Review: Scooter, Double-D-Town Likes It Loud! (18.08.2018, Dresden)

„Jumping All Over The World“, „Under The Radar Over The Top“, „The Big Mash Up“, „Can’t Stop The Hardcore“ oder einfach nur „Harder, Faster, Scooter“. Ganz egal, wie ein Text über die Band aus Hamburg beginnt bzw. beginnen könnte – meistens passt es. Sobald der Name Scooter fällt hat fast jede/jeder, die/der in den letzten 25 Jahren ein bisschen was von Musik mitbekommen, auch eine Meinung zu den Tracks und Hymnen von den populärsten Vertretern des Happy Hardcore. Und ganz gleich ob diese positiv oder negativ ausfällt, es gibt eine. Was unter anderem daran liegt, daß die Hamburger zwischen 1995 und 2017 allein 19 reguläre Studioalben veröffentlicht haben und dies millionenfach in über 50 Ländern. Somit einer der wenigen Acts der letzten Jahrzehnte sind, welche sich auch international Bekanntheit erarbeitet haben und schon lange nicht mehr unter dem Radar fliegen. Ziemlich beachtlich für eine Band, die als Remix-Projekt The Loop begonnen hat. Einen großen Anteil daran, hat natürlich H.P. Baxxter als charismatischer Frontmann, der mit seinen bandtypischen Shouts auch abseits von Konzertbühnen dafür sorgt, dass der Name Scooter relevant bleibt. Deshalb feiern sie sich und ihre Tunes auf der aktuellen „100% Scooter – 25 Years Wild & Wicked Tour“.

Posse (I Need You On The Floor)

Scooter (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Fakt ist aber ebenso, wenn H.P. seine Posse ruf, dann kommt sie meist in Scharen. So zum Beispiel gestern Abend beim Heimspiel auf der Traprennbahn in Hamburg-Bahrenfeld. Oder beim heutigen Open-Air-Konzert bei Filmnächte am Elbufer in Dresden. Auch wenn der Auftritt von Scooter nicht zum offiziellen Rahmenprogramm des Stadtfestes der sächsischen Landeshauptstadt dazugehört, passt er sehr gut als Abschluss des zweiten Festtages. Dies sehe nicht nur ich so, sondern etliche Damen bzw. Herren zwischen 15 und 50, mit entsprechender Scooter-Gear, welche mir auf dem Dresdner Stadtfest begegnen. Also auf zum Festivalgelände oder zu den Elbbrücken bzw. -wiesen links und rechts nebenan, ganz wie es Mensch möchte.

Always Hardcore

Nachdem der Support-Act und Label-Kollege DJ Picco die Menge ein wenig angefixt hat, kann es die Posse vor der Bühne kaum mehr erwarten und die Show beginnt mit einem großen Knall „One (Always Hardcore)“. An den Keyboards bzw. Synthesizer Michael Simon und Phil Speiser. Auf der „Ramp!“, H.P. Baxxter mit dem was er am Besten kann „Bora! Bora! Bora!“ und „[…] Oi oi oi fucking oi

Oi oi oi fucking oi
Scream!
Oi oi oi fucking oi
Oi oi oi fucking oi
Louder!
Oi oi oi fucking oi

Scooter (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Oi oi oi fucking oi Yeee-hey! […]“ (Auszug aus „Oi“). Das Ganze garniert mit viel Lichteffekten und ein wenig Pyro – „Bigroom Blitz“. Verfeinert wird die Sause zusätzlich noch durch die Scooter-Dancers, „We Are The Greatest“. Die Band findest es gut und das Publikum ist fleißig am Tanzen, im Jump Style versteht sich. „Fire“ frei, selbst H.P. „Can’t Stop The Hardcore“. Also ab in die zweite Runde durch die Diskographie…“How Much Is The Fish?“ – „Jigga Jigga!“. Leute, „The Night“ ist unsere, also „Fuck The Millennium“ und „Call Me Mañana“.

J’adore Hardcore

Jetzt weiß nicht nur jede Maria vor Ort, daß es Scooter lieben, wenn die Musik ganz laut aus den Boxen dröhnt, sondern ebenso ganz Dresden. Und da es hier in dieser Stadt, wie in so vielen anderen Orten im Land seit April kaum ein Tag vergangen ist, an dem nicht für ein paar Stunden die Sonne geschienen hat. Dies laut Wetterprognose die nächsten Wochen auch noch so bleiben soll, passt zu diesem sogenannten Hitze-Sommer wohl kaum ein Scooter-Track besser als der Klassiker „Endless Summer“. Final kombiniert mit zwei weiteren Hymnen aus ihrer Debüt-LP „…And The Beat Goes On!“. Also „Move Your Ass! und schrei „Hyper Hyper“, großes Kino und 100% Scooter.

