Bill Tsamis, John Lawton, Hank von Hell, L.G. Petrov, Eric Wagner, Jeff LaBar oder Charlie Watts geschmerzt, aber in diesen Zeiten muss man dennoch, vom „Mindset“ her, positiv bleiben. Wenn ich Phasen hatte, in denen es mir verdammt schwer fiel, eine gute Stimmung zu versprühen, gab mir die Musik stets neue Energie. Vor allem ein Genre gab mir (unerwarteterweise) den meisten Input: AOR. Dies zeigt sich in zwei meiner drei Jahreshighlights:
- Album des Jahres: The Night Flight Orchestra – „Aeromantic II“
Ich war schon immer Fan der Schweden rund um die beiden Soilwork-Mitglieder Björn „Speed“ Strid und David Andersson. So schnell hatte ich nicht mit einem neuen Album gerechnet, nachdem im letzten Jahr erst der Vorgänger erschien. Besonders Gitarrist und Songwriter David war so kreativ und sprudelte vor Ideen über, dass er innerhalb eines Jahres mit vielen neuen Songs ankam und mit Sänger Björn sie vollendete. Ich hatte noch bedenken, ob es ein Schnellschuss werden könnte, aber die Vorabsingles „White Jeans“ und vor allem „Burn For Me“ ließen meine Erwartungen sogar steigen. Kurz vor Veröffentlichung des neuen Werkes wurden „Change“ und „Chardonnay Nights“ ausgekoppelt und ich konnte den Release kaum noch abwarten. Es ist kaum zu fassen, aber mit „Aeromantic II“ hauen die Jungs ein weiteres Sahnestück ihrer Diskographie raus, das mit den weitern Perlen wie „Zodiac“, „Moonlit Skies“ oder der asiatisch-angehauchte Tanzflächenfeger „You Belong To The Night“ brilliert. Jedes gottverdammte Mal, hat man nach dem Genuss dieser AOR-Songs wieder gute Laune. Nach unzähligen Durchläufen kann ich dies zu 100% bestätigen!
- Newcomer des Jahres: Nestor
AOR, die Zweite: Ich habe es in meinem Review zu „Kids In A Ghost Town“ bereits erwähnt, aber obwohl dieses Jahr einige starke Newcomer zu bieten hatte (checkt mal Sijjin, The Night Eternal, Tentation oder Yoth Iria an), haben die (huch!) Schweden aus Falköpings die Nase eindeutig vorne. Unfassbar welch eine Faszination sie auf mich ausgeübt haben, aber auch auf andere. Aber überrascht das wirklich? Auch wenn die Songs einen vielleicht nicht gleich beim ersten Hören voll ins Gesicht springen, so ist ein weiterer Beleg dafür, dass man Songs NIE nach nur einem kurzen Anhören oder nur einmaligen Durchhören beurteilen sollte. Wahre Kunst benötigt Zeit, um sich zu entfalten und so hat sich „On The Run“ bei mir nach nur einmal hören elegant wie eine Katze, mit den ersten Worten des Refrains („Call The Police…“), ins Ohr geschmiegt. Die Sucht nach diesen Melodien kommt dann mit der Zeit und dann lassen die Niederknieer „1989“, „On The Run“, „Kids In The Ghost Town“, „Tomorrow“, „Firesign“, „These Days“, „Stone Cold Eyes“, „Perfect 10 (Eyes Like Demi Moore)“ oder der Taschentuchzücker „We Are Not Ok“ einen nicht mehr los. P.S.: Schweden ist das Heimatland der poppigen Melodien. Und wenn man diese Melodik mit Gitarren kreuzt, überrascht es nicht, dass aus diesem Land solch hochkarätige Bands kommen. Haben sich ABBA deswegen zu einem Comeback aufgerafft? Aus Angst vor dieser „Konkurrenz“? Offiziell gesehen ist es natürlich anders… 😉
- Keep It True Rising!-Festival
Lange habe ich überlegt, was ich als drittes großes Jahreshighlight hervorheben soll. Aber am Ende war es klar, dass das einzige Festival, das ich in dem Jahr besuchen konnte (das auch noch Gott sei Dank stattfand!) ein absolutes Highlight des Jahres war. In erster Linie wegen dem großartigen Line-Up: Blind Guardian mit Oldschool-Set, Triumpf Of Death die die Hellhammer-Songs performten, Candlemass mit der Darbietung ihrer „Nightfall“ und „Epicus Doomicus Metallicus“-Alben, Velvet Viper zockten die Zed Yago-Songs, die göttlichen Atlantean Kodex, Demon, Praying Mantis, Nestor, Killer, Ostrogoth, Kate´s Acid, Megaton Sword, Wheel, Sphinx, Century, Venator, Seven Sisters und The Night Eternal. Aber noch schöner war neben den musikalischen Genüssen, die stückweite Normalität, die auf diesem Festival herrschte. Ebenso das Miteinander, das Friedvolle und die schönen Erlebnisse die mich selbst sehr rührten. Danke schön an die Veranstalter!
Ausblick auf 2022:
Weiter, immer weiter: Mit jedem neuen Tag kommen wir dieser Situation einen Schritt dem Ende (hoffentlich) näher. Selbst in diesen Zeiten kann man etwas positives abgewinnen, denn viele Bands konnten ihrer Kreativität mehr freien Lauf und auch reifen lassen. Es gab jedes Jahr großartige neue Musik und bin, wie jedes Jahr, einfach nur gespannt welche Highlights mich in den nächsten 12 Monaten erwarten werden. Am Glücklichsten werde ich dann sein, wenn ich diese besondere Musik für mich entdeckt habe, die mich so sehr berührt, dass ich weinen, lachen, Hoffnung finden, Trost haben und träumen kann.