„Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar
Ob Hesse auf Sisters gestanden hätte? Eigentlich sollte man über eine Veranstaltung, die Partout scheiße sein will – nein keine Angst liebe Sisters Fans, hier wird keine Nebelschwester in der Luft zerrissen -, überhaupt nicht berichten. Also jetzt mal ernsthaft. Man kann einen Job so oder so machen, man kann bei Problemen mit der Organisation als Veranstalter oder Teil der Veranstaltung wenigstens versuchen für gute Stimmung zu sorgen, Service aufrechterhalten und gegebenenfalls schafft man es so durch Kleinigkeiten, für gute Stimmung und gute Kritiken zu sorgen. Man kann es aber auch einfach lassen, auf „scheiß egal“ Haltung schalten und KonzertfotografInnen, MusikjournalistInnen – egal wie weit angereist – ihren Job verunmöglichen.
LSD on CIA
Sicherlich, man könnte dennoch schreiben, dass LSD on CIA gar keinen schlechten Job gemacht haben, mit Sisters crashen hier wirklich – wie der Konzeptname verspricht – Welten aufeinander. Melodischer Progressivekram mit Stimme und IggyLookAlike. Dass es der Band wirklich Spaß macht, hat sicherlich auch die ein oder andere Sistersnebelschwinge angesteckt. Gefällt. Auf Anhieb. Aber eben nicht jedem/r. Leider liegen uns – siehe scheiß egal Haltung – keine Bilder von den wirklich angenehm ausgeleuchteten Kopenhagener Nackedeis vor, für die man extra pünktlich – ohne scheiß auf den Support Haltung – und scheinbar vollkommen umsonst angereist ist. Aber wer ist schon nachtragend, immerhin löhnt mensch für die Parkgebühren am Spielbudenplatz nur so ’n wirklich klitzekleines Vermögen!
„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“.
Mensch ist offen. Mensch bereitet sich vor. Mensch ist pünktlich und lässt sich nicht von den Verrissen über die Konzerte in Köln und Berlin beeindrucken. Mensch lässt sich die Stimme, die besser als jeder Subwoofer von den Ohren direkt ins Höschen geht, einfach nicht madig machen. Mensch, Mädchen will tanzen, verdammt noch mal. Mädchen will sich freuen. Mädchen reißt sich ein Bein aus und der Veranstalter tut wirklich alles dafür, dem Mädchen jeden erdenklichen „scheiß egal“-Knüppel über die selig schmachtende Kulturrübe zu ziehen.
I want more
Gehen wir mal davon aus, dass das Mädchen nicht ganz zurechnungsfähig und vom „scheiß egal“ Veranstalter auch nicht gewollt ist und lassen im Sinne ausgewogener Berichterstattung mal die BesucherInnen zu Wort kommen, die – oh Wunder – eigentlich nur zwei Positionen beziehen,… eine, die wir nicht kennen, da diese Fans „den Saal vorzeitig verlassen haben“, weil sie die Band a) gar nicht gesehen haben, b) den Sound – nennen wir’s mal – „fragwürdig“ fanden oder c) a+b.
„Phalanx aus Nebel“
Die andere Seite der Fans, empfand all das als „äußerst gelungen“, dies sei definitiv Kunst. „Aus den vorderen Reihen konnte man alles sehr gut erkennen, das Konzept der „Phalanx aus dem Nebel“ ging auf, die Bandmember [sic] waren zu den richtigen Zeiten an den richtigen Positionen suggestivunterstützend sichtbar und haben sich, wenn ihre Instrumente oder Stimmen nicht hörbar waren, wie Geister zurückgezogen… einfach stimmig! Andrew hat wesentlich mehr mit dem Licht gespielt als beim letzten Konzert in den Docks und auch das Gestik- und Mimikspiel war meiner Meinung nach noch intensiver. Sehr gelungen! Schade nur, dass all das für die Zuschauer im hinteren Bereich der Docks sicherlich schwer zu erkennen gewesen sein muss. Trotzdem muss es auch dort insgesamt sehr gut angekommen sein – bei drei Zugaben. Sauber! Wie gesagt, definitiv eine Kunstform, aber nichts für jederman/-frau.“ (facebook-Kommentar)
Schnell wird man belehrt, dass mensch, bei einem Konzert der Sisters einfach nichts sehen darf, da gehöre sehr viel Nebel einfach dazu, das „sei allen wirklichen Fans nicht nur bekannt, sondern auch wichtig.“
Soweit, so Sisters.
Look.
Und ich habe mich schon gefragt, was mein Problem ist. Ich bin einfach ein falscher Fan! Dennoch fragt sich der unwirkliche Fan mit feuchten Höschen und aufgerissenen Augen wie traurig es eigentlich ist, dass Fans, die Souveränität eines Künstlers, der sich bereits mit den ersten Worten für Defizite in der Show entschuldigen muss, als „tapfer“ verteidigen müssen und ernsthaft bewundern, „wie elegant und souverän die Band mit den technischen Problemen umgegangen sei.“ Ist es nicht durchaus bedenklich, wenn Fans es als tatsächlich erwähnenswert empfinden, „wie entspannt und ausgelassen Eldritch trotz allem wirkte.“
Trotz allem? Echt jetzt? Nur so als Idee: Sollte es KünstlerInnen nicht gegönnt sein, ihre Show genießen und sich auf die Technik verlassen zu können? Trotz-allem-Bedingungen sprechen definitiv für die Professionalität der Sisters of Mercy, nicht jedoch für die derjenigen, die das technische Desaster zu verantworten haben.
We are a rock ’n‘ roll band…
We are intellectual love gods.
Sind Fans wirklich so unkritisch, dass sie alles hinnehmen, nur um ihre HeldInnen zu sehen resp. zu ahnen? Soundmatsch, mieses Licht, technische Probleme, unwillige VeranstalterInnen sind weder eine Würdigung des musikalischen Könnens einer Band, noch irgendwie akzeptabel für diejenigen, die ein Konzert genießen wollen und – auch das ist ja nicht ganz unwichtig – dafür auch bezahlt haben. Und ja, auch Nebel kann man inzwischen ästhetisch und dosiert als künstlerisches Element einsetzen. An „viel hilft viel“ ist Vieles richtig. Bei Nebel und Lautstärke ist dies sicherlich nur bedingt richtig.
„Some people get by with a little understanding Some people get by with a whole lot more I don’t know, why you gotta be so undemanding One thing I know, I want more“
Ach und nur für’s Protokoll: Das Mädchen ist ’n verdammt großer kleiner Fan. Pah! 1959
Die missratene Hypotaktikerin wird als Redakteurin Schrägstrich Fotografin bei be subjective! geduldet, hat versucht sich als freie Autorin und Herausgeberin verschiedener Artikel und Bände im Bereich der kritischen Sozialwissenschaft für Suchmaschinen selbst zu optimieren und will – wenn sie groß ist – mal sehen. Künstlerisch als Autorin und Fotografin mit diversen Bands und AutorInnen zusammenarbeitend, Texte zu Papier, Gehör und auf die Bühne bringend. Na dann Prost Mahlzeit!
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