Scooter (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Our Happy Hardcore

Mit dem zuletzt genannten Track haben sich die Hamburger nicht nur selber ein musikalisches Denkmal gesetzt, sind ebenso vielen anderen KollegInnen, welche Anfang der 90er dafür gesorgt haben, daß auf unzähligen Raves und Techno-Partys die elektronische Musik den Untergrund verlassen hat und zum Beispiel Ende der 90er Jahre mehr als eine Million in Berlin auf der Love Parade gefeiert haben.

Scooter (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

[…] and to all ravers in the world
And to Westbam, Marusha, Stevie Mason, The Mystic Man, DJ Dick,
Carl Cox, The Hooligan, Cosmic, Kid Paul, Dag, Mike Van Dyke,
Jens Lissat, Lenny D., Sven Väth, Mark Spoon, Marco Zaffarano,
Hell, Paul Elstak, Mate Galic, Roland Casper, Sylvie, Miss Djax,
Jens Mahlstedt, Tanith, Laurent Garnier, Special, Pascal F.E.O.S.,
Gary D., Scotty, Gizmo and to all DJs all over the World […]
(Auszug aus „Hyper Hyper“)

Scooter (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Wer einige von diesen Damen und Herren schon ein oder auch mehrmals live erlebt, die/der hat wie ich eventuell ein paar Jahre mehr auf dem Strichzettel. Aber so lange H.P. Baxxter mit über 50 noch auf Bühnen jumpstyled, werden Scooter sicherlich noch einige Sheffield Tunes veröffentlichen und sich somit ihrer Posse weitere Gelegenheiten für Konzertbesuche bieten. Ob es allerdings nochmal 25 werden? Keine Ahnung, dies weiß wahrscheinlich nur der Fisch – in diesem Sinne.

Always Hardcore

PS: Wen es interessiert was aus den DJanes und DJs geworden ist, welche in „Hyper Hyper“ aufgezählt werden!? Dazu gibt es auf dem Blog von Tanith aus dem Jahr 2009 einen Beitrag mit seiner Sicht der Dinge (siehe Links weiter unten).

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2018):

Scooter (Foto: Kristin Hofmann bs! 2018)

Setlist:

  1. One (Always Hardcore)
  2. Ramp! (The Logical Song)
  3. Bora! Bora! Bora!
  4. My Gabber
  5. Oi
  6. Bigroom Blitz
  7. Mary Got No Lamb
  8. Frequent Traveller / We Are The Greatest / Kiss Goodnight / Wall Of China (See The Light)
  9. Fire
  10. Can’t Stop The Hardcore
  11. How Much Is The Fish?
  12. Jigga Jigga!
  13. No Fate
  14. Posse (I Need You On The Floor)
  15. The Night
  16. Fuck The Millennium / Call Me Mañana
  17. J’adore Hardcore / Jumping All Over The World
    Encore:
  18. Maria (I Like It Loud)
  19. Move Your Ass! / Endless Summer / Hyper Hyper / Move Your Ass

Weiterhören:
„100% Scooter – 25 Years Wild & Wicked“; „20 Years Of Hardcore“; „The Very Best Of“; „Russian Replay“; „Anthologie (Tous Leurs Tubes)“; „Select10n“; „24 Carat Gold „; „Push The Beat For This Jam – The Second Chapter“ & „Rough And Tough And Dangerous – The Singles 94/98“

Links:
https://scootertechno.com/
http://www.tanith.org/?p=1558
https://de-de.facebook.com/picco.dj/

Veranstalter:
In Move GmbH

Tobias Richter
Tobias Richterhttps://www.facebook.com/mischband/
Jeder sollte einen Tobi haben. Keiner von uns hat ihn je gesehen, der Typ ist einfach zu groß und artig, der schmeißt aufgeblasene orange Dinger in Einkaufsnetze und - wie man so hört - muss sich der Ü190 Hüne dafür bücken. Eat Sleep Ball Repeat. Ansonsten ist ein Tobi einer, der Kassetten professionell aufwickeln kann, "der immer Ärger macht, der Streiche spielende Anstifter, der, der süchtig nach Furcht ist, ein Sinnbild für Gefahr." Jeder sollte einen Tobi haben. Und eine B-Seite.

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